DEVISENWOCHE

Die Rally des Dollar ist nicht aufzuhalten

Von Stefan Schaaf, Frankfurt Börsen-Zeitung, 9.12.2014 "Das fundamentale und technische Bild für den US-Dollar bleibt stabil." Was da in einem nüchternen Satz in der Kurzstudie der Währungsanalystin Kathleen Brooks von Forex.com steht, hat durchaus...

Die Rally des Dollar ist nicht aufzuhalten

Von Stefan Schaaf, Frankfurt”Das fundamentale und technische Bild für den US-Dollar bleibt stabil.” Was da in einem nüchternen Satz in der Kurzstudie der Währungsanalystin Kathleen Brooks von Forex.com steht, hat durchaus Sprengkraft. Es sagt nämlich nichts anderes, als dass sich die Rally des Dollar im kommenden Jahr fortsetzen wird. “Der Lauf des Dollar wird in den kommenden Wochen und Monaten weitergehen”, schreibt etwa auch die Société Générale.Das ist eine gute Nachricht für diejenigen, die sich für steigende Kurse beim Greenback positioniert haben. Allerdings steckt in Brooks’ Satz auch ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Sollte sich die ohnehin schon kräftige Aufwertung des Dollar auch 2015 fortsetzen, so dürfte dies nicht ohne höhere Volatilität, gegebenenfalls gar mit Verwerfungen an den Finanzmärkten einhergehen. Die DZ Bank rechnet beispielsweise mit einem “spannenden und volatilen” Jahr 2015. Ein Jahr des DollarDabei war bereits 2014 ein Jahr des Dollar. Dies lässt sich Anfang Dezember angesichts der deutlichen Abwertung aller wichtigen Industrieländerwährungen gegen den Greenback zweifelsohne bereits festhalten. Mehr als 10 % hat der Euro seit Jahresbeginn zum Dollar an Wert eingebüßt. Im Vergleich zum Jahreshoch von knapp 1,40 Dollar in den ersten Mai-Tagen hat die Gemeinschaftswährung sogar mehr als 12 % an Wert verloren. Noch schlimmer sieht es für den Yen aus, der in diesem Jahr sogar schon um fast 13 % zum Dollar abgewertet hat. Selbst das britische Pfund und der australische Dollar, zwei Währungen mit Zinserhöhungspotenzial im kommenden Jahr, standen unter Druck. Im Universum der zehn wichtigsten Industrieländerwährungen war das Pfund Sterling Klassenbester mit einer Abwertung von “nur” 5,6 %. Wirtschaftliche StärkeDie Dollar-Stärke ist einerseits Ausdruck der wieder erwachenden wirtschaftlichen Stärke der Vereinigten Staaten (unterstützt vom Home Bias vieler Investoren), zugleich aber auch ein Zeichen der andauernden Schwäche der Eurozone und Japans. Großbritannien laviert irgendwo dazwischen im Mittelfeld. Der Immobilienboom im weiterhin Vereinigten Königreich sorgt für ein gutes Wirtschaftsklima, doch die enge Verknüpfung mit der Eurozone sowie eigene politische Risiken wirken entgegen.Wie robust inzwischen der Aufschwung der US-Wirtschaft ist, untermauern nach Ansicht vieler Experten die jüngsten Arbeitsmarktzahlen. Im November entstanden nach offiziellen Daten 321 000 neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft. Das waren 100 000 mehr als im Durchschnitt der vergangenen zwölf Monate. Fed beobachtet LöhneVolkswirte registrierten zudem Zeichen für anziehende US-Löhne. Letzteres dürfte für die Geldpolitik der Federal Reserve von großer Bedeutung sein. Anders als bei der nur auf das Mandat Geldwertstabilität geeichten EZB muss die Fed auch die Entwicklung am Arbeitsmarkt berücksichtigen. Steigen auch die Löhne, so weist dies auf ein anziehendes Preisniveau hin, insbesondere in der von der Fed aufmerksam beobachteten Kern-Inflationsrate (ohne Energie und Nahrungsmittel). “Alles in allem dürften die neuesten Zahlen die Notenbank in ihrer Einschätzung bestätigen, wonach die Arbeitsmarkterholung deutlich an Dynamik gewonnen hat”, schreibt der Vermögensverwalter Bantleon. “Die Diskussionen um den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung sollten entsprechend intensiver werden.”Wie anders das Bild in Japan und der Eurozone, wo weitere Lockerungsmaßnahmen in Form von Anleihekäufen zu erwarten sind. Es gibt wohl kaum einen Finanzmarktakteur, der nicht für die erste EZB-Pressekonferenz im neuen Jahr am 22. Januar die Verkündigung eines umfangreichen Staatsanleihekaufprogramms erwartet. Angesichts dieser deutlich divergierenden Geldpolitik dürfte der Euro also weiter zum Dollar abwerten. “Die Fed nähert sich der ersten Zinserhöhung”, schreibt die Commerzbank.Das ist, was Brooks als stabiles fundamentales Bild beschreibt. Und das Implikationen für die gesamte Weltwirtschaft hat – weniger für die Eurozone übrigens, da man mit der global zweitwichtigsten Reservewährung quasi monetär auf eigenen Beinen steht. Ruckelig dürfte es jedoch für kleinere Industrieländer wie Schweden und die Schwellenländer im Allgemeinen werden.Daneben drohen auch Verwerfungen in anderen Segmenten des Finanzmarktes aufgrund der vom Devisenmarkt ausgehenden Signale. Ein Beispiel: Ein zum Dollar schwacher Yen gilt auf Basis historischer Korrelationen als Ausdruck hoher Risikobereitschaft – das könnte so manchen Investor zu leichtfertig werden lassen.