Die Zeichen stehen auf Wachstum

An Europas Börsen setzen Investoren und Analysten auf eine Belebung der Konjunktur

Die Zeichen stehen auf Wachstum

Positive Konjunkturdaten aus Europa, China und den Vereinigten Staaten haben Europas Aktienmärkte beflügelt. Anlagestrategen großer Banken gehen davon aus, dass die Indizes in den nächsten Monaten weiter vorrücken werden.Von Thorsten Kramer, FrankfurtUnerwartet starke Wirtschaftsdaten haben am Donnerstag die Hoffnungen auf eine Belebung der globalen Konjunktur verstärkt. So zog das Brokerhaus Nomura das Fazit, dass der Anstieg des Einkaufsmanagerindex für die chinesische Industrie über die Expansionsschwelle von 50 Punkten bestätige, dass sich die Konjunktur stabilisiere und die Risiken für das zweite Halbjahr geringer geworden seien.Europas Aktienmärkte zeigten sich deshalb von Beginn an freundlich und weiteten ihre Gewinne aus, nachdem die Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone vorgelegt worden waren. Zu einem dritten Anstieg setzten die Notierungen an, nachdem die wöchentlichen Daten vom US-Arbeitsmarkt vorlagen. Im aussagekräftigen Vierwochenschnitt fiel die Anzahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe um 2 250 auf 330 500, den tiefsten Stand seit November 2007. Der deutsche Leitindex Dax rückte zeitweise bis auf 8 425 Punkte vor und beendete den Handel 1,4 % höher bei 8 398 Zählern. Der Euro Stoxx 50 stieg um 1,4 % auf 2 812 Punkte.Deutlich größer waren die Zuwächse in den großen Peripherieländern, die bereits seit einiger Zeit das neue Interesse der Investoren spüren (siehe Grafik). In Madrid verbesserte sich der Auswahlindex Ibex 35 um 2 % auf 8 629 Punkte, und in Mailand zog der FTSE Mib um 2,6 % auf 17 310 Punkte an. Erholung auf breiterer Basis”Der Aufwärtstrend des Einkaufsmanagerindex für den Euroraum ist ungebrochen. Damit verdichten sich die Anhaltspunkte für eine fortgesetzte Konjunkturerholung im dritten Quartal”, resümierte Ann-Katrin Petersen, Volkswirtin im Research der Allianz-Gruppe. Der vorläufige Wert für den Sammelindex im August legte zwar weniger kräftig zu als im Vormonat (+1,2 Punkte), als er erstmals seit Anfang 2012 die Expansionsschwelle von 50 Punkten überschritten hatte. Dafür steht der Erholungskurs nach Einschätzung der Analystin aber auf einer breiteren Basis, denn im August erreichten auch die Dienstleister die Expansionsschwelle. “Zum ersten Mal seit zwei Jahren deuten damit beide Teilindizes auf eine konjunkturelle Erholung hin.”Dies fügt sich exakt in das Bild, das beispielsweise die Anlagestrategen der Großbank HSBC zeichnen. Sie raten Investoren, die zurzeit darüber nachdenken, ob sie bereits an die Aktienmärkte der Schwellenländer zurückkehren sollten, im aktuellen Umfeld von einer solchen Entscheidung ab. Dort sei das Tempo des konjunkturellen Wachstums rückläufig, während es in den Industrieländern gerade Fahrt aufnehme. Dies führe auch dazu, dass in den Schwellenländern das Gewinnmomentum nachlasse. HSBC weist außerdem darauf hin, dass man die Bewertung der Aktienmärkte in den aufstrebenden Ländern genau unter die Lupe nehmen sollte. So sei beispielsweise in China das niedrige durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis von 8,5 insbesondere auf die niedrige Bewertung in den Sektoren Energie und Finanzen zurückzuführen. In alle übrigen Sektoren liege die Bewertung hingegen über dem Durchschnittswert.Eine klare Präferenz für Europas Aktienmärkte zeigen die Anlagestrategen der Credit Suisse. Sie stuften soeben die Region Continental Europe auf “Übergewichten” herauf, weil die jüngsten Wirtschaftsdaten eine Belebung der Konjunktur anzeigten, viele Investoren aber aus Angst vor einer erneuten Verschärfung der Staatsschuldenkrise nach wie vor eher zurückhaltend positioniert seien. Als weitere Argumente für ein Investment an Europas Aktienmärkten führen die Analysten an, dass sich der Revisionstrend der Firmengewinne im Verhältnis zu den Schwellenländern bereits verbessert und dass Europas Aktienmärkte im Vergleich zu den US-Börsen um rund 10 % unterbewertet seien. An die US-Börsen sind seit Jahresbeginn kumuliert rund 100 Mrd. Dollar geflossen, zeigen Daten der Société Générale. Aus Europa flossen seit dem Jahr 2007 hingegen rund 100 Mrd. Dollar ab. Kehrt dieses Kapital mittelfristig zumindest teilweise zurück, spricht dies dafür, dass Europas Aktienmärkte ihre Underperfomance etwa gegenüber den US-Börsen beenden.