DZ Bank nimmt Abstand vom Dollar

Institut erachtet US-Anlagen wegen Zinswende und endender Euro-Abwertung derzeit als zu riskant

DZ Bank nimmt Abstand vom Dollar

Die DZ Bank rät ihren Kunden zur Vorsicht bei Dollar-Anlagen wegen der zur erwartenden Zinswende der Federal Reserve. Außerdem rechnet das Institut mit einem Auslaufen der Euro-Abwertung. Die Bank favorisiert derzeit europäische Aktien und Anleihen, aber auch hier müssen sich Anleger auf maue Zeiten einstellen. Den Dax erwartet die DZ Bank in einem Jahr in etwa auf dem aktuellen Niveau.sts Frankfurt – Die Volkswirte der DZ Bank rechnen fest mit einer Zinserhöhung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) im kommenden Monat. “Die Fed geht jetzt den ersten Schritt und wird im kommenden Jahr jedes Quartal den Leitzins um 25 Basispunkte anheben”, prognostizierte am Montag während eines Pressegespräches in Frankfurt Jan Holthusen, Leiter Zins- und Anleihenresearch bei der DZ Bank. Die erste Zinserhöhung in den USA werde zu “einem leichten Renditeanstieg” und einer flacheren Zinsstrukturkurve führen, erwartet Holthusen, der die zehnjährigen US-Staatsanleihen Ende 2016 bei einer Rendite von 3 % sieht.Zugleich stellt sich die DZ Bank auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB) ein. “Der Markt hat eine Senkung des Einlagezinses auf minus 0,3 % eingepreist, wir können uns auch minus 0,4 % vorstellen”, so der Zinsexperte. Während er zunächst nicht von einer Aufstockung der Anleihekäufe von derzeit monatlich 60 Mrd. Euro ausgeht, sei zu erwarten, dass das Kaufprogramm über September 2016 hinaus laufe. Die weitere Lockerung werde sich zunächst auch an einem Renditerückgang bei Bundesanleihen zeigen, doch dürfte im Zehnjahresbereich wohl bei Werten von 30 bis 40 Basispunkten die Untergrenze erreicht sein. “Zehn Basispunkte wie im Frühjahr werden wir wohl nicht wieder sehen, Investoren werden das Risiko bei so niedrigen Renditen eingehen wollen”, sagte Holthusen. Im Laufe des Jahres 2016 sollten die Renditen der Bundesanleihen dann im Fahrwasser der Treasuries und wegen der anziehenden Inflation – der Basiseffekt sinkender Rohstoffpreise läuft aus – wieder anziehen. Holthusens Prognose für den Zehnjahresbereich steht für Ende 2016 bei 1,2 %.Während die Aussicht auf eine Ausweitung der Zinsdifferenz aktuell den Kurs des Euro zum Dollar drückt, stellt sich das Institut auf ein Ende der seit Frühjahr 2014 laufenden Dollar-Rally ein. “Das Risiko einer Euro-Aufwertung ist größer als das Risiko des Erreichens der Parität”, sagte Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt des genossenschaftlichen Spitzeninstituts. Die Parität der beiden global wichtigsten Währungen könnte zwar kurzfristig noch erreicht werden, ergänzte Holthusen, “aber das wäre nicht nachhaltig.” Für das kommende Jahr sagt die DZ Bank einen Eurokurs von 1,04 Dollar voraus. Dax bei 11 000 PunktenIn ihrem eigenen Musterdepot (siehe Grafik) hält die DZ Bank derzeit keine Dollar-Anlagen und setzt einen Fokus auf Aktien und Staatsanleihen aus der Eurozone. Insgesamt sieht sie jedoch verhaltene Perspektiven für Aktien, die global betrachtet inzwischen teuer seien. “Zwar könnten neue geldpolitische Stimuli der EZB dem Aktienmarkt bis in das Frühjahr hinein zu Kursgewinnen verhelfen”, sagte Chefanlagestratege Christian Kahler. Auf mittlere Sicht dürften sich die Anleger aber nicht allzu lange von der Geldflut blenden lassen, und die Unsicherheit über den tatsächlichen Zustand der Weltwirtschaft könnte schnell wieder in den Fokus rücken. Die DZ Bank rechnet Ende 2016 mit einem Dax-Stand von 11 000 Punkten, die erwartete Schwankungsbreite liegt ihrer Ansicht nach zwischen 9 400 und 12 000 Zählern. Insgesamt sieht Kahler die Gefahr eines Rückschlags an den Aktienmärkten deutlich wachsen. Nur die niedrigen Zinsen und Ölpreise verhinderten derzeit einen Crash, sagt er.