DZ Bank: Schätzungen für Dividenden werden gekürzt

Entwicklung in den USA stabiler als in Europa

DZ Bank: Schätzungen für Dividenden werden gekürzt

kjo Frankfurt – Die Welle von Dividendenstreichungen und -kürzungen hat im Mai und Juni an Stärke verloren. Während das Verhältnis von Kürzungen (Down) und Anhebungen (Up) der Dividendenschätzungen in den USA sogar wieder ein ausgeglichenes Bild zeigte, würden in Europa weiterhin die Kürzungen überwiegen. Aber auch in Europa habe der starke Druck nachgelassen. Zu diesen Ergebnissen kommt die DZ Bank in einer Studie zu den Ausschüttungen.Die beginnende Berichtssaison zum zweiten Quartal werde in den kommenden Wochen richtungsweisend sein. Die Markterwartungen seien bereits sehr niedrig. Offen bleibe zudem, wann die europäischen Finanzwerte wieder ausschütten dürfen. Denn der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) hat angeregt, die Auszahlung von Dividenden bis mindestens Januar zurückzuhalten, um den Banken zu helfen, Kapital für die Überwindung der Pandemie zu sparen. Die Zentralbank hatte zuvor darauf hingewiesen, dass bis Oktober keine Dividenden gezahlt werden sollen. Die finale Empfehlung stehe aber noch aus.Die Schätzungen für die erwarteten Ausschüttungen 2020 wurden in Europa seit Jahresbeginn um rund 25 % reduziert, die Ergebnisschätzungen sogar bis zu 40 %, so die DZ Bank weiter. Die Entwicklung in den USA sei dabei deutlich stabiler als in Europa. Die US-Unternehmen hätten im ersten Schritt teilweise Aktienrückkaufprogramme gestoppt, mit Dividendenkürzungen und Streichungen der Ausschüttungen würden sie sich zurückhalten. Da die Ausbreitung von Corona in den USA immer noch nicht unter Kontrolle sei und die täglichen neuen Fälle zuletzt Höchststände markiert hätten, bleibe fraglich, ob sich die US-Börsen weiterhin so stark von Europa abkoppeln können. Nachdem die Dividendenrenditen zu Beginn der Coronakrise in die Höhe gesprungen seien, würden diese seit Ende März aufgrund fallender Dividenden und steigender Kurse deutlich sinken und lägen inzwischen unter den historischen Durchschnittswerten. Für das Geschäftsjahr 2020 verspreche der Dax eine Ausschüttungsrendite von 2,9 %, der Euro Stoxx 50 von 3,1 %, der Stoxx 600 von 3 % und der S&P 500 noch von 1,9 %.Die globale Wirtschaft leide stark unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Gewinne und Dividenden in der EWU seien inzwischen niedriger als während der Finanzkrise 2008/09 und der Euroschuldenkrise. Im Gegensatz dazu hätten sich die US-Firmen seit dem Tiefpunkt während der Finanzkrise 2009 kontinuierlich weiterentwickeln können. Regionale UnterschiedeDie Ursachen dafür seien nicht nur in regionalen Unterschieden auszumachen, sondern auch in der Sektorzusammensetzung. Die innovativere Aufstellung habe in den vergangenen Jahren die Entwicklung der amerikanischen Indizes beflügelt, und der stärkere Fokus auf die “alten” Sektoren habe die europäischen Indizes belastet. Die US-Unternehmen schütteten im Jahr 2003 rund 150 Mrd. Dollar an Dividenden aus. Mit rund 68 Mrd. Dollar schütteten die europäischen Unternehmen damals weniger als die Hälfte aus, so die Analyse der DZ Bank. Bis 2019 hätten die europäischen Gesellschaften die Ausschüttungen um 88 % auf rund 130 Mrd. Dollar steigern können. In den USA seien die Ausschüttungen um 225 % auf fast 500 Mrd. Dollar angewachsen.