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ESMA warnt vor wachsenden Marktrisiken

Von Grit Beecken, Frankfurt Börsen-Zeitung, 11.6.2015 Die European Securities and Markets Authority (ESMA) beobachtet auf den Finanzmärkten steigende Risiken. Das schreiben die Wertpapieraufseher in ihrem vierteljährlich erscheinenden...

ESMA warnt vor wachsenden Marktrisiken

Von Grit Beecken, FrankfurtDie European Securities and Markets Authority (ESMA) beobachtet auf den Finanzmärkten steigende Risiken. Das schreiben die Wertpapieraufseher in ihrem vierteljährlich erscheinenden Risikobericht, dem “Risk Dashboard”. Zwar ist der systemische Stress ESMA zufolge im zweiten Quartal des laufenden Jahres insgesamt in etwa so hoch wie im Vorquartal; Ansteckungs-, Kredit- und Liquiditätsrisiken blieben unverändert. Gleichzeitig steige aber das Marktrisiko, heißt es bei den Aufsehern in Paris. “Die schwachen wirtschaftlichen Aussichten, zusammen mit steigenden geopolitischen Unsicherheiten, sowohl innerhalb als auch außerhalb Europas, führen in den meisten Märkten zu steigender Volatilität. Das signalisiert, dass es an den Märkten wachsende Sorgen gibt”, schreiben die Aufseher.Sie legen derzeit besonderes Augenmerk auf die hohen Bewertungen an den Märkten, die durch die Renditejagd hervorgerufen seien. Sorgen bereitet ihnen auch, dass viele Investoren das Thema Staatsschulden und deren Nachhaltigkeit in etlichen Mitgliedsländern wieder auf ihre Tagesordnung gesetzt haben. Grundsätzlich stuft die Behörde den systemischen Stress nach wie vor als vergleichsweise gering ein – das liege an der fortlaufenden Unterstützung der Märkte durch die Geldpolitik der Zentralbanken. “ESMA betont weiterhin den starken Einfluss dieser Politik auf die Assetallokation und die Risikobereitschaft der Marktteilnehmer auf den Anleihe- und High-Yield-Märkten und den dazugehörigen Derivaten sowie am Aktienmarkt”, schreiben die Aufseher. In diesem ungewöhnlichen Umfeld müssen Marktteilnehmer ihrer Ansicht nach besonders eng überwacht werden – und das, obwohl sie im vergangenen Quartal auch Nachfrage nach sicheren Anlageformen und zurückgehende Renditen am Bondmarkt beobachteten.Denn von dort droht aus Sicht der ESMA Ungemach. Die schwachen wirtschaftlichen Perspektiven in Europa und einigen Schwellenländern gefährden der Aufsichtsbehörde zufolge Teile des Anleihemarktes. Die Renditen in Griechenland ziehen wieder an, etliche Wechselkurse schwanken derzeit stark, und der ein oder andere Marktteilnehmer sorgt sich um das Funktionieren der Märkte insgesamt. So fürchten erste Experten, die Devisenmärkte könnten bei einem Schock austrocknen (vgl. BZ vom 21. Mai). Ähnliches gilt für bestimmte Anleihemarktsegmente, sobald die Zinsen wieder steigen.Derzeit beobachten die ESMA-Experten allerdings vor allem sehr volatile Aktienmärkte und eine Kompression der Spreads von Unternehmensanleihen. “Diese Entwicklung kann zwei gegenläufige Kräfte widerspiegeln”, schreibt die Behörde. Zum einen könnte die Geldpolitik Investoren in profitablere Anlageklassen treiben. Zum anderen könnte die Marktbewegung durch die verhaltene Wirtschaftsentwicklung und die anhaltende Angst vor einer Deflation bedingt sein. In Verbindung mit den politischen Unsicherheiten vielerorts könne dies vielen Anlegern den Risikoappetit verderben.Zudem bereitet den Aufsehern die hohe Volatilität an den Rohstoffmärkten Kopfschmerzen. In Verbindung mit schwankenden Wechselkursen gebe dies Anlass zur Sorge, heißt es in Paris.Die Ansteckungsrisiken liegen der ESMA zufolge weiterhin auf einem hohen Niveau. Am Markt für Kreditausfallversicherungen bleibt das ausstehende Volumen aber gleich, bei einigen Euro-Staaten ist es sogar rückläufig. Nur für Griechenland-Engagements suchten Marktakteure zunehmend eine Absicherung (siehe Grafik). Die Anleiherenditen der meisten Staatsanleihen in der Eurozone näherten sich weiter denen der Bundesanleihen an.