Digital Assets

ETF-Unsicherheit treibt Krypto-Investoren um

Die Euphorie um einen möglichen Marktstart von Bitcoin-Spot-ETFs in den USA ist verpufft. Stattdessen stehen die Kurse am Kryptomarkt unter Druck und Investoren ziehen Mittel aus Anlageprodukten ab.

ETF-Unsicherheit treibt Krypto-Investoren um

ETF-Unruhe am Kryptomarkt

Hoffnung auf Freigabe für Spot-Bitcoin-Vehikel verpufft – Neue Ether-Produkte in Aussicht

Die Euphorie um einen möglichen Marktstart von Bitcoin-Spot-ETFs in den USA ist verpufft. Stattdessen stehen die Kurse am Kryptomarkt unter Druck, Investoren ziehen Mittel aus Anlageprodukten ab. Die Hoffnung der Digital-Assets-Enthusiasten ruht nun auf einer Freigabe für Indexfonds auf Ether-Futures.

xaw New York

Die sommerliche Rally am Kryptomarkt ist tiefer Verunsicherung gewichen. Kletterte Bitcoin im Juli noch auf ein Dreizehnmonatshoch nahe bei 31.500 Dollar, rutschte sie zum Start der laufenden Woche auf unter 26.000 Dollar ab. Die zweitgrößte Cyberdevise Ether hat seit Anfang August um 12,1% zurückgesetzt. Die Volatilität im Segment, die zuvor über Monate deutlich zurückgegangen war, zieht nach Bloomberg-Daten wieder steil an. Zugleich mussten Anlageprodukte auf digitale Vermögenswerte laut dem Assetmanager Coinshares in der vergangenen Woche Mittelabflüsse von 55 Mill. Dollar verkraften, wobei 42 Mill. Dollar allein auf Bitcoin-Vehikel entfielen.

Insbesondere regulatorische Entwicklungen in den USA sorgen für Schwankungen. Im Juni hatten Anträge von großen Vermögensverwaltern auf Registrierung von Indexfonds, die direkt auf den Bitcoin-Spotmarkt aufsetzen, noch die Stimmung gehoben. Krypto-Enthusiasten stuften eine Zulassung durch die US-Börsenaufsicht SEC als wahrscheinlich ein – und erhofften sich verstärkte institutionelle Mittelzuflüsse in digitale Anlagen. „Inzwischen realisieren die Marktteilnehmer aber, dass eine unmittelbare SEC-Zustimmung zu Bitcoin-Spot-ETFs in den USA unwahrscheinlich ist“, betont James Butterfill, Research-Chef von Coinshares.

Grayscale-Streit als Bremse

Die Behörde lehnte bereits mehr als 30 ähnliche Anträge mit Verweis auf die geringe Liquidität, hohe Volatilität und starke Manipulationsanfälligkeit des Spotmarktes ab. Eine Freigabe gilt auch deshalb als unwahrscheinlich, da die SEC sich wegen eines ablehnenden Bescheids für eine Umwandlung des von der Investmentfirma Grayscale aufgelegten Bitcoin Trust in einen Spot-ETF in einem zähen Rechtsstreit befindet. Gäbe die Aufsicht nun grünes Licht für Vehikel anderer Anbieter, würde sie ihre Verhandlungsposition im Grayscale-Fall laut Wirtschaftskanzleien entscheidend schwächen.

Das harte Vorgehen ist Teil einer breiteren Strategie der SEC, die den Investorenschutz zur zentralen Aufgabe erkoren hat. Die Behörde stuft praktisch alle Cyberdevisen außer Bitcoin und Ether als unrechtmäßig begebene Wertpapiere ein. Ripple Labs, der Emittent der Kryptowährung XRP, erzielte in einem Rechtsstreit mit der SEC zuletzt zwar einen Teilerfolg: Eine Richterin urteilte, der Sekundärmarkt-Handel mit dem Asset stelle keine Wertpapiertransaktion dar. Doch die Aufsicht geht in Berufung.

Regulierung als Kernsorge

Der Fall dürfte auch Auswirkungen auf die Klagen der SEC gegen die Plattformen Binance und Coinbase haben, denen die Behörde vorwirft, nicht registrierte Wertpapiere zum Handel angeboten zu haben. Fondsmanagerumfragen zeigen, dass das regulatorische Vorgehen eine Kernsorge der Investoren darstellt. „Dies wird vermutlich ein akutes Problem bleiben, bis in den USA ein gut etabliertes Rahmenwerk für digitale Assets und eine klare Regulierung für Spot-ETFs existiert“, betont Butterfill. Allerdings will die SEC laut Insidern nun grünes Licht für Futures-basierte Indexfonds auf Ether geben. Bisher hat rund ein Dutzend Assetmanager Anträge zur Registrierung solcher Vehikel gestellt. Welche Vermögensverwalter nun konkret die Freigabe erhalten sollen, ist noch unklar. Die SEC äußerte sich zunächst nicht. Im Gegensatz zu Spot-Vehikeln winkte die Aufsicht bereits im Oktober 2021 Futures-ETFs auf Bitcoin durch. Damals folgte eine Rally der führenden Cyberdevise auf ein Rekordhoch von rund 69.000 Dollar.

Dass Investoren bezüglich der Einführung neuer Vehikel inzwischen aber weniger hoffnungsvoll als verunsichert sind, zeigt auch die Entwicklung des Open Interest an der Chicago Mercantile Exchange (CME). Die Zahl der offenen Kryptokontrakte schwankt ebenso stark wie das Interesse an diesen. In der abgelaufenen Woche hielten 103 Trader an der CME mehr als 25 offene Bitcoin-Futures-Positionen. Die Aktivität liegt damit deutlich unter dem Niveau aus dem März. Damals untergrub die US-Bankenkrise das Vertrauen in den traditionellen Finanzsektor, Investoren drängten verstärkt in digitale Anlagen – inzwischen hat dieser Trend wieder gedreht. Auch weitere Faktoren tragen zur Unruhe im Markt bei. Neben der Aussicht auf eine anhaltend restriktive Geldpolitik spielt Elon Musk eine tragende Rolle. So machten zuletzt Berichte die Runde, gemäß denen die privat gehaltene Raumfahrtfirma des Milliardärs, SpaceX, in den vergangenen beiden Jahren Abschreibungen von insgesamt 373 Mill. Dollar auf ihre Bitcoin-Beteiligungen vorgenommen hat und inzwischen Token abstößt.

Furcht vor Stablecoin-Crash

Hinzu kommt die Verunsicherung um den Stablecoin TrueUSD, dessen Marktkapitalisierung sich seit Jahresbeginn verdreieinhalbfacht hat. Treiber war dabei die Entscheidung von Binance, Spot-Handelsgebühren für den Token abzuschaffen. Stablecoins sind an den Dollar gekoppelt und sollen Investoren dazu dienen, Gewinne aus dem Kryptohandel zu sichern, ohne dabei in die Fiatwelt wechseln zu müssen. Allerdings herrscht Unklarheit darüber, wer TrueUSD kontrolliert und wie umfangreich der Token durch Dollar-Reserven besichert ist. Damit werden düstere Erinnerungen an den Crash des Stablecoins TerraUSD im Frühjahr 2022 wach, der monatelange Marktverwerfungen nach sich zog.

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