Eher trübe Aussichten für Solaraktien

Analysten von Morgan Stanley prognostizieren anhaltende Überkapazitäten und Preisdruck

Eher trübe Aussichten für Solaraktien

Es wird nicht besser für die Solarindustrie. So lautet das traurige Fazit von Morgan Stanley, die die Perspektiven für die Branche untersucht hat. Ein steigendes Angebot stoße auf eine rückläufige Nachfrage, so die Studie, als Folge sinkender staatlicher Unterstützung in China, Japan und Europa.amb Frankfurt – Mit Solaraktien haben sich schon viele Anleger die Finger verbrannt, auch dieses Jahr war bislang kein gutes für die Anbieter von Solarmodulen, Wafern oder Wechselrichtern. Zuletzt hatten schlechte Zahlen von First Solar und eine Gewinnwarnung von Sunpower den Markt aufgeschreckt. Nach einer echten Trendwende sieht es nach Ansicht von Morgan Stanley immer noch nicht aus. Der Branche stehen einer Studie der US-Bank zufolge noch schwierige Zeiten bevor. Einige Unternehmen würden mit technologischen Neuerungen und veränderten Maßnahmen seitens der Regierungen gut zurechtkommen, andere hingegen nicht, insgesamt habe sich der Ausblick verschlechtert. Die Analysten reduzieren die Kursziele für die Solaraktien fast durchweg, zum Teil auch drastisch, einige Titel werden heruntergestuft. Favoriten der Bank sind das US-Unternehmen Sunpower und die beiden chinesischen Unternehmen Xian Longi Silicon und Jinko Solar. Der Ausblick auf die nordamerikanische Clean-Tech-Branche wird außerdem von “In-Line” auf “Cautious” gesenkt.Anreize über Subventionen sind nach wie vor extrem wichtig für die Branche. “Die Preise für die Produktion von Solarenergie sind in den vergangenen zehn Jahren zwar rapide zurückgegangen, bleiben aber an den meisten Märkten immer noch deutlich über den Kosten der Energieproduktion aus anderen Quellen”, heißt es in der Studie. Was die Unterstützung von staatlicher Seite angeht, rechnen die Analysten des US-Hauses allerdings mit Verschlechterungen – vor allem in China, Japan und Europa, den größten Märkten für Solarenergie. China bereite neue Gesetze vor, die künftig zu einem schwächeren Wachstum im chinesischen Solarmarkt führen könnten. Auch in Japan könne es Mitte des kommenden Jahres zu regulatorischen Veränderungen kommen, ebenso in Europa.Die Branchenexperten von Morgan Stanley für den Energiesektor rechnen daher damit, dass die Solarinstallationen 2017 weltweit um 7 % auf 65 Gigawatt Solarleistung zurückgehen werden. Damit liegen sie deutlich unter den Konsensschätzungen, die von einem Anstieg von 10 % ausgehen. Für China erwarten sie nach einer “Boom and Bust”-Phase 2016 und 2017 niedrigere Wachstumszahlen, für Japan nach extrem guten Jahren ab 2018 deutlich schwächere Raten, für Europa einen Rückgang der Installationen 2017, gefolgt von lediglich konstanten Raten. In den USA sei wegen der politischen Unsicherheiten mit rückläufigen Installationen im kommenden Jahr zu rechnen. Bei einem Sieg Hillary Clintons gehen die Experten von Unterstützung für die Solarbranche aus, bei einem Sieg Donald Trumps hingegen von neuen Handelshemmnissen – mit negativen Folgen für den Sektor.Das Angebot wachse unterdessen, immerhin würden die zehn größten Anbieter in diesem Jahr ihre Produktionskapazitäten um 15 Gigawatt aufstocken. Daher prognostizieren die Analysten einen Preisrückgang für Wafer und Module von 10 % bis 13 % bereits in der zweiten Jahreshälfte 2016 sowie weiteren 10 % bis 15 % 2017. Technologie als SchlüsselDennoch sehen sie auch Gewinner – wenn etwa auf die richtige Technologie gesetzt werde. Lange hätten polykristalline Solarzellen mehr und mehr Marktanteile dazugewonnen, in den kommenden drei bis fünf Jahren werde es aber einen klaren Trend hin zu monokristallinen Solarzellen geben. Monokristalline Module sind vergleichsweise teuer, aber sehr effektiv, polykristalline Module hingegen preiswert, aber wenig effektiv. Abgesehen davon habe First Solar mit ihren Dünnschichtmodulen einen technischen Vorsprung erarbeitet, der sich in höheren Margen niederschlagen werde.Am besten positioniert sind Morgan Stanley zufolge Sunpower, Xian Longi Silicon und Jinko Solar, alle drei werden auf “Overweight” gestuft. Für Amerikas zweitgrößten Solarmodulhersteller Sunpower sprächen die vielversprechende Projekt-Pipeline und die breite Aufstellung über Regionen und Segmente hinweg, allerdings wird auch hier das Kursziel deutlich von 39 auf 27 Dollar gesenkt (aktuell 9,94 Dollar). Sunpower hatte am 10. August mit einer Gewinnwarnung überrascht: Aufgrund der schwachen Auftragslage erwartet das Unternehmen auf Jahressicht nun einen Verlust anstelle eines Gewinns.Ebenfalls auf der Empfehlungsliste steht Xian Longi Silicon, führend bei monokristallinen Solarzellen und zudem günstigster Anbieter in diesem Bereich. Morgan Stanley rechnet daher damit, dass Longi ihre Marktanteile ausbauen wird, auch getrieben durch verstärkte Vertriebsanstrengungen. Dies und der erwartete Anstieg von Umsatz und Gewinn spiegelten sich im Kurs noch nicht wider. Für die Aktie, die erstmals beurteilt wird, wird ein Kursziel von 22,10 Renminbi genannt (aktuell 15,04 Renminbi). Geraten wird außerdem zu Jinko Solar (Kursziel 27,20 nach 35,30 Dollar, aktuell 19,24 Dollar). Jinko punkte ebenfalls mit niedrigen Kosten, die Analysten gehen davon aus, dass die Margen trotz Preisdruck hoch bleiben werden. Die Aktie werde zudem derzeit zu einem deutlichen Abschlag gegenüber der Peergroup gehandelt. Auch auf “Overweight” gesetzt wird das US-Solarunternehmen Sunrun, das Kursziel wird aber mehr als halbiert von 19 auf 8 US-Dollar (aktuell 5,94 Dollar). Zwei LeidtragendeUnter Überangebot und Preisdruck leiden werden der US-Bank zufolge GCL-Poly Energy aus China (zuvor “Equalweight”) und Canadian Solar (zuvor “Overweight”), beide werden zurückgestuft auf “Underweight”. Für GCL-Poly Energy wird jetzt ein Kursziel von 0,85 nach zuvor 1,17 Hongkong-Dollar genannt. Als größter Anbieter von polykristallinen Solarzellen werde das Unternehmen Marktanteile verlieren, die Gewinne würden unter Druck geraten. Die schlechten Aussichten spiegelten sich im Aktienkurs noch nicht wider. Für Canadian Solar wird das Kursziel fast halbiert von 24 auf 12,80 US-Dollar (aktuell 13,24 Dollar). Dem Unternehmen stehe wegen der Preisrückgänge bei den Solarmodulen ein schwieriges zweites Halbjahr bevor. Canadian Solar habe Kostensenkungen zu zögerlich in Angriff genommen, die Analysten sehen daher hohe Risiken bezüglich der Gewinnentwicklung. Enttäuschung befürchtetDie amerikanischen Unternehmen First Solar und Trina Solar aus China werden nur auf “Equalweight” gesetzt. First Solar habe sich mit ihren Dünnschichtmodulen einen Technologievorsprung erarbeitet, die Module hätten in heißem und feuchtem Klima viele Vorteile. Die Analysten sehen aber noch Risiken bezüglich der Gewinnentwicklung 2017 und befürchten einen enttäuschenden Ausblick. Bei Trina Solar, die zuletzt stark auf Outsourcing gesetzt habe, seien die Produktionskosten höher als bei der Konkurrenz. “Trina Solar hat angesichts des Überangebots am Markt und des erwarteten Preisdrucks nicht das beste Geschäftsmodell”, so die Analysten. Allerdings wird hier das Kursziel hochgesetzt, und zwar von 11,10 auf 11,60 (aktuell 10,54 Dollar). Das entspricht dem Preis, der im Rahmen des anvisierten Rückzugs des Unternehmens von der Börse gezahlt werden soll. Trina Solar hatte Anfang des Monats mitgeteilt, den Abschied einleiten und die Aktie von der Börse nehmen zu wollen.”Equalweight” lautet auch das Votum für das deutsche Unternehmen Wacker Chemie, das auch Silizium-Wafer und Polysilizium herstellt. Wacker werde vom Trend hin zu monokristallinen Modulen profitieren und Marktanteile dazugewinnen – trotz schwierigen Umfelds. Allerdings sei die Aktie schon angemessen bewertet. Morgan Stanley hatte das Kursziel für Wacker nach Veröffentlichung der Zahlen für das zweite Quartal von 93 auf 89 gesenkt. Der guten operativen Entwicklung im zweiten Quartal stehe das gestiegene Pensionsdefizit gegenüber. Die Aktie schloss am Freitag bei 83,95 Euro.