Emerging-Market-Schwäche erwartet

NN Investment Partners: Europa und Japan attraktiver als USA

Emerging-Market-Schwäche erwartet

hip London – NN Investment Partners geht davon aus, dass sich Assets aus den Emerging Markets auch im kommenden Jahr schlechter entwickeln werden als solche aus den entwickelten Industrieländern. “Am Markt hat man eine Stabilisierung eingepreist”, sagte der für die Schwellenländer zuständige Stratege M.J. Bakkum vor Journalisten in London. “Vielleicht hat man damit ein bisschen zu viel vorweggenommen.”In den Emerging Markets sei mit weniger Wachstum zu rechnen. Dafür müsse man ein höheres Risiko in Kauf nehmen. In den Vereinigten Staaten winkten dagegen höhere Renditen, wenn die Federal Reserve (Fed) den Zins erhöhe. Bakkum rechnet deshalb damit, dass mehr Geld in die USA abfließen wird. Das habe auch Auswirkungen auf die Geldpolitik, der in den meisten Schwellenländern nur wenig Spielraum bleibe. Vorsicht sei mehr als angebracht. “Es kann auch schiefgehen”, so der Stratege. Negativ gestimmt ist er für Länder wie Südafrika oder die Türkei, die “mit dem Deleveraging noch nicht einmal angefangen” habe. Um China mache er sich große Sorgen, weil die zuständigen Behörden damit zu kämpfen hätten, die Lage in den Griff zu bekommen. Für 2016 sei bestenfalls eine gewisse Stabilisierung zu erwarten. Positiv sieht er dagegen die Entwicklung in Indien, auf den Philippinen und in Polen.Valentijn van Nieuwenhuijzen, Head of Multi-Asset, erwartet, dass auch 2016 ein “politisches Jahr” wird, wenn auch ein weniger turbulentes als 2015. Er habe nicht damit gerechnet, dass der “Islamische Staat” derart stark werden würde. Andererseits habe es auch positive Überraschungen gegeben, etwa dass ein “schwerer Unfall” an den Märkten der Schwellenländer bislang ausgeblieben sei. Fed-Erhöhung im Dezember”Spaziergang im Nebel” lautet denn auch, locker übersetzt, der Titel seiner Präsentation. Er weist darauf hin, dass die jüngsten Daten auf eine stetige Verbesserung der Lage an den Arbeitsmärkten der entwickelten Industrieländer hindeuten. Das sei “als Anker der Stabilität von entscheidender Bedeutung”. Die Fed werde im Dezember den ersten Zinsschritt machen. “Die USA können damit umgehen”, sagt van Nieuwenhuijzen. Für die Volkswirtschaft sei es kein großes Problem. Die Auswirkungen auf die Finanzmärkte werden seiner Einschätzung zufolge weit geringer sein als beim “Taper Tantrum” im Sommer 2013, als der Markt mit einer Art Wutausbruch auf die Ankündigung des damaligen US-Notenbankchefs Ben Bernanke reagierte, das Anleihenkaufprogramm zurückzufahren.Der Aktienstratege Patrick Moonen geht davon aus, dass sich die unterschiedliche Zinsentwicklung in den Vereinigten Staaten und Europa an den Aktienmärkten bemerkbar machen wird. Wenn die Zinsen erst einmal steigen, werde konjunkturempfindlichen Branchen und Finanzwerten der Vorzug gegeben. Es komme zu einer Rotation aus den “relativ teuren” defensiven Branchen wie Konsumgüter oder Pharma. Aktienrückkäufe werde es weiter geben, aber nicht mehr in diesem Umfang, denn sie ließen sich nicht mehr so günstig finanzieren. Zudem seien die Kurse schon stark gestiegen. Für die Unternehmen seien solche Programme deshalb nicht mehr so attraktiv. Aus Moonens Sicht sind Aktien aus Europa und Japan attraktiver als amerikanische Titel. Das Gewinnwachstum in den Vereinigten Staaten liege um ein Fünftel über dem historischen Trend, in Europa dagegen um ein Fünftel darunter. Moonen rechnet damit, dass es bei den Margen zu einer Angleichung der westlichen Industrieländer kommen wird.