Die großen Reichmacher
Die Jugend hat Aktien und Investmentfonds entdeckt. „Das Corona-Jahr hat den Aktienboom bei Jung und Alt befördert“, stellt zum Beispiel das Deutsche Aktieninstitut fest. Besonders unter 30-Jährige investieren in wachsenden Zahlen in Aktien und Fonds. Dabei vereinfachen nicht zuletzt auch smarte Apps die Kapitalanlage, denn mit wenigen Klicks ist ein Wertpapierkauf getätigt oder ein Fondssparplan eingerichtet. Bestehen bleibt aber das Grundproblem aller Investoren: Wie anlegen und welche Wertpapiere oder Fonds kaufen? Dies Frage stellt sich natürlich stets auch für erfahrene Investoren, private wie institutionelle, aber eben besonders auch für Neueinsteiger in den Kapitalmarkt. Zu berücksichtigen ist auch, dass praktisches Finanzwissen hierzulande offenbar große Defizite aufweist. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Finanztip Stiftung. Demnach tun sich gerade bei Jüngeren größere Wissenslücken auf. Antworten zum erfolgreichen Investieren sind gefragt, und das in einer Zeit, in der die sichere Anlage angesichts von Null- und Negativzinsen als Alternative weitgehend ausfällt.
Doch wie werden Anleger reich und können ihr Vermögen wie Onkel Dagobert langfristig vermehren? Eine sinnvolle Strategie ist es, über Investmentfonds breit gestreut in den Kapitalmarkt zu investieren, die lukrative Aktienanlage dabei nicht außer acht zu lassen und in Produkte von Top-Investoren zu investieren. Denn auch wenn es nur ausgewählte Fondslenker sind, es gibt sie wirklich, die Reichmacher, die mit ihren Fonds auf Dauer ihre Benchmark und andere vergleichbare Produkte schlagen. Und erstklassige Investoren verlernen ihr Handwerk nicht, das zeigt nicht zuletzt ein Altmeister wie Warren Buffett. „Das Erfolgsrezept schlechthin gibt es nicht“, sagt Top-Fondsmanager Björn Glück von Lupus alpha im Interview mit rendite, dem Anlagemagazin der Börsen-Zeitung. „Was man haben muss, um diesen Job erfolgreich auszuüben, ist Leidenschaft für Aktien und die Assetklasse deutsche Aktien“, sagt der langfristig erfolgreiche Lenker des Nebenwertefonds Smaller German Champions. Zudem müsse man neugierig und nicht zu gierig sein. Hinzu kommt sicher ein genaues Hinsehen, insbesondere bei der Entwicklung von einzelnen Aktiengesellschaften. „Man sollte erkennen, wann Wendepunkte bei einem Unternehmen vorliegen“, sagt Glück.
Signifikante Outperformance
Um die Lenker von aktiven Fonds zu ermitteln, die auf Dauer überzeugen, hat rendite sich an den unabhängigen Daten von Morningstar orientiert. Das ausschlaggebende Kriterium der Untersuchung ist eine signifikante langfristige Outperformance eines Fonds gegenüber dem Durchschnitt der jeweiligen Fondskategorie, die auch nicht mit einem extrem hohen Risiko erreicht wurde. Es zählt eben nicht das Abschneiden über wenige Monate oder im vergangenen Jahr, sondern der langfristige Track Record über einen Zeitraum von fünf und zehn Jahren.
Die Ergebnisse der Untersuchung sind in der ausführlichen Tabelle dargestellt. Aufgeführt sind hier jeweils Privatanlegertranchen. Für etliche der Top-Fonds gibt es aber auch eigene Tranchen für institutionelle Anleger, die bei großvolumigen Käufen niedrigere Gebühren aufweisen. Diese schneiden dann noch besser ab. Die Strategie, die Produkte von Top-Investoren zu erwerben, ist insofern nicht allein eine für Privatanleger gut geeignete, sie ergibt auch für institutionelle Investoren Sinn.
Mehrere Top-Fondslenker
Wie die Tabelle zeigt, gibt es in den verschiedenen Assetklassen mehrere Top-Fondsmanager. Bei deutschen Nebenwerten sind dies neben Björn Glück zum Beispiel Valerie Schüler sowie Christoph Frank und Roger Peeters. Bei japanischen Nebenwerten überzeugt Taeko Setaishi, bei amerikanischen Small und Mid Caps Curt Organt. Bei deutschen, europäischen und weltweiten Standardwerten erzielen Hansjörg Pack, Franz Weis oder Christoph Niesel langfristig eine überdurchschnittliche Performance. Bei Technologiefonds sind Tony Kim, Hyun Ho Sohn und Jonathan Curtis große Reichmacher. Und bei den Mischfonds zählen Frank Fischer, Bert Flossbach sowie J. Henrik Muhle und Uwe Rathausky zu den Top-Fondslenkern.
Viele Anleger sind nicht in Nebenwerten investiert. Dies ist langfristig betrachtet sicherlich ein Fehler. Denn zum einen gibt es den auch wissenschaftlich nachgewiesenen Size-Effekt. Dieser besagt, dass kleinere und mittelgroße Aktien auf lange Sicht betrachtet eine weitaus höhere Performance als die großen Blue Chips erzielen. Zum anderen bieten gerade die am Kapitalmarkt weniger bekannten Nebenwerte engagierten Fondslenkern die Chance, eine langfristige Outperformance zu erzielen. „Nebenwerte, egal ob das nun deutsche, europäische oder amerikanische sind, sind ein Paradies für Stock Picker“, erläutert Glück. „Weil das Feld sehr breit ist, gibt es ein Riesen-Universum.“
Per Ende Juli hat der Lupus alpha Smaller German Champions über seine bisherige Laufzeit von 20 Jahren mit deutschen Nebenwerten eine Rendite von 1 041 % erzielt, während seine zur Hälfte aus Dax und MDax bestehende Benchmark im selben Zeitraum 585 % erzielte und der Dax „nur“ auf ein Plus von 171 % kam. Auf Sicht von zehn Jahren hat der von Björn Glück gesteuerte, inzwischen 900 Mill. Euro schwere Fonds eine Performance von 17,2 % im Jahr und damit eine Outperformance von 2,5 Prozentpunkten im Jahr gegenüber der Morningstar-Vergleichsgruppe deutsche Nebenwerte erzielt.
Zu den Top-Fondsmanagerinnen zählt auch Valerie Schüler, die den ebenfalls auf deutsche Nebenwerte fokussierten DWS German/Small Mid Cap steuert. Damit hat sie über zehn Jahre eine Performance von 17,9 % im Jahr entsprechend einer Outperformance von 3,2 Prozentpunkten im Jahr erzielt.
Bottom-up-getrieben
Bottom-up-getrieben sind Christoph Frank und Roger Peeters, die seit vielen Jahren mit großem Erfolg den DWS Concept Platow steuern. Ein wichtiges Element ist dabei ein von Frank entwickeltes Aktienauswahlverfahren. Hinzu kommen Bilanzanalysen sowie Hunderte Gespräche mit Vorständen und anderen Firmenkennern im Jahr. Ergebnis dieser Aktienauswahl ist ein Portfolio von rund 35 bis 60 Aktien von Firmen, die ihren Sitz in Deutschland haben oder einen wesentlichen Teil ihres Geschäfts hierzulande erzielen. Der inzwischen knapp 300 Mill. Euro schwere Fonds hat auf Sicht von zehn Jahren eine weit überdurchschnittliche Performance von 17,1 % pro Jahr erzielt.
Nur 120 Mill. Euro schwer ist der von Taeko Setaishi gesteuerte Atlantis Japan Opportunities, der auf japanische Nebenwerte fokussiert ist. Der Fonds gilt als vielversprechender Geheimtipp, hat das Produkt doch über die vergangenen zehn Jahre eine Performance von satten 21,1 % im Jahr erzielt. Dies entspricht einer Outperformance von 7,9 Prozentpunkten im Jahr im Vergleich zur Morningstar-Vergleichsgruppe.
Doch nicht nur am deutschen Aktienmarkt oder in Japan gibt es erfolgreiche Stock Picker. Top-Fondsmanager Curt Organt setzt beim rund 3 Mrd. Euro schweren T. Rowe Price US Smaller Companies Fund auf ein breit diversifiziertes Portfolio von rund 150 bis 250 US-Nebenwerten mit einer Marktkapitalisierung von unter 12 Mrd. Dollar. Wichtig für Organt sind die langfristigen Kurspotenziale einer Aktiengesellschaft. Sein US-Nebenwertefonds überzeugt über zehn Jahre mit einer Performance von 18,2 % im Jahr.
Manch ein Anleger glaubt, wichtig bei der Fondsauswahl sei vor allem die Selektion der Assetklasse, die Wahl eines einzelnen Fonds sei dagegen weniger entscheidend. Zwar ist es natürlich bedeutsam, eine langfristig aussichtsreiche Assetklasse bei einem Fondsengagement auszuwählen. Doch bestehen zwischen den einzelnen verfügbaren aktiven Fonds einer Kategorie mitunter erhebliche Performanceunterschiede. Somit ist auch die Fondsauswahl enorm wichtig, es sei denn, Investoren setzten auf einen preisgünstigen marktbreiten Indexfonds.
Gerade auch bei den aktiven Aktienfonds auf Standardwerte gibt es große Unterschiede. Ein Produkt, das bei deutschen Aktien in den vergangenen Jahren überzeugt hat, ist der von Hansjörg Pack gesteuerte, inzwischen 5,3 Mrd. Euro schwere DWS Aktien Strategie Deutschland. Bei einer Performance von 15,1 % im Jahr über zehn Jahre beträgt die Outperformance gegenüber vergleichbaren Fonds satte 5 Prozentpunkte. Ein Erfolgsrezept ist die Beimischung von wachstumsstarken Mid und Small Caps zu Blue Chips. Hinzu kommen Engagements in langfristig aussichtsreichen Titeln wie Deutsche Post.
Bei den europäischen Standardwerten überzeugt der 4,8 Mrd. Euro schwere Comgest Europe Growth, der von Franz Weis und seinem Team gesteuert wird. Bei den weltweit agierenden Aktienfonds schlägt der 11,2 Mrd. Euro schwere Klassiker UniGlobal mit einer Performance von 13,8 % im Jahr über zehn Jahre vergleichbare Produkte. Dabei hat Fondslenker Christoph Niesel auch die großen globalen Technologiewerte, sprich Big Tech, hoch gewichtet.
Deutliche Performanceunterscheide finden sich auch bei den aktiven Themenfonds. Andrew Acker ist ein erfahrener Branchenkenner und hat mit dem knapp 4 Mrd. Euro schweren Global Life Science Fund von Janus Henderson über zehn Jahre den Durchschnitt der Fondskategorie „Gesundheitswesen“ um 4,6 Prozentpunkte geschlagen und eine Performance von 18,7 % im Jahr erzielt.
Zu den großen Reichmachern gehörten in den vergangenen Jahren Technologie- und Digitalisierungsfonds, die auch weiterhin aussichtsreich bleiben. Gerade in diesem Sektor finden sich drei Top-Produkte, die von erfahrenen Branchenkennern gesteuert werden.
Fokus auf Wachstum
Das ist zum einen Tony Kim, der als Portfoliomanager den 11,5 Mrd. Euro schweren BlackRock World Technology Fund steuert. Auf Sicht von zehn Jahren hat Kim mit seinem Vehikel eine sehr stattliche Performance von 23,8 % erzielt und damit den Durchschnitt der vergleichbaren Fondskategorie um 5 Prozentpunkte im Jahr geschlagen. „Meine Anlagestrategie besteht darin, Unternehmen zu finden, die über einen mehrjährigen Zeithorizont Wachstum erzielen können“, erläutert der Manager im Fondsmanager-Fragebogen von rendite auf den Seiten zehn und elf. „Rund um den Globus suchen mein Team und ich nach diesen generationenübergreifenden Gewinnern im Technologiebereich, die über einen langen Zeitraum hinweg ein überdurchschnittliches Wachstum erzielen können.“
Ein weiterer Top-Fondsmanager im Technologiesektor ist Hyun Ho Sohn, der den 13,5 Mrd. Euro schweren Fidelity Global Technology lenkt. Sohn überzeugt über einen Zeitraum von zehn Jahren mit einer deutlichen Outperformance gegenüber dem Kategoriedurchschnitt sowie einer Rendite von satten 23,3 % im Jahr. „Langfristig ist der Technologiesektor ein Outperformer am Aktienmarkt“, erläutert Sohn. „In unserem Fonds lege ich daher breit an und favorisiere vor allem die strukturellen Gewinner des digitalen und technologischen Wandels.“
Amazon seit Jahren Kernposition
Der dritte Top-Fondslenker aus dem Technologiesektor ist Jonathan Curtis, der den rund 9 Mrd. Euro schweren Franklin Technology Fund steuert. Auch er hat über zehn Jahre den Durchschnitt vergleichbarer Produkte um 4,5 Prozentpunkte im Jahr übertroffen und eine herausragende Performance von 23,3 % im Jahr erzielt. Curtis sucht speziell nach Unternehmen mit dem Potenzial, ein nachhaltiges Wachstum bei Umsatz, Gewinn und Cash-flow zu erzielen. So stellt Amazon seit mehr als 13 Jahren eine Kernposition des Fonds dar. Curtis stuft die von der Pandemie ausgelöste Krise als Anfang der digitalen gesellschaftlichen Transformation ein und nicht als Übergang oder als das Ende dieser Entwicklung.
In Deutschland sind Mischfonds außerordentlich beliebt. Immerhin weisen sie in aller Regel ein geringeres Risiko auf als reine Aktienfonds. Auch bei Mischfonds trennt sich bei genauer Analyse die Spreu vom Weizen. Ein Top-Fondslenker ist Bert Flossbach, dessen Multiple Opportunities nicht zuletzt aufgrund seiner Performance (nicht zuletzt auch im Verhältnis zum Risiko) inzwischen mehr als 25 Mrd. Euro schwer ist. Auf Sicht von zehn Jahren hat Flossbach mit einer Performance von 8,3 % im Jahr den Durchschnitt der Morningstar-Kategorie „Mischfonds flexibel weltweit“ um 3,5 Prozentpunkte im Jahr geschlagen. Der agile Fondsmanager investiert in seinem Fonds so, wie er das auch privat für sich machen würde, und ist auch selbst mit größeren Geldern in dem von ihm gesteuerten Fonds investiert.
Von der in der Stadtmitte Aschaffenburgs gelegenen Weißenburger Straße aus steuern J. Henrik Muhle und Uwe Rathausky den inzwischen bereits 6,2 Mrd. Euro schweren ausgewogenen Mischfonds Gané Value Event. Ziel des Fonds ist es, eine aktienähnliche, aber kontinuierliche Rendite zu erreichen, welche die Anleger in allen Börsenphasen ruhig schlafen lässt. Dies ist den beiden Fondslenkern auch gelungen. Über zehn Jahre hat ihr Mischfonds eine Performance von 9 % im Jahr erzielt und damit den Durchschnitt der entsprechenden Fondskategorie um 3,6 Prozentpunkte im Jahr geschlagen. Und das bei einem deutlich niedrigeren Risiko als einem reinem Aktienfonds. Gané bezeichnet sich als eventorientierter Value-Investor, sich bietende Gelegenheiten sollen genutzt werden. „Wir investieren in Gewinner“, so ein Credo der beiden Top-Fondslenker. Gesucht werden also Unternehmen, die mit nachhaltigen Geschäftsmodellen, soliden Bilanzen und hohen Margen einen Mehrwert für die Anteilseigner schaffen.
Aussichtsreiche Strategie
Mit einer Performance von 8,5 % im Jahr über zehn Jahre hat auch Frank Fischer mit seinem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen deutlich besser abgeschnitten als vergleichbare Mischfonds. Zwischenzeitlich musste Fischer aber eine Durststrecke durchmachen, in der er nicht an zuvor erzielte Wertzuwächse anknüpfen konnte. Jetzt ist der Value-Investor aber wieder zurück, und mit guten Performancezahlen fließen auch wieder verstärkt Mittel in den Fonds.
Alles in allem bleiben Investitionen in von langfristigen Top-Fondslenkern gesteuerte Produkte aussichtsreich. Denn investieren verlernt frau oder man nicht. Wichtig ist nicht das eine Wertpapier oder die eine Aktie, sondern die Fähigkeit, Trends über die Jahre zu erkennen und nicht zuletzt über Informationen und Engagement ein Portfolio wertschaffender Titel auszuwählen. Auch wenn es keine Erfolgsgarantie gibt, so dürfte es sich doch lohnen, auf nachgewiesene Reichmacher zu setzen.