DEVISENWOCHE

Die Zentralbanken machen den Markt

Von Grit Beecken, Frankfurt Börsen-Zeitung, 18.6.2013 In dieser Woche stehen vier Zentralbanksitzungen auf dem Terminkalender. Heute tagen die türkischen Währungshüter inmitten anhaltender politischer Unruhen. Am Mittwoch berät die Federal Reserve...

Die Zentralbanken machen den Markt

Von Grit Beecken, FrankfurtIn dieser Woche stehen vier Zentralbanksitzungen auf dem Terminkalender. Heute tagen die türkischen Währungshüter inmitten anhaltender politischer Unruhen. Am Mittwoch berät die Federal Reserve (Fed), am Donnerstag sind die Schweizerische Nationalbank und die norwegische Norges Bank an der Reihe.Auf den ersten Blick scheint die Sitzung der amerikanischen Notenbank in der Reihe der Tagungen die weitaus spannendste zu sein. Schließlich hält Fed-Chef Ben Bernanke die Märkte seit Tagen auf Trab. Investoren versuchen, aus jedem seiner Worte Aufschluss über den künftigen geldpolitischen Kurs der größten Volkswirtschaft der Welt zu erhalten. Wird die quantitative Lockerung noch in diesem Jahr auslaufen oder erst im nächsten?Bis vor kurzem erklärten Analysten die Bewegungen des Währungspaars Euro/Dollar vor allem durch die US-Konjunkturdaten. Starke Zahlen stützen den Dollar, weil sie ein nahendes Ende der Liquiditätsschwemme infolge der Gesundung der Wirtschaft signalisierten. Schwache Daten stützen indes den Euro. Inzwischen aber tun sich mehr und mehr Fundamentalanalysten schwer, die Gründe für die Bewegungen klar zu benennen.Denn angesichts des möglicherweise nahenden Endes der lockeren Geldpolitik büßt der Greenback gleichzeitig seinen Status als sicherer Hafen – zumindest teilweise – ein. Die Unsicherheit über den geldpolitischen Kurs der Fed dominiere den Markt, heißt es bei der Commerzbank. Sie werde “zum unkalkulierbaren Risiko”. Das Ende erst, wenn Bernanke den Märkten Klarheit liefert. Donnerstag hat er erneut Gelegenheit dazu. Schweizer StrafzinsDas Beispiel zeigt, wie sehr die Zentralbanken die Devisenmärkte derzeit im Griff haben. Das lässt sich auch im Währungspaar Euro / Franken beobachten. Zum einen gibt der Interventionskurs der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von 1,20 Franken den Märkten eine Grenze. Zum anderen gestalte aber auch die Europäische Zentralbank (EZB) die Kurse, heißt es bei der Commerzbank. “Ein Großteil der Bewegungen des Euro gegenüber dem Schweizer Franken lässt sich mit dem Abklingen der Euroraum-Staatsschuldenkrise erklären, das durch die Ankündigung des EZB-Anleihenkaufprogramms eingeleitet wurde”, schreibt der EZB-Beobachter Michael Schubert. Derzeit notiert der Euro bei gut 1,23 Franken.Die SNB selbst schickte den Franken kürzlich auf Talfahrt, nachdem er Anpassung des Interventionskurses und negative Einlagenzinsen als eine geldpolitische Option bezeichnete. Nach dieser Ankündigung wertete der Schweizer Franken fast bis auf 1,26 Franken je Euro ab und erreichte damit das tiefste Niveau seit zwei Jahren. Je nach Ausgang der SNB-Sitzung am Donnerstag könnte erneut Bewegung in das Währungspaar Euro / Franken kommen. Kaum Inflation in NorwegenDie Norges Bank dürfte nach Ansicht von Analysten von einer Zinssenkung absehen. Im Mai stieg die Inflationsrate von 1,9 % auf 2 %, die Kernrate fiel nur von 1,5 % auf 1,4 %. Erwartet worden waren 1,1 %. Die Notenbanker hatten zuvor angekündigt, bei stark zurückgehender Inflation Zinsschritte in Erwägung zu ziehen. Diese Notwendigkeit dürfte mit den Mai-Zahlen ausgeräumt sein, heißt es am Markt. Gleichzeitig präsentiert sich die Krone derzeit nicht eben fest, damit entfällt auch ein zweiter potenzieller Grund für eine Zinssenkung. Derzeit notiert der Euro bei rund 7,63 Kronen. Als für die Norges Bank kritisch gelten Kurse um die 7,30 Kronen – und bevor sie die Zinsen senkt, könnte sie zuvor am Devisenmarkt intervenieren. Unruhen drücken LiraEinen Tag vor der Sitzung der türkischen Zentralbank verkün-dete deren Chef Erdem Basci am Montag, die Türkiye Cumhuriyet Merkez Bankasi verzichte zum ersten Mal seit zehn Monaten auf einen Zinsschritt. Alles bleibe beim Alten.Die politischen Unruhen haben die Lira belastet. Derzeit notiert der Dollar bei rund 1,86 Lira. Der Euro wird mit gut 2,49 Lira gehandelt.ôáBis zum Beginn der Ausschreitungen monierten die Währungshüter regelmäßig, die Valuta sei überbewertet. Am 11. Juni versuchten die Notenbanker, durch Interventionen am Devisenmarkt die Preise anzuschieben und die Volatilitäten zu glätten.Basci sagte, die Wechselkurse lägen derzeit deutlich unter der internen Zielgröße der Notenbank, von der an die Währungshüter die Lira als überbewertet ansehen. Beobachter erwarten, dass die Institution weiter am Devisenmarkt intervenieren dürfte, wenn die Lira niedrig bewertet bleibt. Von Zinsschritten dürfte sie aber mittelfristig absehen, heißt es bei der DZ Bank.