Es geht auf der Risikokurve hoch

Allianz Global Investors erwartet keine Realrenditen im Anleihemarkt - Aktives Investieren angezeigt

Es geht auf der Risikokurve hoch

Der Vermögensverwalter Allianz Global Investors (AGI) geht von einer Ausweitung des Anleihekaufprogramms durch die Europäische Zentralbank (EZB) bis September 2017 oder darüber hinaus aus und schließt den Kauf von Aktien durch die Währungshüter als Ultima Ratio nicht aus. Im Anleihebereich erwartet AGI auf absehbare Zeit keine realen Renditen mehr.dm Frankfurt – Das Niedrigzins- oder sogar Negativzinsumfeld wird nach Einschätzung des Vermögensverwalters Allianz Global Investors (AGI) noch länger anhalten. CEO Andreas Utermann erwartet deshalb keine reale Rendite mehr im Fixed-Income-Bereich, sagte er in Frankfurt vor Journalisten anlässlich eines Treffens der globalen AGI-Marktexperten. Utermann prognostizierte über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren mit Aktienengagements rund 4 % Rendite pro Jahr, wobei die Dividendenkomponente den Großteil des Ertrags stellen dürfte.Für Neil Dwane, den Chefstrategen des Hauses, bestehen für Investoren eine Reihe strategischer Herausforderungen. Wirtschaftswachstum und Inflation blieben weiter niedrig, und die Finanzrepression, also künstlich niedrige Zinsen, halte an. “Leider haben wir die Schuldenkrise mit mehr Schulden gelöst, insbesondere in China, aber auch in anderen Schwellenländern oder in Frankreich und Spanien”, sagte Dwane. Aus einem Äffchen sei ein Gorilla geworden, nun stelle sich die Frage, wie die Schulden wieder gesenkt werden könnten. “Die ultimative Herausforderung ist, wie Inflation geschaffen werden kann”, so Dwane.Der Stratege, der früher als Chief Investment Officer für europäische Aktien verantwortlich war, stellte eine hohe Verunsicherung fest. Der Ausgang des Brexit-Referendums in Großbritannien habe eine “bedeutende Wolke der Unsicherheit” über Europa und die britischen Inseln gelegt. Hier stelle sich aus Sicht globaler Investoren die Frage, warum ausgerechnet in Europa investiert werden solle. Der Kontinent brauche mehr strukturelle Reformen, und alle Regierungen hätten ungedeckte Versprechungen abgegeben, was die Finanzierung von Sozial- oder Gesundheitssystemen anbelange.Anekdotisch sei festzustellen, dass eine Mehrheit der Marktteilnehmer befürchte, Europa könne dem Beispiel Japans folgen, das seit bald Jahrzehnten vergeblich versucht, Inflation und Wachstum zu erhöhen und den Anstieg der Schulden zu stoppen. Viele Assetklassen seien inzwischen auch fundamental ausreichend bewertet. Passives Investieren sei vor diesem Hintergrund zwar kostengünstig, aber nicht günstig, um einen Ertrag zu erzielen, meinte Dwane. “Wir sind leidenschaftlich dazu verpflichtet, aktive Investoren zu sein, um eine Überrendite zu liefern.” Europa “fair bewertet”Chancen sieht AGI in verschiedenen Bereichen. Es gebe “richtig interessante Renditen”, etwa in Schwellenländern, wie indonesische Staatsanleihen. “Wir schauen mehr in den Bereich positiver Renditen”, sagte Mauro Vittorangeli, Chief Investment Officer Conviction Fixed Income. Diese seien etwa im Unternehmenssegment oder im US-High-Yield-Bereich zu finden. Wechselkursverschiebungen zwischen Dollar und Euro bereiten Vittorangeli keine Bauchschmerzen: “Wird die Schwankungsbreite zu groß, dürften die Notenbanken eingreifen.”Überrenditen sind auch im Aktienbereich denkbar. Für Steve Berexa ist Europa trotz der vergleichsweise niedrigeren Bewertung aufgrund der politischen Risiken aber nicht attraktiv und “fair bewertet”. Erst wenn die politischen Probleme gelöst seien, könnte sich Europa als “großartige Gelegenheit” entpuppen. Durch eine Konsolidierung unter Vermögensverwaltern seien im Small- und Mid-Cap-Segment aber Ineffizienzen in den Kursen entstanden. Auch für US-Titel – auch Small Caps – sind die AGI-Experten verhalten zuversichtlich, trotz höherer Bewertung. Vor allem der Technologiesektor biete zahlreiche Anlageideen. Die von der EU geforderte Steuernachzahlung vom US-Elektronikriesen Apple könne andere US-Konzerne dazu bringen, Gelder zu repatriieren oder in Aktienrückkäufe, Übernahmen und Investitionen zu stecken. In Asien und besonders auch China gefällt AGI der Telekomsektor wegen steigender freier Cash-flows. Auch einige Internet- oder Technologieunternehmen in Korea sind für den Asien-Pazifik-Aktienspezialisten Raymond Chan reizvoll. Generell aber meinen die AGI-Manager, Investoren müssten heute stärker in Anlagen mit höheren Risiken investieren, um noch ausreichende Renditen zu finden, oder in andere Ertragsprofile wie alternative Investments diversifizieren.