"Die Schwellenländer haben sich ausgeruht"

Comgest: Kurse spiegeln Schwäche bereits wieder

"Die Schwellenländer haben sich ausgeruht"

ck Frankfurt – Der französische Assetmanager Comgest ist für die Aussichten der Schwellenländer-Aktienmärkte nach der zurückliegenden Schwäche verhalten zuversichtlich. “Die Emerging Markets stehen nicht mehr für einen signifikanten Wachstumsvorsprung”, sagte Wolfgang Fickus, Mitglied des Investment Committee der Gesellschaft, gestern bei einem Pressegespräch in Frankfurt. Das Wachstum sei stark gesunken. Die Schwellenländer hätten strukturelle Reformen, die zur Produktionssteigerung gedient hätten, unterlassen und sich stattdessen unter anderem auf dem von der Demografie getriebenen Wachstum und dem Rohstoff-Boom ausgeruht. Extremer PessimismusDie Abwesenheit von Gewinnwachstum sei allerdings nicht nur ein Phänomen der Schwellenländer, sondern auch der entwickelten Volkswirtschaften. Zudem spiegelten die Kurse die Schwäche der Schwellenländer bereits wider. Hinzu komme ein extremer Pessimismus; die Emerging Markets seien die mit Abstand meist “gehasste” Assetklasse. Ferner hätten sie bereits signifikante Kapitalabflüsse hinter sich. Fickus verwies auch darauf, dass Rohstoffe importierende Länder von der Schwäche der Rohstoffpreise profitierten. Daraus ergäben sich für die Unternehmen klare Kostenvorteile. Ferner sei eine Stabilisierung der Renditen auf das eingesetzte Kapital zu beobachten, auch relativ zu den entwickelten Volkswirtschaften.”Erwartungshaltung und Bewertungen sind an einem Punkt angekommen, an dem sich eine Einstiegsmöglichkeit ergibt, wenn es noch einmal zu einer Kapitulation kommt.” Der brasilianische Aktienmarkt etwa sei in Lokalwährung noch gar nicht sehr tief gesunken, die inländischen Investoren hätten noch nicht kapituliert. “Die mittlerweile desolat gewordene wirtschaftliche Situation könnte der Katalysator für eine Kapitulation der inländischen Investoren werden, durch die auch die Qualitätswerte ausverkauft werden.””China sehen wir als Stock Picker sehr positiv”, so Fickus. Das Land befinde sich in einem strukturellen Wandel. Zu unterscheiden seien das “alte China” und das “neue China”. Ersteres, dass von verarbeitenden, kapitalintensiven Sektoren sowie vom Infrastrukturausbau und vom Wohnungsbau geprägt sei, sei auf dem Rückzug. Die “New Economy” sei dagegen auf Expansionskurs. Es gebe viele Möglichkeiten, auf den stark wachsenden Konsum zu setzen. Dazu zählten beispielsweise die Internetbranche und der Versicherungssektor. Comgest halte den Spirituosenhersteller Kweichow Moutai. Diese Unternehmen habe eine operative Marge von 75 % sowie eine Eigenkapitalrendite von 30 % und weise Wachstumsraten von 10 % auf. Bewertung unproblematisch”Von der Bewertungsseite her bereitet uns China keine Bauchschmerzen”, so Fickus. China sei im historischen Vergleich nicht relativ teuer bewertet. Laut der gestern von Comgest vorgelegten Präsentationsunterlage liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des China-Index CSI 300 für das laufende Jahr bei 12,5. Zum Vergleich: Der MSCI Emerging Market hat ein KGV von 11,5, der Industrieländer-Aktienindex MSCI World eines von 16,3.