DEVISEN

Erdogan redet erneut die Lira schwach

Euro startet erholt in die EZB-Sitzungswoche - US-Industrie sendet Schwächesignale aus

Erdogan redet erneut die Lira schwach

sts Frankfurt – Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan will offenbar die sich abzeichnende Niederlage seiner Partei AKP bei den jüngsten Regionalwahlen nicht anerkennen: Die Folge für die türkische Wirtschaft war zum Wochenauftakt ein erneuter Schwächeanfall der Lira. Für einen Euro mussten mit 6,4360 Lira 2 % mehr gezahlt werden, für einen Dollar betrug der Aufschlag im Vergleich zum Freitag 1,6 % auf 5,7215 Lira.Eine Abwertung der Landeswährung birgt für die Türkei zwei Gefahren: Zum einen steigt die Inflation, weil sich Importgüter verteuern. Dies ist gleichbedeutend mit einer sinkenden Kaufkraft und damit einem sinkenden Wohlstand. Zugleich liegt ein großes wirtschaftliches Risiko für die Türkei in einer Abwertung, weil sie ein hohes Leistungsbilanzdefizit fährt, also die Wirtschaftsleistung zum Teil an Kapitalimporten hängt. Je schwächer die Lira wird, desto teurer sind diese Kapitalimporte. Verschärft wird dieses Problem noch durch verbale Attacken auf Anleger seitens des türkischen Präsidenten.Erdogan sprach von “organisierter Kriminalität” im Zusammenhang mit der drohenden Niederlage seiner AKP bei der Kommunalwahl in Istanbul. Dort hatte sich bisherigen Ergebnissen zufolge die oppositionelle CHP knapp durchgesetzt. Beobachter schließen aus Erdogans Äußerungen, dass es zu einer Neuwahl kommen könnte.Aber auch ohne die aktuellen Attacken seitens der Politik dürfte die Lira der Commerzbank zufolge unter Druck bleiben. “Wir gehen davon aus, dass die Lira im kommenden Jahr weiter stetig an Wert verlieren wird, da die Regierung versucht, die Wirtschaft mit fiskalischen Impulsen und gezielten Bankkrediten wieder anzukurbeln, während die Notenbank zögern dürfte, die Zinsen anzuheben”, heißt es in einer Kurzstudie. Das Institut rechnet mit einem Kurs von 7,80 Lira je Euro im Dezember und von 8,64 Lira zur Mitte nächsten Jahres.Unterdessen ist der Euro etwas erholt in die Woche der EZB-Ratssitzung gegangen. Er verteuerte sich um 0,4 % auf 1,1259 Dollar. Nachdem eine Reihe von Daten jüngst eine konjunkturelle Abkühlung in der Eurozone angedeutet hatte, zeigten jüngste US-Daten auch in Richtung Wachstumsschwäche. So fiel das Neugeschäft der US-Industrie im Februar um 0,5 %. Damit würde aus Sicht des Währungsmarktes die Schwäche in der Eurozone durch die der USA aufgehoben, womit der Nachteil des Euro zum Dollar egalisiert würde. Mit Spannung wird erwartet, welche Signale EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstag im Hinblick auf die Konjunkturerwartungen der Notenbank geben wird. Zinsseitig werden keine Veränderungen erwartet.