Schuldenaufnahme der EU

EU-Anleihen werden für Anleger attraktiver

Die EU-Kommission tritt dem Repo-Markt der Terminbörse Eurex bei. Ein Ziel ist, die Liquidität am Sekundärmarkt zu stärken.

EU-Anleihen werden für Anleger attraktiver

EU-Anleihen werden für Anleger attraktiver

Teilnahme der Europäischen Kommission am Repo-Markt der Eurex soll Liquidität am Sekundärmarkt stärken

Auf mehr als eine halbe Bill. Euro summiert sich das Volumen ausstehender EU-Anleihen. Die EU-Kommission hat sich, unterstützt von der Bundesbank als General Clearing Member, nun dem Eurex-Repo-Markt angeschlossen, um damit den Handel in EU-Anleihen für Investoren effizienter und attraktiver zu machen.

fed Frankfurt

Die EU-Kommission hat einen weiteren Schritt der Professionalisierung des Handels von ihr begebener und durch den gemeinschaftlichen EU-Haushalt besicherter Schuldtitel vollzogen. Die EU-Behörde hat sich dem Repo-Markt der Frankfurter Terminbörse Eurex angeschlossen. Sie erklärt damit ihre Bereitschaft, Repo-Transaktionen an der Eurex zu handeln und zu clearen.

Von der „Eröffnung eines neues Kapitels im Anleihenhandel der EU“ sprach am Montagabend der für Haushaltsfragen zuständige EU-Kommissar Johannes Hahn, der in den Handelssaal der Frankfurter Börse gekommen war, um dort gemeinsam mit Vertretern der Bundesbank die Schlussglocke zu läuten.

Triple-A und Triple-S

Hahn unterstrich, mit diesem Schritt rücke der Handel mit EU-Anleihen noch näher an den Handel von Anleihen nationaler Emittenten, also beispielsweise von Bundesanleihen. Er bezeichnete die von mehreren Ratingagenturen mit Triple-A bewerteten Wertpapiere zugleich als Triple-S: safe, sustainable und successful.

Der Österreicher erinnerte daran, dass die Emissionsvolumina und damit der Umfang der ausstehenden EU-Anleihen in den vergangenen Jahren in die Höhe geschossen ist. Hahn bezeichnete die Entwicklung als „seismische Veränderung“. Während sich das Volumen vor der Pandemie und vor des in Reaktion darauf aufgelegten Aufbauprogramms „Next Generation EU“ auf weniger als 50 Mrd. Euro belaufen habe, sei es inzwischen auf mehr als 560 Mrd. Euro angeschwollen. Durch diesen Anstieg ist die EU-Kommission nach Berechnungen der Deutschen Börse im Kreise der nationalen EU-Staaten zur Nummer fünf unter den Emittenten aufgestiegen. Neben „Next Generation EU“ haben auch das dreistellige Milliardenprogramm für Beschäftigung (Sure) und die Unterstützung der Ukraine durch milliardenschwere Hilfen dazu beigetragen, dass der Finanzierungsbedarf der EU-Kommission an den Märkten in den zurückliegenden Jahren rasant gestiegen ist.

Einheitliches Finanzierungsformat

Um das Engagement in EU Bonds für Investoren attraktiver zu machen, hat die EU-Kommission in den vergangenen Jahren bereits einige Maßnahmen ergriffen. So hat sie Ende 2022 ein einheitliches Finanzierungsformat (unified funding approach) beschlossen. Damit gibt es unabhängig vom Verwendungszweck nur noch eine Anleiheform beziehungsweise ein „Label“, mit der die Brüsseler Behörde am Markt auftritt. Voriges Jahr wurden Quotierungsvereinbarungen eingeführt, um Primary Dealer zu motivieren, Preise auf den Plattformen MTS und BrokerTec zu stellen. Der nun vorgenommene Ausbau der Marktinfrastruktur für EU-Anleihen durch die Einführung einer Repo-Fazilität soll die Verwendung von EU-Anleihen als Sicherheiten sowie die allgemeine Liquidität dieser Bonds auf den Sekundärmärkten fördern.

Die Bundesbank ist an der neuen Zusammenarbeit zwischen EU-Kommission und Börse unmittelbar beteiligt, nämlich in der Rolle als General-Clearing-Mitglied. Bundesbankpräsident Nagel sagte, sein Haus freue sich, „der EU-Kommission unsere Dienste anzubieten“. Aus seiner Sicht bringe die Partnerschaft nicht nur für die Beteiligten selbst Vorteile, sondern auch „für unser Finanzsystem“.

Aus Sicht der Deutschen Börse ist das neue Eurex-Repo-Mitglied, mittlerweile Mitglied Nummer 165, von besonderer Bedeutung. Schließlich strebt die Eurex nach den Worten von Vorstandschef Erik Müller an, der etablierte Marktplatz für den Handel und das Clearing von auf Euro lautenden Repo- und Derivatetransaktionen zu werden. Das sollte natürlich auch die Deals umfassen, die sich auf EU-Anleihen beziehen. Schließlich entwickelten sich diese Anleihen zum „European Safe Asset“.

„Der“ Finanzplatz

Mit großer Freude durften Müller und auch Bundesbankpräsident Nagel bei der Closing-Bell-Zeremonie am Montag zur Kenntnis nehmen, dass EU-Kommissar Hahn den Finanz- und Börsenplatz Frankfurt lobte. Es gebe für die EU-Kommission als Emittentin „keinen besseren Platz als Frankfurt“, sagte der in den nächsten Wochen scheidende EU-Kommissar. Frankfurt sei aus seiner Sicht „der“ Finanzplatz in Europa.

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