DZ Bank empfiehlt chinesische E-Commerce-Aktien zum Kauf
amb Frankfurt – Während Europa keine Pendants zu US-Technologiekonzernen wie Google, Amazon oder Facebook zu bieten hat, ist die Konkurrenz aus China längst auf Augenhöhe mit den US-Giganten. Das Wachstum wird sich einer Studie der DZ Bank zufolge auch in den Kursen von Unternehmen wie Alibaba und JD.com niederschlagen.Chinesische Aktien im Allgemeinen und chinesische Tech-Werte im Besonderen haben nach Ansicht der DZ Bank noch einiges an Potenzial. Die Analysten sind davon überzeugt, dass Chinas Aktien durch das anhaltende Wachstum im Land für internationale Anleger immer wichtiger werden und dass der rasant steigende Konsum den E-Commerce-Sektor mit Adressen wie Alibaba und JD.com antreiben wird. In einer Studie rät die Bank daher zu Alibaba und JD.com, und zwar zu den an den US-Börsen gehandelten ADRs (American Depositary Receipts). Dynamik schwächt sich abAuch wenn sich die Dynamik von Chinas Wirtschaft etwas abschwächt, wächst das Land unverändert mit Raten, die weit über denen der Industrieländer liegen. Die DZ Bank verweist auf Zahlen des IWF: Demnach lag der Anteil Chinas am globalen BIP 1980 bei rund 2,8 %, derjenige der USA bei 25,6 %. 2018 hatte sich Chinas Anteil auf 15,7 % erhöht, während der US-Anteil auf 24 % gesunken ist. “Experten sind sich weitestgehend einig, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis China die US-Wirtschaft überholen wird”, erklären die Analysten. Daher würden chinesische Aktien in den Portfolios internationaler Anleger eine immer größere Bedeutung bekommen. Vorteilhaft auswirken dürfte sich für chinesische Aktien der Studie zufolge auch die steigende Gewichtung der Titel in Marktindizes wie dem MSCI Emerging Markets. 2019 hatte der Index-Anbieter MSCI den MSCI Emerging Markets angepasst und die Gewichtung von chinesischen Aktien auf über ein Drittel erhöht. “Eine vollwertige Berücksichtigung von Class A Shares (Festlandsaktien der Börsen Schanghai und Shenzhen) würde dazu führen, dass China eine Indexgewichtung von über 40 % hätte”, schreiben die Experten. Begeisterte Online-ShopperUnterdessen wird das Marktvolumen für E-Commerce in China einer Analyse des US-Marktforschungsunternehmens Emarketer zufolge von 1,5 Mrd. Dollar 2018 auf 4,1 Mrd. Dollar 2023 wachsen, wie es in der Studie heißt. Die Dynamik werde zwar etwas nachlassen, aber immer noch hoch bleiben. Der Anteil des Online-Handels am gesamten Handel werde ebenfalls stark zunehmen, und zwar von knapp 30 % auf rund 64 % per 2023. Damit hängt China auch andere Regionen der Welt ab: Weltweit wird für 2023 lediglich ein Online-Anteil von 22 % erwartet, für die USA 16,3 % und für Deutschland sogar nur 10,5 %. “Dies ist unter anderem auf das Konsum- und Nutzerverhalten der chinesischen Bevölkerung zurückzuführen und zeigt deutlich, welchen erheblichen Wachstumsspielraum das E-Commerce-Geschäft in China hat”, resümieren die Analysten.Für die Technologieunternehmen spreche zudem die protektionistische Haltung des chinesischen Staates, der US-Webseiten wie Facebook, Twitter und Youtube verbietet. Das habe die Wettbewerbsbedingungen für chinesische Internetunternehmen deutlich verbessert. Die “BAT”-Giganten (Baidu, Alibaba und Tencent) seien mittlerweile so groß und profitabel, dass es für ausländische Unternehmen nahezu unmöglich sei, in China Fuß zu fassen. “Tencent Holdings verfügt über ein Ökosystem mit 1 Milliarde Nutzern, und Alibaba hat im E-Commerce einen Marktanteil von über 50 %”, erklären die Analysten. Diese Unternehmen hätten in den letzten Jahren zudem viele Daten von ihren Nutzern gesammelt und würden deren Verhalten deutlich besser kennen, als es ein ausländisches Unternehmen je könnte. Klare MarktaufteilungAdressen wie Alibaba und JD.com kämpften allenfalls untereinander und versuchten Ökosysteme zur langfristigen Kundenbindung zu schaffen. Doch auch die heimische Wettbewerbssituation der Online-Händler beurteilt die DZ Bank positiv, da sich die drei größten Plattformen Alibaba, JD.com und Pinduoduo den Markt weitestgehend untereinander aufgeteilt hätten. Die Plattformen seien noch weit entfernt von einer kritischen Größe, die die Wettbewerbsdynamik nachhaltig verändern könnte. Die Bank weist außerdem darauf hin, dass Peking die Unternehmen stark subventioniert: Laut “Financial Times” hat der Staat 2018 rund 22 Mrd. Dollar an Subventionen an chinesische Unternehmen geleistet, nochmals 14 % mehr als im Vorjahr. Peking gewähre den einheimischen Unternehmen Steuervorteile und stelle kleineren Start-ups kostenlose oder sehr günstige Büroflächen zur Verfügung. “Außerdem schaut er beim Schutz von ausländischem geistigem Eigentum nicht zu genau hin.” Die BAT-Konzerne haben laut Studie bereits 2011 von der nationalen Reformkommission große Summen erhalten, um im Cloud-Computing voranzukommen. In den nächsten fünf Jahren würden weitere 14,6 Mrd. Dollar in Cloud-Lösungen, Big Data und Projekte für Smart Cities investiert werden. Bestens aufgestelltChina hat mittlerweile viele erfolgreiche Internetkonzerne: Alibaba als E-Commerce-Unternehmen gilt als “Chinas Amazon”, wobei das Unternehmen eher als Vermittler auftritt. Ebenso wie ihr US-Pendant versucht Alibaba Kunden über Ökosysteme an sich zu binden, bestehend zum Beispiel aus Entertainment- und Media-Angeboten. JD.com ist ebenfalls Online-Einzelhändler und mit Amazon zu vergleichen. Am Unternehmen ist der Tencent-Konzern beteiligt, zu dem außerdem noch das Internetportal QQ, der Messenger-Dienst Wechat und Video-Gaming-Aktivitäten gehören.Für Alibaba lautet das Votum “Kaufen”, den fairen Wert sehen die Analysten bei 260 Dollar (aktuell 213,40 Dollar). Alibaba werde als Marktführer im E-Commerce weiterhin vom Trend hin zum Online-Handel in China profitieren, heißt es. Die Bewertung mit einem EV/Ebitda auf dem Niveau des historischen Durchschnitts sei aufgrund der starken Marktstellung und des hohen Wachstums durchaus gerechtfertigt.Für die Bank ist der Konzern hervorragend positioniert, um von der zunehmenden Internetaffinität der chinesischen Konsumenten profitieren zu können. Daneben besetze das Unternehmen erfolgreich weitere Wachstumsfelder wie Cloud-Lösungen und Online-Bezahldienste. Alibaba weise zudem eine sehr gesunde Bilanz und eine hohe Cash-Position auf, die eine künftige Expansion in weitere asiatische Länder unterstützen dürfte.Auch zu JD.com raten die Analysten, hier nennen sie einen fairen Wert von 47 Dollar (aktuell 39,43 Dollar). Auch JD.com als zweitgrößtem E-Commerce-Plattformbetreiber werde das Wachstum des Sektors zugutekommen. Dem Umsatzwachstum von JD stehe eine noch geringe Profitabilität gegenüber, die Analysten rechnen aber mit steigenden Margen. Schon zuletzt sei die Nettomarge von 0,7 % für 2018 auf 1,7 % per 2019 gestiegen – bei solidem Umsatzwachstum. Die Bewertung (EV/Ebitda) liege deutlich unter dem historischen Durchschnitt.