Unternehmensanleihen

Eon stark bei grünen Bonds in Europa

Eon tritt regelmäßig als Emittent von Unternehmensanleihen auf. Mit einem Anteil von ca. 72% wurde der größte Teil in Euro begeben. Insgesamt hat das Unternehmen gegenwärtig einen Betrag von 27,7 Mrd. Euro ausstehen. Mit Eurobonds war Eon zuletzt im...

Eon stark bei grünen Bonds in Europa

Von Erkan Ayçiçek*)

Eon tritt regelmäßig als Emittent von Unternehmensanleihen auf. Mit einem Anteil von ca. 72% wurde der größte Teil in Euro begeben. Insgesamt hat das Unternehmen gegenwärtig einen Betrag von 27,7 Mrd. Euro ausstehen. Mit Eurobonds war Eon zuletzt im Januar und März 2021 am Markt. Die nächsten Fälligkeiten sind im Jahr 2021 bzw. 2022 in Volumen von 1,75 Mrd. Euro bzw. 2,75 Mrd. Euro. Darüber hinaus gehört Eon bereits heute mit 4,6 Mrd. Euro ausstehenden grünen Anleihen zu den größeren Emittenten von grünen Unternehmensanleihen in Europa.

Regulierter Markt

Durch den Innogy-Erwerb und den damit verbundenen Assettausch mit RWE fokussiert sich Eon nun auf die Geschäftsfelder Energienetze und Kundenlösungen. Das Segment Energienetze betreibt Strom- und Gasverteilnetze. Das Segment Kundenlösungen liefert Strom, Gas und Wärme. Das Atomgeschäft wird weiterhin als Nichtkerngeschäft fortgeführt.

Die Erlöse und Cash-flows im Segment Energienetze sind weitest-gehend reguliert, planbar und unterliegen keinem Wettbewerb. Das Geschäftsrisiko ist aufgrund der Konzentration auf das weitgehend staatlich regulierte Netzgeschäft und der Risikostreuung der Geschäftsgebiete in Europa als gering anzusehen. Daher kann man Eon für Credit-Investoren als sicheren Hafen im Sektor ansehen. Dies drückt sich zum einen bei den Spreads der ausstehenden Bonds aus. Zum anderen sieht man es auch im operativen Geschäft. So entfallen etwa 77% des Ebitda auf das regulierte Geschäft.

Des Weiteren hat das Management im Zusammenhang mit der Innogy-Integration die Erreichung der Synergieziele bestätigt. So sollen bis 2024 780 Mill. Euro an Einsparungen realisiert werden. Bis Ende 2020 wurden hiervon bereits 130 Mill. Euro erzielt. Trotz der weiterhin anhaltenden Coronakrise plant das Eon-Management mit einer Ergebnissteigerung im laufenden Geschäftsjahr 2021.

Man kann eine solche Entwicklung in einem schwierigen Marktumfeld als Zeichen der Stärke werten. So verhalf die Widerstandsfähigkeit des Geschäftsmodells dazu, dass das operative Ergebnis im ab­gelaufenen Jahr durch die Pandemie nur mit 280 Mill. Euro belastet wurde. Während 130 Mill. Euro der Covid-19-Belastungen auf das Netzgeschäft entfielen, waren es bei Kundenlösungen 150 Mill. Insgesamt spielten Forderungsabschreibungen oder Vorsorgebedarf für steigende Forderungsausfälle im Bereich der Kundenlösungen bei Eon keine wesentliche Rolle.

Eons operativer Schwerpunkt im Netzgeschäft weist zwei wesentliche positive Aspekte auf: 1) Das Netzgeschäft bietet gute Wachstumsperspektiven. 2) Das Netzgeschäft ist ein reguliertes Geschäft und bietet daher stabile und visible Einnahmen. Eon hat in den vergangenen 18 Monaten eine Reihe von Änderungen bei den regulierten Netzentgelten in seinen Märkten durchlaufen müssen und konnte dies trotzdem bisher gut managen. Insgesamt gelang es dem Management trotz erschwerter Rahmenbedingungen, die Ertrags- und Investitionskraft zu erhalten. Die Ratingagentur Moody’s bewertet den Konzern mit „Baa2“ und stabilem Ausblick. Aus Credit-Sicht dürfte das aktuelle Rating gut abgesichert sein. Eine Verbesserung beim Ratio FFO/Net Debt auf bzw. höher 13% könnte zu einer Ratingheraufstufung führen. Ein solches Szenario wäre gegen Jahresende bzw. im Jahr 2022 nicht auszuschließen.

Gute Jahreszahlen

Das bereinigte Konzern-Ebit lag mit 3,8 Mrd. Euro 7% unter dem Pro-forma-Vorjahresniveau, aber innerhalb der angepassten Gui­dance. Bereinigt man das Ergebnis um wetter- und pandemiebedingte Absatzrückgänge im Netzgeschäft, so wäre es 200 Mill. Euro höher ausgefallen. Die Covid-19-Belas­tungen fielen mit 280 Mill. Euro überschaubar aus. An dieser Stelle zeigten sich die Stärken des Infrastrukturgeschäftes, da es durch die Regulierung größtenteils gegen Volumenschwankungen abgesichert ist.

Als erfreulich werten wir den Turnaround im britischen Endkundengeschäft, wo nicht nur die Verluste gesenkt werden konnten, sondern der anvisierte Ertrag von mindestens 100 Mill. Pfund bereits im Jahr 2021 erreicht werden soll. Der nachhaltige Konzernüberschuss verbesserte sich gegenüber Pro-forma-Vorjahr um 4,1% auf 1,64 Mrd. Euro und profitierte hierbei von einem besseren Zinsergebnis, was größtenteils auf die niedrigeren Refinanzierungskonditionen für Anleihen zurückzuführen war. Die Nettoverschuldung stieg auf 40,7 Mrd. Euro gegenüber Jahresende 2019 mit 38,9 Mrd. Euro. Der Leverage betrug 5,9x. Für das laufende Jahr schließt das Management nicht aus, das Leverage-Ziel 4,8x bis 5,2x zu erreichen, und dies würde bedeuten ein Jahr vorher als ursprünglich geplant.

Eon plant für 2021 ein Konzern-Ebitda von 7,2–7,4 Mrd. Euro, ein Ebit von 3,8–4,0 Mrd. Euro sowie ein nachhaltiges Nettoergebnis von 1,7–1,9 Mrd. Euro. In dieser Prognose ist die erwartete Zahlung von 500 Mill. Euro aus der Einigung mit der Bundesregierung über die Klagen zum Atomausstieg noch nicht enthalten. Eon rechnet hier mit einem Zahlungseingang im dritten Quartal. Mittelfristig (2021–23) sollen das Ebit und das nachhaltige Nettoergebnis um 8%–10% p.a. bzw. 12%–14% p.a. wachsen. Als erfreulich werten wir nicht nur den Ausblick für 2021, sondern auch für die Folgejahre. Auffallend hierbei ist, dass das bereinigte Nettoergebnis schneller wachsen soll als das operative Ergebnis.

Megatrends helfen

Um auch in Zukunft zu wachsen, plant Eon zwischen 2021 und 2023 14 Mrd. Euro zu investieren, wovon 75% in das regulierte Energienetzgeschäft fließen sollen. Vielversprechende Wachstumspotenziale se­hen wir unter anderem auch im Verkehrssektor. Die Verkehrswende bedeutet, dass durch die Elektrifizierung des Verkehrs in den nächsten Jahren Millionen von Autos und Zehntausende von Ladepunkten im Strom-Verteilnetz angeschlossen werden. Je schneller die Maßnahmen in Deutschland bzw. Europa hinsichtlich der Verkehrswende umgesetzt werden, desto besser für Eon. Auch die Elektrifizierung im Wärmesektor steht noch am Anfang. Die Wärmewende bedeutet, dass das Heizen entweder elektrifiziert wird oder auf grünes Gas umgestellt wird. Auch die zunehmende Digitalisierung sollte Eon helfen zu wachsen. Bei der digitalen Transformation geht es darum, Technologien so einzusetzen, um Eons Prozesse schnell in datengetriebene und hochgradig vernetzte Prozesse umzuwandeln und somit Effizienzsteigerungen zu realisieren.

Auch in Zukunft soll die Emission grüner Anleihen eine wichtige Rolle spielen. Eon plant mehr als 50% des jährlichen Finanzierungsbedarfs von 2 bis 4 Mrd. Euro über Green Bonds zu finanzieren. Des Weiteren werden in den nächsten drei Jahren Anleihen in einem Volumen von fast 8 Mrd. Euro fällig. Solche Finanzierungsrunden könnten interessante Einstiegsmöglichkeiten für Investoren sein.

*) Erkan Ayçiçek ist Senior Analyst für den Sektor Versorger bei der Landesbank Baden-Württemberg.