„Die Zeiten für Value sind günstig“
Von Werner Rüppel, Frankfurt
Einer der ersten, der die Idee eines breit gestreuten Investmentfonds publik machte, ist Sir John Templeton. Er hat exakt an seinem 42. Geburtstag, dem 29. November 1954, den Templeton Growth Fund gegründet. Der Fonds, der weltweit in Aktien investiert, wurde dann vor allem in den 60er Jahren populär. Der Klassiker ist auch heute noch einer der größten Aktienfonds der Welt. Der Investmentpionier starb übrigens 2008 im Alter von 95 Jahren, sein Fonds besteht noch immer.
„Anders als der Name sagt, ist der Templeton Growth Fund kein Growth-Fonds“, erläutert der heutige Fondsmanager Peter M. Moeschter im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Der Name ist historisch bedingt, schließlich wurde der Fonds bereits 1954 gegründet. Die Idee hinter dem Fonds ist es aber, dass das Aktienkapital über die Börsenzyklen hinweg wächst.“ Was ist der Templeton Growth aber dann? „Wir sind ein Value-Fonds und verfolgen einen dynamisches Value-Ansatz. Wir analysieren, was eine Aktie wert ist, und kaufen diese, wenn sich ein Discount gegenüber ihrem Wert bietet. Der günstige Einstieg mit einem Discount ist das Entscheidende. Wir kaufen keine Aktien, die viel zu teuer sind.“
Der Templeton Growth sei nicht kurzfristig, sondern langfristig ausgerichtet. „Die langfristige Ausrichtung ist typisch für den Value-Ansatz“, sagt Moeschter. „Wir zahlen vielleicht 60 oder 70 Cent für einen Euro. Danach braucht es Geduld. Denn die faire Bewertung stellt sich in der Regel nicht sofort ein, sondern erst nach einer gewissen Zeit.“ Insofern sei der Templeton-Growth-Fonds natürlich ein Produkt für geduldige und langfristig orientierte Anleger. „Unser Ziel ist es, langfristig bei überschaubarem Risiko den Wert des Aktieninvestments zu steigern.“
Cashflow ist wichtig
Der Templeton Growth ist ein echtes Dickschiff. „Aufgrund der Größe und der Ausrichtung des Fonds investieren wir bevorzugt in Blue Chips“, so der Fondsmanager. Bei der Aktienauswahl achtet Moeschter neben der Marktstellung und der Entwicklung eines Unternehmens vor allem auf den Cashflow und die Gewinne einer Gesellschaft. „Cashflow und Gewinne sind reale Größen“, sagt Moeschter. „Und sie sind wichtig für das Abschneiden eines Unternehmens an den Finanzmärkten. Daher ist der Cashflow eine Schlüsselgröße.“ Zudem schaut Moeschter auf die Bilanz einer Gesellschaft. „Denn aus der Bilanz lässt sich das Risiko einer Aktie ableiten.“
Im Templeton Growth Fund investiert Moeschter breit gestreut in etwa 65 bis 70 Einzeltitel. „Wir steigen häufig mit einem Anteil von 1,5 bis 2% des Portfolios ein“, erklärt Moeschter. „Durch unsere breite Streuung, auch über mehrere Sektoren hinweg, vermindert sich die Volatilität des Fonds.“ Insofern ist der Fonds, der weltweit in Aktien investiert, eher defensiv ausgerichtet.
Einer der Sektoren, die Moeschter im Vergleich zum MSCI All Country World Aktienindex übergewichtet hat, sind Healthcare-Aktien. „Healthcare-Aktien sind relativ defensiv“, erklärt Moeschter. „Sie bieten bei einer relativ günstigen Bewertung doch einiges an Wachstum.“ Ein Beispiel dafür sei der Pharmasektor mit Werten wie Johnson & Johnson. Zudem biete auch der Bereich Medtech erhebliches Wachstum bei nicht allzu hoher Bewertung.
Hingegen hat Moeschter den IT-Sektor im Vergleich zum MSCI All Country World untergewichtet. „Wir investieren durchaus auch in Technologie“, sagt Moeschter. „Doch suchen wir auch hier Aktien, die nicht extrem teuer sind und uns einen ‚good value‘ bieten. Wir kaufen eben nicht bestimmte Aktien um jeden Preis.“ So biete Alphabet zum Beispiel eine solide Bewertung. Auch in Apple und Microsoft sei man schon investiert gewesen. „Wir werden auch in solche Titel wieder einsteigen, wenn die Bewertung stimmt.“
Auf das aktuelle Umfeld habe man schon seit längerem durch eine defensive Positionierung reagiert. Sprich, man habe die Sektoren Healthcare und Basiskonsumgüter (Consumer Staples) übergewichtet. „Ohnehin sind die Zeiten für einen Value-Investor günstig“, sagt Moeschter. „Denn durch fallende Kurse eröffnen sich für uns günstige Kaufgelegenheiten. Wenn die Notierungen fallen, dann werden wir ganz aufgeregt.“ Gelegenheiten würden sich durch niedrige Kurse derzeit auch in Europa ergeben. „Wir sind bereits in Europa übergewichtet“, erklärt Moeschter. Eine günstige Bewertung sieht der Fondslenker auch bei japanischen Aktien.
In den vergangenen Jahren, als die Technologieaktien haussierten, habe sich der disziplinierte und konservative Ansatz des Fonds nicht ausgezahlt. Auch habe man nach dem Ausbruch der Pandemie im Nachhinein wohl zu vorsichtig agiert. In dieser Zeit habe die Benchmark besser abgeschnitten als der Templeton Growth, räumt Moeschter an.
Qualität zählt wieder
Dies habe sich inzwischen geändert. „Qualität und nachhaltige Gewinne zählen inzwischen wieder“, sagt der Fondslenker. „Jetzt dürfte sich unser disziplinierter Value-Absatz wieder auszahlen. Ohnehin hat sich unser Investmentansatz bisher langfristig gelohnt. Das wird auch so bleiben.“ Um den Templeton Growth kümmert sich Moeschter nicht allein. Er wird unterstützt von einem 30-köpfigen Team, das die ganze Welt und auch über Branchenspezialisten die einzelnen Aktien abdeckt. „Ich bin selbst investiert und halte Anteile am Templeton-Growth-Fonds“, sagt Moeschter. „Auch das gesamte Team ist in dem Fonds engagiert. Von unserem Investmentansatz bin ich überzeugt.“