DZ Bank sieht Dax bei 20.000 Punkten
DZ Bank sieht Dax bei 20.000 Punkten
Die Meinungen der Experten gehen auseinander – Helaba befürchtet eine Korrektur
Die Analysten der DZ Bank rechnen nun mit einem Anstieg des Dax bis auf 20.000 Punkte per Mitte 2025. Sie sind optimistisch, was die Fortsetzung der Rally betrifft. Andere Häuser wie die LBBW, die Helaba und die Bank of America sind mit ihren Erwartungen zurückhaltender. Eine Korrektur wird nicht ausgeschlossen.
ku Frankfurt
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag den Leitzins erwartungsgemäß noch nicht gesenkt. Überraschend hoch hereingekommene Inflationsdaten aus den USA lassen eine erste Zinssenkung durch die Fed bereits im Juni derzeit als eher unwahrscheinlich erscheinen. Gleichwohl haben die Aktienstrategen der DZ Bank aktuell ihre Prognose für den Dax angehoben. Sie erwarten nun ein Niveau des deutschen Leitindex zur Jahresmitte 2025 von 20.000 Punkten. Bereits bis zum Ende dieses Jahres soll der Dax bis auf 19.500 Punkte klettern, was bezogen auf den aktuellen Stand ein weiterer Anstieg von mehr als 8% wäre.
Die Analysten der DZ Bank haben auch ihre Ziele für den Euro Stoxx 50 angehoben, den sie zum Jahresende bei 5.400 Punkten sehen und zur Jahresmitte 2025 bei 5.550 Zählern. Potenzial erkennen sie auch für den amerikanischen Aktienmarkt. Der wichtigste US-Benchmark-Index S&P 500, der aktuell bei 5.160 Punkten steht, könne Ende 2024 rund 5.600 Zähler erreichen und per Ende Juni 2025 bereits 5.700 Punkte. Bezogen auf das Gesamtjahr 2024 laufen die neuen Prognosen auf Anstiege von 16 bis 19% hinaus, womit es sich wiederum um ein sehr gutes Jahr für Aktien handeln würde. „Nach den vorangegangenen Aktienmarkttiefs war die irregionale Erholungsrally seit November 2023 aufgrund der stabilen Unternehmensgewinne überfällig und ist daher noch nicht abgeschlossen“, begründet Analyst Sven Streibel die Prognoseanhebung.
Die Bank sieht die Märkte durch das Umfeld gestützt. Das globale Konjunkturumfeld sei auf dem Weg der Besserung, betont Streibel. Das erste Quartal 2024 werde insbesondere für das Sorgenkind Europa und Deutschland die Talsohle bilden. Die konservativen Erwartungen für die beginnende Berichtssaison spiegelten dies wider und könnten daher leicht übertroffen werden.
Die jüngsten Inflationsdaten aus den USA bereiten ihm keine Sorgen: „Die unerwartet starken US-Inflationszahlen sind ein Indiz für eine robuste US-Wirtschaft, und dies dürfte weiterhin Margen und Gewinne unterstützen, nicht nur bei den Large Caps.“ Für den zyklischen Dax gebe es für die Jahre 2022 bis 2026 über 50% Gewinnwachstum zu verarbeiten. Eine zu hohe Bewertung sieht die DZ Bank nicht als gegeben: „Das Dax-Kurs-Gewinn-Verhältnis 2024 liegt trotz rallybedingter Ausweitung immer noch im langfristigen Durchschnitt.“ Die DZ Bank zeigt sich zudem davon überzeugt, dass künstliche Intelligenz einen neuen Superzyklus auslösen werde, und zwar nicht nur im Technologiebereich. Das Ertragspotenzial habe gerade erst begonnen sich auszuzahlen.
Immer mehr Unternehmen kündigten hohe Investitionen in diesem Bereich an. Dies komme nicht nur den großen US-Technologieunternehmen zugute, sondern wirke auch in Europa: Seit Jahresbeginn habe SAP ein Drittel zur gesamten Dax-Performance beigesteuert. Im Euro Stoxx 50 gehe ein Drittel der Indexentwicklung auf das Konto von SAP und ASML. Die DZ Bank verweist auch auf die Investoren- und Kurspflege durch Kapitalausschüttungen. Für die Unternehmen des Dax 40 würden in diesem Jahr in Summe über 40 Mrd. Euro erwartet. Die in den USA beliebteren Aktienrückkäufe würden auf ein Rekordniveau von 1 Bill. Euro steigen.
Keine Sorgen bereitet der DZ Bank der Ausgang der amerikanischen Präsidentschaftswahlen im November. Mit Biden und Trump gingen zwei Kandidaten ins Rennen, die für eine expansive US-Wirtschaftspolitik stünden – vor allem Trump. Von einer solchen expansiven Wirtschaftspolitik werde vor allem die „Old Economy“ profitieren, also die konjunktursensiblen Segmente außerhalb des Technologiesektors. Dieser „Rest“ habe Nachholbedarf.
Mehrere Szenarien
Des Themas der US-Wahlen nehmen sich auch die Kapitalmarktexperten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) an. Sie entwerfen mehrere Szenarien, wobei sie eine Wahrscheinlichkeit von 60% einem „moderaten Trump-Szenario“ zuweisen. Dieses beinhaltet ein „Weiter so“ in der Wirtschafts- und Finanzpolitik mit höheren Einfuhrzöllen und einer steigenden Staatsverschuldung. Sie gehen von einem gedämpften globalen Konjunkturumfeld aus, in dem sich Deutschland weiterhin unterdurchschnittlich entwickle, die USA aber überdurchschnittlich. Es komme zu vorsichtigen Leitzinssenkungen der Notenbanken. Folge davon sei eine stabile Entwicklung an den Kapitalmärkten, wobei Aktien und Credits gefragt bleiben würden.
Vorteile für US-Unternehmen
In diesem moderaten Szenario würden die Parallelen zur Phase zwischen 2017 und 2019 überwiegen. Steuersenkungen und die Regulierung würden den US-Unternehmen gewisse Wettbewerbsvorteile bescheren. Einfuhrzölle würden hingegen europäische Exporteure bremsen. „Der US-Aktienmarkt sollte in diesem Szenario unterm Strich profitieren, die aktuelle Fokussierung auf wenige KI-Stars würde dann wieder in eine marktbreitere Hausse münden“, heißt es bei der LBBW.
Die Analysten der Bank sind hinsichtlich ihrer Schätzung aber konservativer als ihre Kollegen von der DZ Bank. Sie erwarten den Dax zum Jahresende bei 18.500 Punkten und zur Jahresmitte 2025 bei 19.500 Zählern. Der Euro Stoxx 50 soll dann bei 5.100 bzw. 5.200 Punkten stehen. Für den S&P 500 gehen sie von einem Anstieg bis Jahresultimo auf 5.300 Punkte und per Mitte kommenden Jahres von 5.500 Punkten aus. Ihrer Überzeugung nach sind die einheimischen Gewinnschätzungen zu hoch, weil die Konjunkturschwäche belaste. Die US-Bewertungen seien sehr ambitioniert. Es rücke eine Konsolidierung näher, erst mit Blick auf 2025 werde sich neues Potenzial entfalten.
Noch sehr viel vorsichtiger sind die Experten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Sie rechnen mit einer deutlichen Korrektur beim Dax, den sie für das zweite Quartal dieses Jahres mit nur noch 16.800 Punkten veranschlagen. Zum Jahresende sollen ein Niveau von 17.500 Zählern wieder erreicht sein und im ersten Quartal des nächsten Jahres 17.600 Punkte. Der Aktienmarkt sei keine Einbahnstraße, der Aufwärtstrend der vergangenen Monate sei nicht einfach fortzuschreiben, erläutern die Analysten.
„Damit stellt sich unweigerlich die Frage, ob man nun zumindest einen Teil der Gewinne mitnehmen sollte“, schreiben sie. Sie betonen aber auch, dass der Dax immer noch moderat bewertet sei. Die Einschätzung der Helaba bedeute auch nicht, dass man sich generell von Aktien verabschieden sollte, wird unterstrichen. Man plädiere dafür, Aktien zu halten, betonen sie.
Die Aktienexperten der Bank of America betonen, sie seien negativ eingestellt für europäische Aktien, und plädieren daher dafür, zyklische Titel unterzugewichten und defensive Werte überzugewichten. Sie begründen ihre Einschätzung damit, dass mit Blick auf die Makro-Projektionen der Bank ein Rückgang des Stoxx 600 von mehr als 15% zu erwarten sei und ein schlechteres Abschneiden der zyklischen Werte gegenüber den defensiven Aktien um ebenfalls rund 15%.