Dividenden auf Rekordkurs

Janus Henderson erwartet auch für 2020 einen Höchststand der weltweiten Ausschüttungen

Dividenden auf Rekordkurs

Der Anstieg der weltweiten Dividendenausschüttungen ist ungebrochen. Nach einem Wachstum um 3,5 % auf eine Bestmarke von 1,43 Bill. Dollar im zurückliegenden Jahr werden sie nach Einschätzung von Janus Henderson auch 2020 einen neuen Höchststand markieren.Von Christopher Kalbhenn, Frankfurt Anleger erfreuen sich seit Jahren über konstant steigende Dividendenausschüttungen und werden dies nach Meinung von Janus Henderson auch in diesem Jahr tun können. Laut dem Global-Dividend-Index-Bericht des britischen Assetmanagers haben die Unternehmen ihre Ausschüttungen weltweit im zurückliegenden Jahr um 3,5 % auf 1,43 Bill. Dollar gesteigert. Gebremst wurde das Wachstum der globalen Dividendensumme u. a. durch den stärkeren Dollar. Bereinigt um Wechselkursveränderungen sowie andere Faktoren wie u. a. Sonderdividenden ergibt sich ein Wachstum von 5,4 %. Im zurückliegenden Jahrzehnt sind die weltweiten Ausschüttungen um 97 % bzw. um durchschnittlich 7 % pro Jahr auf 11,4 Bill. Dollar gestiegen.Für dieses Jahr prognostiziert Janus Henderson einen Anstieg der globalen Dividendensumme um bereinigt 4 % bzw. 3,9 % auf rekordhohe 1,48 Bill. Dollar, was den fünften Höchststand in Folge bedeuten würde. Der Markt erwarte für 2020 ein weiteres Wachstum der Weltwirtschaft und der Unternehmensgewinne. “Entsprechend sollten die Dividenden 2020 erneut zulegen”, so der Assetmanager. “Das absolute Wachstum dürfte jedoch geringer ausfallen, bedingt durch niedrigere Sonderdividenden, vor allem im Vereinigten Königreich und in Australien, nachdem sie 2019 ungewöhnlich hoch waren.” Zuversichtlich stimme, dass der Dollar etwas schwächer ins Jahr gestartet sei. Er notiere aktuell niedriger als während der meisten Zeit des zurückliegenden Jahres. Japan SpitzenreiterAm stärksten zum Dividendenwachstum beigetragen haben im zurückliegenden Jahr Nordamerika, die Schwellenländer und Japan. In den Nordamerika erhöhten sich die Ausschüttungen um 4,8 % bzw. bereinigt um 7 % auf 534,6 Mrd. Dollar zu. In den vergangenen zehn Jahren erhöhten sich die Ausschüttungen in Nordamerika um 136 %. Spitzenreiter der Dekade ist Japan. Hier legten die Dividenden in den zurückliegenden zehn Jahren um 173 % zu, wovon der größere Teil auf die letzten fünf Jahre entfiel. 2019 stiegen die Ausschüttungen in dem Land deutlich um 8,4 % bzw. bereinigt 6,3 % auf 85,7 Mrd. Dollar. Mit 10,2 % auf 139,8 Mrd. Dollar konnten die Schwellenländer ihre Ausschüttungen 2019 noch deutlicher steigern. Europa SchlusslichtSchwach entwickelte sich Europa ohne Großbritannien. Hier sank die Dividendensumme um 2 % auf 251,4 Mrd. Dollar. Dabei spielten allerdings Wechselkursveränderungen eine große Rolle. Bereinigt vor allem um die Dollar-Stärke errechnet sich ein Anstieg um 3,8 %. Im zurückliegenden Jahrzehnt war die Region mit einem bereinigten Anstieg um 53 % das weltweite Schlusslicht. Europa habe es an den Wachstumsmotoren gemangelt, die in den USA eine wichtige Rolle gespielt hätten, so Janus Henderson. So hätten sich beispielsweise die Dividenden der Banken, auf die in Europa ein wesentlich höherer Teil der Ausschüttungen entfalle als in den USA, seit 2009 verdoppelt – in den USA hätten sie sich hingegen vervierfacht. Probleme bei der Restrukturierung nach der Finanzkrise und Spannungen innerhalb der Eurozone hätten das Dividendenwachstum im europäischen Bankensektor gebremst. Im Technologiesektor sei das Dividendenwachstum ähnlich schwungvoll wie in den USA verlaufen. In Europa entfiel auf den Sektor im vergangenen Jahr allerdings nur jeder fünfzigste ausgeschüttete Dollar entfallen, in den Vereinigten Staaten jeder sechste. Insofern sei das dramatische Wachstum in Europa fast ohne Effekt geblieben. Innerhalb Europas verzeichnete Deutschland unter den größeren Dividendenzahlern mit einem bereinigten Anstieg um 2,5 % auf 43,8 Mrd. Dollar den geringsten Anstieg. Jedes zehnte Unternehmen habe seine Dividende gekürzt, so Janus Henderson. Nur drei Fünftel der Unternehmen und damit weniger als im weltweiten Durchschnitt hätten ihre Ausschüttungen erhöht. Am besten entwickelten sich die Niederlande mit einem absoluten Anstieg von fast einem Viertel auf 19,2 Mrd. Dollar. Zu verdanken war dies einer hohen Sonderdividende von Akzo Nobel. US-Anteil bei 42 ProzentAuf Nordamerika entfielen im zurückliegenden Jahr 42 % der weltweiten Dividendensumme. Dahinter folgten Europa ohne Großbritannien mit 20 %, Asien-Pazifik ohne Japan (12 %) und die Schwellenländer (11 %). In Europa ohne Großbritannien führte Frankreich mit einem Anteil an der Dividendensumme von 25 % vor Deutschland (17 %), der Schweiz (16 %), Spanien (9 %) und den Niederlanden (8 %). Nach Branchen dominierten Finanzinstitute mit einem Anteil von 27 % vor den Sektoren Öl, Gas, Energie (11 %), Basiskonsumgüter und Technologie (jeweils 9 %) und Industrie sowie Gesundheit und Pharmazie (je 8 %). Vervierfachung im Tech-SektorUnter den Sektoren steigerte in bereinigter Betrachtung vor allem die Ölbranche im zurückliegenden Jahr ihre Ausschüttungen, und zwar um 10 % auf 143 Mrd. Dollar. In absoluter Betrachtung erzielte der Grundstoffesektor mit 13,7 % auf 85,7 Mrd. Dollar das stärkste Wachstum. Dies war aber auf extrem hohe Sonderausschüttungen der Bergbaukonzerne BHP und Rio Tinto zurückzuführen. Bereinigt war der Sektor mit einem Minus von 4,6 % sogar das Schlusslicht. In den zurückliegenden zehn Jahren ragte der Technologiesektor mit einer Vervierfachung seiner Ausschüttungssumme heraus. 2019 erhöhte sie sich um 5,5 % auf 117,8 Mrd. Dollar. Keine Zuwächse erzielten in den zurückliegenden zehn Jahren Telekommunikationsunternehmen und Versorger. Exxon erneut vornAuf die zehn größten Dividendenzahler der Welt entfielen im zurückliegenden Jahr mit 128,7 Mrd. Dollar 9 % der globalen Ausschüttungssumme auf die 20 größten 213,9 Mrd. Dollar bzw. 15 %. Spitzenreiter war zum vierten Mal in Folge Royal Dutch Shell. Mit Exxon Mobil belegte ein weiterer Ölriese zum dritten Mal in Folge den dritten Platz. Der zweitgrößte Ausschütter war AT&T. Insgesamt sechs deutsche Unternehmen zählten 2019 zu den 100 größten Dividendenzahlern der Welt, darunter Allianz auf Rang 52 und Daimler auf Rang 62.