Dollar leidet unter Volatilitätssprung

Unruhe aus dem Aktienmarkt überträgt sich auf den Greenback - Zinsdifferenz kaum verändert

Dollar leidet unter Volatilitätssprung

Der Volatilitätsschock an den Aktienmärkten zu Monatsbeginn schwappte zwar auch auf den Währungsmarkt über, fiel dort jedoch deutlich geringer aus. Dennoch genügte die von der höheren Volatilität ausgehende Verunsicherung der Marktakteure, um den Dollar trotz steigender US-Zinserwartungen zu schwächen. Von der Unsicherheit profitierte einmal mehr der Yen, aber auch Euro und Franken.Von Stefan Schaaf, FrankfurtDer jüngste Volatilitätsschock an den globalen Finanzmärkten hatte ein kleines Vorspiel – nämlich zum Jahreswechsel am Währungsmarkt, als die Volatilität auf Tiefstwerte absackte, sich dann aber schnell wieder erholte und, wie es schien, ziemlich deutlich anstieg. Doch was sich an den Tagen Mitte Januar bei Währungen abspielte, war nur eine unbedeutende Episode gegenüber dem Drama, das der Aktienmarkt in den ersten Februartagen erlebte. Kurz zur Erinnerung: Als die jüngsten Daten vom US-Arbeitsmarkt für Januar überraschend gut ausfielen, schossen sofort die Erwartungen an steigende US-Zinsen in die Höhe. Dieser Effekt war auch am Dienstag zeitweilig zu beobachten, als die neuen US-Preisdaten auf einen inflatorischen Druck hinwiesen und Spekulationen auf weiter steigende Zinsen befeuerten. Wieder brachen Aktien- und Anleihekurse ein, wieder stieg die Volatilität, wenngleich in geringerem Ausmaß als zu Monatsbeginn.Das wichtigste Volatilitätsmaß an den Kapitalmärkten, der von der CBOE in Chicago berechnete Vix, war schon in den Tagen vor Veröffentlichung der Januar-Arbeitsmarktdaten gestiegen, nach deren Bekanntgabe schoss er aber regelrecht in die Höhe. Der Index, der die erwartete Schwankungsbreite des wichtigsten US-Aktienindex S & P 500 abbildet, sprang in zwei Tagen von 13,5 auf 50,3 Stellen. Steigendes HandelsvolumenAm Währungsmarkt ging die Volatilität ebenfalls hoch, allerdings in erheblich geringerem Umfang. Das zeigt der CVix, der von der Deutschen Bank nach einer dem Vix ähnlichen Methode berechnet wird. Er lag am 1. Februar, dem Tag vor Veröffentlichung der Januar-Arbeitsmarktdaten, bei 7,4 Stellen und kletterte in den folgenden Tagen in der Spitze auf 8,6 Punkte, legte also um gerade einmal 16 % zu, während der Aktienmarkt-Volatilitätsindex Vix sich nahezu verdreifachte. Der CVix-Anstieg ging J.P. Morgan zufolge mit einem steigenden Handelsvolumen einher. Der Anstieg des CVix wird also von den Akteuren am Devisenmarkt durchaus positiv wahrgenommen. “Volatilität ist für Märkte natürlich, geringe Volatilität ist unnatürlich”, sagte Isaac Lieberman, CEO von Aston Capital Management, der Nachrichtenagentur Bloomberg. Um zu verstehen, warum der Währungsmarkt verhältnismäßig ruhig blieb, lohnt ein Blick auf die Zinsentwicklung. Es stiegen nämlich nicht nur die nominalen US-Zinsen, sondern auch die in der Eurozone. Dazu trugen zum einen Zinsarbitrage zwischen den beiden Währungsräumen bei, aber auch die sich verstärkenden Erwartungen an eine Straffung der Geldpolitik in der Währungsunion. Die Folge: Die für die Kursentwicklung von Euro/Dollar maßgeblichen Zinsdifferenzen am langen wie auch am kurzen Ende blieben trotz der Turbulenzen nahezu unverändert. Im Zehnjahresbereich schwankte der Spread seit Jahresbeginn um 212 Basispunkte, und im Zweijahreszeitraum um 269 Basispunkte.Dennoch geriet der Dollar in der Phase der jüngsten Marktturbulenzen deutlich unter Druck. Seit 26. Januar, als der Anstieg des Vix einsetzte, hat der Dollar in der Breite deutlich abgewertet, unter den 16 von Bloomberg geführten Hauptwährungen (neben dem Dollar) hat in dieser Zeit nur der brasilianische Real gegenüber dem Greenback abgewertet, während die Rangliste vom Euro und der an den Euro gebundenen dänischen Krone mit einer Aufwertung von gut 15 % angeführt wird. Die beiden klassischen sicheren Häfen Franken und Yen werteten in diesem Zeitraum 7 % bzw. 6,6 % zum Dollar auf. Offenbar übertrug sich also die Angst der Anleger, wie sie im Vix zum Ausdruck kam, in einen schwächeren Dollar. Zwar gilt der Greenback als ultimativer Schutz in wirklich großen Weltkrisen, im normalen Handelsgeschehen wird er bei erhöhter Unsicherheit jedoch zugunsten der Niedrigzinswährungen Euro und Yen verkauft.