Disinflation unterstützt Qualitätsaktien
Nach dem Inflationsschock im vorigen Jahr könnte 2023 zum Jahr der Disinflation werden, das von immer noch hohen, aber sinkenden Inflationsraten geprägt werde, meint Patrick Suck, Fondsmanager bei Oddo BHF. Doch welche Auswirkungen hätte der Trend auf Investitionen, und welche Anlageklassen und Sektoren könnten profitieren?
„Inzwischen haben die rückläufigen Energiepreise und die höheren Zinsen zu einer Entspannung an der Inflationsfront beigetragen“, so Suck. „Wir gehen davon aus, dass die Inflation in der Eurozone im Jahresdurchschnitt hoch bleiben wird, aber bis zum Jahresende auf 3 bis 4% sinken könnte. Grundsätzlich ist ein disinflationäres Umfeld für die von uns favorisierten Qualitätsaktien günstiger als ein Umfeld steigender Inflation.“ Von einem inflationären Umfeld profitieren dem Investmentexperten zufolge Öl- und Rohstofftitel und über den Kanal steigender Zinsen Finanzwerte. Hierbei handele es sich um Sektoren mit Unternehmen, die seltener aufgrund ihrer Qualität für ein Portfolio ausgewählt werden. Auf Qualitätstitel ausgerichtete Portfolios blieben daher in inflationären Phasen zurück, selbst wenn die langfristigen Aussichten für diese Unternehmen weiter stabil seien.
2022 prägte die stark steigende Inflation das Geschehen an den Kapitalmärkten. „Dass zur Bekämpfung der Inflation die Zinsen steigen müssen, drückt auch auf die Bewertungen der Aktien. Das belastet Wachstumswerte, die aufgrund weit in der Zukunft liegender Gewinne bewertet werden, besonders heftig. In geringerem Umfang sind aber auch Qualitätswerte betroffen, während die günstig bewerteten Value-Werte profitieren. Ein disinflationäres Umfeld würde daher die Bewertungen von Qualitätsaktien unterstützen.“
Viele Unternehmen seien in der Lage, die steigenden Inputkosten weiterzugeben und ihre Gewinnmargen trotz Inflation sogar zu erhöhen. Das sei auch 2021 und 2022 der Fall gewesen, als die Margen für europäische und US-Indizes auf neue Hochs gestiegen seien. Hiervon hätten vor allem zyklische Sektoren wie Öl/Rohstoffe, Automobilbau und Industrie profitiert. „Durch Disinflation sinken die Margen, und diese Sektoren geraten stärker unter Druck.“ Die Margen bei Qualitätstiteln würden in der Tendenz stabiler bleiben. Das mache sie attraktiver.
Weil steigende Leitzinsen das Wachstum bremsen, gehe Disinflation normalerweise mit einem schwächeren Wirtschaftswachstum und einer erhöhten Rezessionswahrscheinlichkeit einher. Noch sei das vor allem in den USA nur in Ansätzen zu sehen, aber es könnte im Laufe des Jahres zum Thema werden. Man sei auch im Falle der Rezession mit Qualitätsaktien besser aufgestellt, da die Gewinne dieser Firmen sich stabiler entwickeln und auch in Abschwungphasen resilienter sind.