Die Kuh, die noch Milch gibt

Incomefonds schütten auch im Niedrigzinsumfeld noch regelmäßig attraktive Erträge aus

Die Kuh, die noch Milch gibt

Vor allem die deutschen Sparer leiden, weil die Europäische Zentralbank den Zins abgeschafft hat. Doch bieten im Niedrigzinsumfeld auf regelmäßige Ausschüttungen ausgerichtete Mischfonds eine Alternative für traditionelle Kuponsparer. Denn viele Produkte überzeugen mit einem breit gestreuten Portfolio und einem relativ geringen Risiko.Von Werner Rüppel, FrankfurtFrüher ist sicher nicht alles besser gewesen. Zumindest war es aber früher für Anleger leichter, relativ sichere und stetige Erträge zu erzielen. Es gab noch üppige Zinsen und Spareinlagen, Sparbriefe, Bundesanleihen, Pfandbriefe und Anleihefonds füllten regelmäßig den Geldbeutel. Inzwischen ist der Zins zumindest in Euroland erst einmal abgeschafft. Bildlich gesprochen: Die Kuh gibt keine Milch mehr.Incomefonds geben noch Milch, sprich: Sie schütten noch laufend im aktuellen Umfeld durchaus attraktive Erträge aus. Sie sind anders konzipiert als herkömmliche Investmentfonds, die in erster Linie auf Wertsteigerung ausgerichtet sind. Incomefonds sind klar darauf fokussiert, regelmäßige Einkünfte zu liefern. Die Ausschüttungen, die je nach Ausstattung des Fonds monatlich, vierteljährlich, halbjährlich oder jährlich erfolgen, erreichen rund 3 % bis 5 % des Anteilswerts im Jahr (vgl. Tabelle). Damit sind diese Fonds für traditionelle Kuponsparer interessant. Und auch Berater, die Produkte suchen, die sie den Kuponsparern noch empfehlen können, werden bei Incomefonds fündig. Volatilität relativ niedrigÜber zwei Punkte müssen sich Anleger aber klar sein: Zum einen sollte, wer langfristig ein möglichst großes Vermögen aufbauen will, eher breit gestreute Aktienfonds, die nicht ausschütten, wählen als Incomefonds. Zum anderen ist gerade im Niedrigzinsumfeld eine attraktive Ausschüttung nicht ohne Inkaufnahme eines gewissen Risikos möglich. Doch ist es den meisten Incomefonds bisher gelungen, die Risiken in Grenzen zu halten. Denn die Mischfonds streuen flexibel über verschiedene Anlageklassen und nutzen insbesondere auf der Zinsseite etliche Instrumente. Im Vergleich zu Aktienfonds und selbst gegenüber Dividendenfonds, die etwas risikoärmer als herkömmliche Aktienprodukte sind, punkten die Incomefonds mit einer deutlich niedrigeren Volatilität (jeweils über drei Jahre p. a. berechnet, gemäß den Angaben von Morningstar). Dadurch sind diese Produkte auch für eher konservative Anleger geeignet. Kuh nicht schlachtenDarüber hinaus sollten Investoren bei der Wahl eines Incomefonds darauf achten, dass dieser nicht auf Dauer aus der Substanz ausschüttet, sondern die Ausschüttungen auch erwirtschaftet. Denn wenn die Kuh sukzessive geschlachtet wird, kann sie keine Milch mehr geben.Als Klassiker in dieser Produktkategorie gilt der im Dezember 2008 aufgelegte J.P. Morgan Global Income Fund, der von Michael Schoenhaut, Eric Bernbaum und seit Februar auch von Matthew Pallai gesteuert wird. Der mehr als 26 Mrd. Euro schwere Fonds legt in ein breites Anleihespektrum von Hochzins- und Wandelanleihen über globale Aktien, Immobilienaktien bis hin zu Schwellenländerbonds an. Auf Sicht von zehn Jahren hat das Flaggschiffprodukt mit hohen vierteljährlichen Ausschüttungen und einer Performance von 6,7 % p. a. geliefert. Höhere LiquiditätsquoteFondsmanager Bernbaum sieht derzeit Potenzial in hochverzinslichen Anleihesektoren wie amerikanischen und europäischen Hochzinsanleihen sowie Schwellenländeranleihen. “Darüber hinaus ist in der derzeitigen Zyklusphase ein höherer Liquiditätsbestand sinnvoll – nicht nur um einen Risikopuffer zu haben, sondern auch um durch die höhere Volatilität entstehende Chancen nutzen zu können.”Auch der von Doug Forsyth gemanagte Allianz Income and Growth ist inzwischen satte 26 Mrd. Euro schwer. Der Fonds investiert in Hochzins- und Wandelanleihen sowie Aktien aus den USA und nutzt auch Optionsstrategien. Die Volatilität des von Morningstar mit vier von maximal fünf Sternen bewerteten Produkts fällt mit 7,7 % p. a. relativ hoch aus. Der Fonds ist somit als riskanter als andere Incomefonds einzustufen. Pimco mit AnleihefondsEin echtes Schwergewicht stellt mit Assets von rund 60 Mrd. Euro der Pimco Income Fonds dar. Das monatlich ausschüttende Produkt nutzt eine breite Palette von festverzinslichen Wertpapieren, um möglichst attraktive Erträge zu erwirtschaften. Im Gegensatz zu anderen Incomefonds investiert der Pimco-Fonds nicht in Aktien. Entsprechend ist seine Volatilität mit 2 % p. a. vergleichsweise niedrig. Morningstar bewertet den Flaggschifffonds mit vier Sternen.Auch BlackRock hat mit dem Global Multi-Asset Income Fund ein Produkt im Angebot, das hohe Ausschüttungen bietet. Der Mischfonds legt überwiegend in Anleihen an, hält jedoch auch einen erheblichen Aktienanteil. Im vergangenen Jahr hat der Fonds 7,5 % an Wert verloren und damit geschwächelt. Morningstar bewertet das Produkt daher nur noch mit zwei Sternen. Deka hebt 1,3 Mrd. EuroMit dem im August 2015 aufgelegten Multi Asset Income hat die Deka bereits 1,3 Mrd. Euro eingesammelt. Der weltweit investierende Mischfonds weist einen Aktienanteil von maximal 30 % auf und legt vor allem in Hochzins-, Schwellenländer-, Staats- und Unternehmensanleihen an. Der halbjährlich ausschüttende Fonds strebt für die aktuelle Anlageperiode (1.2.2019 bis 31.7.2019) an, bis zu 1,60 Euro je Anteil an die Anleger zu zahlen. Bezogen auf den Anteilspreis zu Beginn des Geschäftsjahres entspricht dies laut Deka einer jährlichen Ausschüttung von bis zu 3,33 % p. a.Im Juni 2014 hat die DWS den Invest Multi Asset Income gestartet. Der Fonds investiert in festverzinsliche Wertpapiere sowie in Aktien, von denen eine überdurchschnittliche Dividendenrendite erwartet wird. Der Aktienanteil im Fonds betrug zuletzt rund 30 %. Der Fonds hat sich mit einer Performance von 2,9 % p. a. über drei Jahre gut geschlagen und wird von Morningstar aktuell mit vier Sternen bewertet. Das Produkt schüttet jährlich aus, die Ausschüttungsrendite beträgt derzeit 4,14 %. Union-Fonds mit vier SternenDer UniAusschüttung stellt einen globalen Mischfonds mit regelmäßigen Ausschüttungen dar. Das knapp 500 Mill. Euro schwere Produkt legt derzeit rund 45 % der Gelder in einer globalen Dividendenstrategie an, während 55 % im Rentensegment gehalten werden. Im aktuellen Geschäftsjahr 2019/2020 (30.4.) wird eine Ausschüttung von 2,5 % bis 3,5 % p. a. erwartet. Der von Morningstar mit vier Sternen bewertete Fonds schüttet vierteljährlich aus.Der Schroder Multi-Asset Income strebt eine Ertragsausschüttung von 5 % pro Jahr an. Jedoch hat der 2,7 Mrd. Euro schwere Mischfonds in den vergangenen fünf Jahren 0,9 % p.a. an Wert verloren. Um nicht längerfristig aus der Substanz auszuschütten, muss der Fonds eine deutlich höhere Performance erwirtschaften. Von Morningstar wird das vierteljährlich ausschüttende Produkt nur mit zwei Sternen bewertet. Bewährtes bevorzugen Auch wenn auch Incomefonds mit einem schwierigeren Umfeld konfrontiert sind, so überzeugen alles in allem die meisten Fonds mit stetigen Ausschüttungen und begrenztem Risiko. Investoren sollten bewährte Produkte bevorzugen.