IOSCO-KONFERENZ 2018

ETF rücken Indexanbieter in Fokus der Aufsicht

Irischer Zentralbankberater erkennt "wesentliche Abhängigkeit" - Bildung komplexerer Strukturen

ETF rücken Indexanbieter in Fokus der Aufsicht

dm Budapest – Mögliche Risiken im Zusammenhang mit der steigenden Verbreitung börsengehandelter Fonds (ETFs) beschäftigen die Aufseher weltweit. Doch sind dazu noch keine Entscheidungen getroffen worden, wie auf der jährlichen Konferenz der weltweiten Wertpapieraufsichtsbehörden (IOSCO) in Budapest deutlich wurde. Das Thema wird jedoch als wichtig genug eingestuft, um sich darüber weiter Gedanken zu machen. Auch in Stressphase tauglich?Martin Moloney, Special Advisor on Regulatory Policy der irischen Zentralbank, sagte auf einem Konferenz-Panel, die Aufseher müssten im Auge behalten, wie ETFs in Marktstressphasen funktionierten: “Wir fragen uns als Aufseher konstant, können ETFs in schwierigen Marktphasen Probleme bereiten.” Irland zählt mit Luxemburg zu den wichtigsten Emissionsplätzen für ETFs in Europa. “Regelbasierte Anlagen sind eine gute Entwicklung, aber sie führen zu einer Marktdynamik und zu einer Veränderung der Relevanz in Bezug auf Marktstrukturen”, so Moloney. Der Sonderberater hob zwei aus seiner Sicht zentrale Aspekte heraus, die relevant seien: zum einen die Herausbildung komplexerer ETF-Strukturen. Diese können etwa dazu dienen, dass ETFs vom Charakteristikum normaler Anlagefonds, die täglich zurückgenommen werden können, wegkommen. Solche neuen Strukturen könnten etwa aus Liquiditätsgründen sehr vorteilhaft sein, stellte Moloney klar, er betonte aber, man müsse sich auch die Frage stellen, wie sie fehlschlagen könnten. Der zweite Punkt sei die “wesentliche Abhängigkeit” der ETF-Branche von Indexanbietern, so Moloney. So müsse verstanden werden, wann Indexanbieter eigenes Gutdünken einsetzen, wenn sie neue Indizes schaffen, die dann von der ETF-Branche genutzt werden, und in welcher Beziehung sie zu eigentlichen Portfoliomanagern stehen. Es sei eine gewisse Bewegung von Indexanbietern in Richtung Portfoliomanager feststellbar. Ein Knackpunkt ist dabei unter anderem die Frage, wie Indexanbieter ihre Regeln, nach denen sie die Indizes berechnen, auch offenlegen, und zwar so, dass sie für den Endanleger transparent sind.Moloney begrüßte, dass durch die europäische Benchmark-Regulierung bereits ein Rahmen bestehe, der mögliche Interessenkonflikten von Indexanbietern im Zusammenhang mit Benchmarks vorbeuge und zudem Transparenz schaffe. Was die Unterscheidung zwischen “aktiven” und “passiven” Anlageprodukten anbelangt, hielt der Zentralbankberater fest, die Aufseher würden grundsätzlich immer einen strategieneutralen Ansatz verfolgen. Es komme aber darauf an, dass die Investoren transparent darüber informiert würden, was sie bei einem ETF erwerben.Der Anteil von ETFs an den in Fonds (Pools) verwalteten Vermögen hat laut Peter de Proft vom europäischen Fondsverband Efama inzwischen 15 % erreicht. In den USA liegt der Anteil über doppelt so hoch. Allgemein wird von weiterem deutlichem Wachstum des Markts in Europa ausgegangen: “Es gibt Potenzial”, so de Proft. Er rief dazu auf, ein Level Playing Field zu schaffen. Er zeigte sich zugleich unglücklich über die Art und Weise, wie aktive Fondsmanager implizite Kosten in Europa berechnen und ausweisen müssen.Unter Marktteilnehmern wird zudem mit Blick auf ETFs auch die nur begrenzte mögliche Abweichung (Cap) des Nettoinventarwerts der Positionen im ETF vom Marktpreis des ETF kontrovers diskutiert. Anders als bei einem “normalen” Fonds sind ETFs nämlich auf Market-Maker angewiesen – und es wird befürchtet, dass in Marktstressphasen hier größere Abweichungen als tolerierbar entstehen könnten. Die Aufseher suchen dabei den Kontakt mit ETF-Anbietern. Weltweit führend sind die US-Adressen BlackRock, Vanguard und State Street. Wie es in Kreisen der Konferenzteilnehmer hieß, war etwa BlackRock mit den Aufsichtsbehörden im Gespräch. Auf die Abhängigkeit von Indexanbietern angesprochen, sagte Noel Archard von State Street Global Advisors auf einem öffentlichen Panel, ETF-Anbieter hätten umfangreiche Prozesse aufgesetzt, um Indexanbieter zu evaluieren. Er zeigte ein gewisses Unbehagen, dass ETFs als möglicherweise komplexere Produkte im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds gesehen werden. Nicht das P-Wort gebrauchenAuch betonte er, es gebe kein Schwarz-Weiß zwischen “aktiv” und “passiv”. “Erwähnen Sie nicht das P-Wort”, sagte er scherzhaft. Wichtig sei, welche Aufgabe eine Strategie im Portfolio habe. Gerade für Retail-Anleger sei das Ziel entscheidend, etwa eine Altersvorsorge mit einem leicht übertragbaren, leicht zugänglichen Produkt wie einem ETF aufzubauen.