DEVISENWOCHE

Diversifikation mit Rohstoffwährungen

Von Lars Edler und Alwin Schenk *) Börsen-Zeitung, 11.10.2016 Negativzinsen in vielen Volkswirtschaften treiben die Anleger in Hochzinswährungen. Aber nicht alle Hochzinswährungen profitieren im gleichen Maße von dieser Strategie, und es ist zu...

Diversifikation mit Rohstoffwährungen

Von Lars Edler und Alwin Schenk *)Negativzinsen in vielen Volkswirtschaften treiben die Anleger in Hochzinswährungen. Aber nicht alle Hochzinswährungen profitieren im gleichen Maße von dieser Strategie, und es ist zu vermuten, dass neben der absoluten Höhe des Zinsniveaus weitere Kriterien die relative Attraktivität von Währungen bestimmen werden. Besonders relevant dürfte dabei die Abhängigkeit von den Rohstoffmärkten sein.Die Risikofreude respektive Risikoaversion der Anleger ist eine wesentliche Determinante für die Nachfrage nach Hoch- beziehungsweise Niedrigzinswährungen. Nur in seltenen Fällen ist eine gleichzeitige Schwäche oder Stärke von Hoch- und Niedrigzinswährungen gegenüber dem Euro zu beobachten. Im laufenden Jahr ist das anders: Sowohl der japanische Yen als auch der brasilianische Real werteten bisher deutlich gegenüber der Gemeinschaftswährung auf. Dabei profitiert der Yen von seiner Funktion als sicherer Hafen. Den Real hingegen stützt offenbar die Entwicklung an den Rohstoffmärkten. Dafür spricht auch die relative Stärke bei anderen Rohstoffwährungen wie beim russischen Rubel oder dem südafrikanischen Rand. Als Rohstoffwährung gelten Devisen von Ländern, in denen der Rohstoffexport einen dominanten Anteil an den gesamten Ausfuhren einnimmt beziehungsweise in denen ein signifikanter Teil des Bruttoinlandsproduktes durch die Rohstoffgewinnung generiert wird. BodenbildungNeben Australien, Norwegen, Neuseeland und Kanada sind vor allem Brasilien, Russland, Südafrika und Chile zu nennen. Im Portfoliokontext erscheinen Rohstoffwährungen insgesamt interessant, da die gleichzeitige Berücksichtigung von Hoch- und Niedrigzinswährungen das Risiko diversifiziert und ein positiver Trend an den Rohstoffmärkten die Wertentwicklung begünstigen kann.Rohstoffpreise sind sehr anfällig für Schwankungen. Aber ungeachtet ihrer Schwäche im dritten Quartal dieses Jahres zeichnet sich eine Bodenbildung ab, so dass wir auf mittlere Frist mit weiter steigenden Preisen rechnen. Davon werden die Rohstoffwährungen aber weder unisono noch in gleichem Umfang profitieren. Russland, Kanada, Brasilien und Norwegen sind wichtige Ölproduzenten, somit ist der Außenwert ihrer Währungen positiv mit dem Ölpreis korreliert. Australien fördert vor allem Industriemetalle und Kohle, deren Exportperspektiven vor allem von der chinesischen Nachfrage abhängen. Als der nach China zweitgrößte Goldproduzent würde Australien ebenso wie Russland und Südafrika von einer Flucht in das Edelmetall profitieren. Neuseeland hingegen exportiert nahezu ausschließlich Agrarprodukte. Negative KorrelationBetrachtet man die Korrelationen der Rohstoffwährungen untereinander, stechen vergleichsweise hohe Werte für den australischen Dollar und niedrige Werte für die norwegische Krone ins Auge. Nahezu allen Rohstoffwährungen ist jedoch gemein, dass sie mit Ausnahme der chinesischen Währung eine negative Korrelation zum US-Dollar aufweisen. Im Verhältnis zum Euro werten sie zumeist dann auf, wenn der US-Dollar sinkt, und geraten unter Druck, wenn der er gegenüber dem Euro zulegt. Letzteres hat er aufgrund der divergierenden Zinspolitik von Fed und EZB seit 2014 getan. Aber hier zeichnet sich eine Bodenbildung ab.Im Rahmen der Asset-Allokation sind Hochzinswährungen attraktiv: Erstens sind ihre Risikoprämien derzeit hoch. Zweitens lassen sie sich in Kombination mit Niedrigzinswährungen einsetzen, um das Portfoliorisiko zu diversifizieren. Hochzinswährungen sind jedoch keine homogene Anlageklasse: Neben dem jeweiligen Zinsniveau unterscheiden sie sich hinsichtlich ihrer mehr oder minder stark ausgeprägten Abhängigkeit von den Rohstoffmärkten sowie durch ihre relative Sensitivität bezüglich der einzelnen Rohstoffsegmente. Darüber hinaus ist die Entwicklung des Leistungsbilanzsaldos ein wichtiges Differenzierungsmerkmal. Dabei weisen Russland, Malaysia, China und Ungarn positive, Brasilien, Südafrika, Indonesien, Mexiko und die Türkei dagegen negative Salden aus.Legen wir der Beurteilung von Niedrigzinswährungen die gleichen Auswahlkriterien zugrunde, so spricht auch hier relativ viel für die Berücksichtigung von Niedrigzinswährungen mit Rohstoffbezug. Geeignete Kandidaten sind die Währungen von Kanada, Norwegen, Neuseeland und Australien, wobei die norwegische Krone wohl an der Spitze und der kanadische Dollar am Ende des Rankings stehen dürfte. Dieses Ranking basiert wiederum auf den stark divergierenden Leistungsbilanzsalden dieser Länder und der Perspektive einer vergleichsweise restriktiven norwegischen Geldpolitik.—-*) Lars Edler ist Co-Chief Investment Officer und Alwin Schenk Portfoliomanager bei Sal. Oppenheim.