Die Spreu trennt sich vom Weizen

Mehrere Blue Chips bieten trotz Krise satte Dividenden - Dax mit attraktiver Ausschüttungsrendite

Die Spreu trennt sich vom Weizen

Die Ausschüttung der Dax-Werte wird in diesem Jahr nur um rund 10 % fallen. Damit bietet der Leitindex eine attraktive Dividendenrendite. Denn trotz Krise überzeugen viele Blue Chips wie Allianz, BASF oder Deutsche Post durch hohe Ausschüttungen. Dem stehen Ausfälle bei Adidas, Lufthansa oder MTU gegenüber.Von Werner Rüppel, FrankfurtDie laufende Dividendensaison hat es wahrlich in sich. Etliche Unternehmen wie u. a. Adidas, Lufthansa, MTU, Fielmann, Sixt, Deutsche Euroshop oder Hamborner Reit haben ihre Ausschüttungen an Aktionäre komplett gestrichen. Andere Gesellschaften wie zum Beispiel Allianz, BASF, Bayer, Munich Re oder Deutsche Post halten aber trotz der Folgen des Virus an ihren stattlichen Dividendenzahlungen fest (und haben zum Teil bereits die Kassen ihrer Anteilseigner gefüllt). Hinzu kommt, dass Hauptversammlungen zum Teil verschoben werden und in der Regel online stattfinden, so dass es für Investoren nicht leicht ist, im Moment den Überblick zu behalten.Die DZ Bank geht in einer jüngst veröffentlichten Studie zwar davon aus, dass die Dividendenausschüttungen in Europa durch die Krise um bis zu 40 % fallen könnten. Für die Stoxx-600-Unternehmen prognostiziert das Institut für das abgelaufene Geschäftsjahr 2019 einen Rückgang der Ausschüttung um 23 % auf rund 310 Mrd. Euro. Für den Dax sieht es aber deutlich besser aus, hier kann von einer großen Nullrunde für Aktionäre, zumindest in diesem Jahr, nicht die Rede sein. So erwartet Andreas Hürkamp, Aktienstratege der Commerzbank, nur einen Rückgang der Ausschüttungssumme der Dax-Titel um 10,3 % auf 34,3 Mrd. Euro, was übrigens einer Dividendenrendite von 3,9 % entspricht.Grund für dieses relativ positive Abschneiden des Dax ist die Tatsache, dass große Zahler wie Allianz (mit allein einer Dividendensumme von 4 Mrd. Euro), Volkswagen, Eon, Deutsche Post, Linde oder SAP ihre Ausschüttungssumme sogar gesteigert haben. Dies kompensiert dann auch zum Teil die massive Dividendensenkung von Daimler sowie die Nullrunde bei Adidas. Nach Berechnungen von Hürkamp dürfte sich der Anteil von Autowerten an den Dax-Dividenden von 23,4 % im Vorjahr auf 17,9 % ermäßigen, während der entsprechende Anteil von Versicherungen von 13,5 % auf 15,7 % klettert. Versorger dürften übrigens ihren Anteil an den Dax-Dividenden von 3,6 % auf 4,9 % steigern.Für das kommende Jahr erwarten die Finanzanalysten zwar einen Rückgang der im Dax gezahlten Ausschüttungen, gleichwohl resultiert daraus immer noch ein attraktives Bewertungsniveau für den deutschen Leitindex. “Die auf Sicht von zwölf Monaten erwartete Dax-Dividendenrendite liegt derzeit mit 3,7 % um 440 Basispunkte über der Rendite zweijähriger Bundesanleihen von – 0,7 %”, so Hürkamp. Und im Vergleich zu den Renditen von Unternehmensanleihen der Kategorie “BBB” hat der Stratege einen Vorsprung der Dax-Dividendenrendite von satten 210 Basispunkten errechnet. Im Durchschnitt der vergangenen 32 Jahre lag die Dax-Dividendenrendite laut Hürkamp bei 3,2 %. Dies würde einem Dax-Niveau von 11 600 Punkten entsprechen. Alles in allem ist der Dax vor dem Hintergrund der erwarteten Ausschüttungen also keineswegs hoch bewertet, selbst wenn mit der Pandemie natürlich eine hohe Unsicherheit einhergeht.Auf Unternehmensebene sind die Unterschiede bei den Dividenden beträchtlich, bildlich gesprochen trennt sich hier gerade die Spreu vom Weizen. “Das Bekenntnis zur Dividende ist ein Signal, dass ein Unternehmen sich in der Lage sieht, die Krise aus eigener Kraft zu meistern”, erklärt Benjardin Gärtner, Leiter Portfoliomanagement Aktien bei Union Investment. Für die Ausschüttung spiele die erwartete Gewinnentwicklung eine entscheidende Rolle. “So dürften Sektoren wie Gesundheit, Nahrungsmittel und Körperpflege, Telekommunikation sowie Teile des Versorgungssektors weiterhin stabile oder leicht steigende Dividenden zahlen.”Attraktiv für Anleger sind vor allem Aktiengesellschaften, die aufgrund starker Geschäftsmodelle und solider Bilanzen von Jahr zu Jahr mindestens stabile oder gar steigende Dividenden zahlen und die zugleich eine relativ hohe Ausschüttungsrendite bieten. Schließlich tragen Dividenden wesentlich zur Performance von Aktien bei.Dabei können aktuell einige Blue Chips aus dem Dax punkten. So hält BASF an ihrem Dividendenvorschlag fest und wird im Juni eine Dividende von 3,30 Euro je Aktie ausschütten. Daraus errechnet sich für den Chemiekonzern eine satte Dividendenrendite von 7,7 %, die wohl auch aufgrund der durch Corona bedingten Unsicherheiten so hoch ausfällt. Ihre Stabilität in der Krise haben auch die Versicherungsriesen Allianz und Munich Re unter Beweis gestellt, die in dieser Dividendensaison bereits gerade ausgeschüttet haben. Bayer erfährt als Healthcare-Konzern derzeit eine Neubewertung an der Börse und bietet zudem eine Dividendenrendite von rund 5 %. Post hält an Vorschlag festZu den Aristokraten zählt auch die Deutsche Post, die am Dividendenvorschlag von 1,25 Euro je Aktie festhält. Die Hauptversammlung wurde verschoben und wird dann auch online stattfinden, ein exakter Termin steht aber noch nicht fest. Darüber hinaus erzielt auch der Wohnungsvermieter Vonovia stetige Erträge, so dass in den vergangenen Jahren stets Dividendenerhöhungen möglich waren. Durch wachsende Erträge überzeugen auch die Deutsche Börse und SAP, allerdings liegt ihre Dividendenrendite nicht allzu hoch.