Diese Trends prägen den Markt für Gaming-Aktien
Von Alex Wehnert, FrankfurtAm Markt für Gaming-Aktien richten sich die Blicke 2020 vor allem auf zwei Neuveröffentlichungen. Sony und Microsoft werden nach den Erwartungen vieler Experten gegen Jahresende die neuen Generationen ihrer erfolgreichen Konsolen Playstation und Xbox präsentieren. “Das dürfte sich auch für Spieleentwickler positiv auswirken”, kommentiert Amanda Lyons, Expertin für Tech-Aktien beim Vermögensverwalter GAM. Schließlich müssten Gamer mit einer neuen Konsole auch neue Spiele kaufen. Kursverluste bei UbisoftUnter anderem könnte Ubisoft dies ausnutzen. Die Berenberg Bank erwartet, dass der französische Spieleentwickler den nächsten Teil seiner beliebten Reihe “Assassin’s Creed” ebenfalls im vierten Quartal auf den Markt bringt – und ihn möglicherweise zeitgleich mit einer der neuen Konsolen präsentiert. Zudem stimmt der solide Back-Katalog mit zahlreichen beliebten Titeln die Analysten optimistisch, obwohl die Ubisoft-Aktie 2019 eine schwache Entwicklung hinlegte. Dass das Papier in den vergangenen zwölf Monaten 18 % seines Wertes verlor, führen Experten insbesondere auf enttäuschende Veröffentlichungen des Spieleproduzenten zurück. So war im Herbst unter anderem der Taktik-Shooter “Ghost Recon Breakpoint” nach negativen Kritiken im Verkauf gefloppt, zudem verzögerten sich weitere Neuerscheinungen. Allein im Oktober brach die Ubisoft-Aktie um fast 32 % ein. Obwohl sich das Papier seitdem wieder deutlich erholte, hält die Berenberg Bank es nach wie vor für unterbewertet. Am Montag schloss der Titel mit einem Plus von 3,15 % bei 64,28 Euro – gerade die deutlich gestiegenen Spielerzahlen beim Ego-Shooter “Rainbow Six: Siege” stimmen die Analysten derzeit optimistisch. Sie bekräftigten ihre Kaufempfehlung für die Ubisoft-Aktie zuletzt und hoben ihr Kursziel von 70 auf 77 Euro an.Generell reagieren die Aktien vieler Computerspielehersteller sehr stark auf den Erfolg und Misserfolg einzelner Veröffentlichungen. Das veranschaulicht auch der EEFund Video Game Tech Index, der neben den Aktien der westlichen Spielehersteller einige chinesische Werte enthält. Dieser stürzte nach einem Rekordstand Mitte 2018 bis Anfang 2019 deutlich ab. Im Lauf der vergangenen zwölf Monate erholte er sich allerdings wieder und lag auf Jahressicht mit über 15 % im Plus. Hohe BörsenwerteDazu trugen auch Aktien wie die von Activision Blizzard und die von Electronic Arts mit Anstiegen von über 30 % und fast 24 % bei. Hyun Ho Sohn, Fondsmanager bei Fidelity, hält die Wertpapiere der beiden US-Hersteller langfristig für eine gute Investition. Activision nehme mit ihren “Call of Duty”-Spielen unter den Ego-Shooter-Produzenten eine starke Position ein. Electronic Arts dagegen sei mit Titeln wie der Fifa-Fußballspiel-Reihe oder der American-Football-Serie “Madden” gerade im Sportsegment dominant. Dabei wirkt das Kurs-Gewinn-Verhältnis für das Papier des kalifornischen Unternehmens mit 12,1 vergleichsweise moderat, gerade angesichts der astronomischen Bewertung der Ubisoft-Aktie (siehe Tabelle).Trotz der hohen Kursvolatilität einiger Titel handelt es sich bei Computerspieleaktien aber längst nicht mehr um ein Nischensegment: Die Marktkapitalisierung von Activision beispielsweise liegt bei 47 Mrd. Dollar. Nintendo ist an der Börse noch mehr wert – nach Sohns Einschätzung wird der japanische Branchenriese auch künftig davon profitieren, dass er viele Inhalte ausschließlich für seine Konsolen anbietet. Andere Hardware-Produzenten dagegen hätten durch den Markteintritt neuer Konkurrenten wie Google mehr zu verlieren. Der Tech-Riese hat im November seine Streamingplattform Stadia an den Start gebracht. Über diese können Zocker ganz ohne Konsole spielen. Damit ergibt sich für viele Spielehersteller eine neue Publikationsmöglichkeit, die laut Sohn gerade bei Sony auf die Kurse drücken könnte. Denn der Elektronikkonzern lässt sich bislang von Gaming-Produzenten dafür bezahlen, dass diese ihre Titel für die Playstation veröffentlichen dürfen.Laut GAM-Managerin Lyons steckt das Spielestreaming aber noch in den Kinderschuhen. Stadia-Nutzer seien unzufrieden, da viele beliebte Spiele noch nicht über den Google-Dienst verfügbar sind. “Damit Cloud-Gaming erfolgreich wird, sind technologische Verbesserungen nötig”, sagt Lyons. Bislang müssten Gamer noch im 100-Meilen-Umkreis des nächsten Rechenzentrums sitzen, um eine gute Grafik und ein verzögerungsfreies Spielerlebnis zu gewährleisten. Microsoft habe allerdings bereits damit begonnen, ihre Rechenzentren für das Cloud-Gaming zu optimieren. Im Wettbewerb mit Google sei es ein entscheidender Vorteil, dass der Xbox-Hersteller im Spielebereich bereits über einen großen Kundenstamm verfüge.