EU stellt spektakulären Rekord auf

Social-Bond-Debüt zieht Orders für mehr als 233 Mrd. Euro an - Auch asiatische Investoren greifen zu

EU stellt spektakulären Rekord auf

Mit ihrem Social-Bond-Debüt ist die EU auf eine alle Erwartungen übertreffende, rekordhohe Nachfrage gestoßen. Für die zehn- und zwanzigjährigen Titel im Gesamtvolumen von 17 Mrd. Euro wurden Orders für mehr als 233 Mrd. Euro abgegeben. Auch asiatische Investoren, die sich bei Emissionen der EU bislang zurückgehalten haben, griffen zu.ck Frankfurt – Das mit Spannung erwartete Social-Bond-Debüt der EU hat am Dienstag selbst die kühnsten Erwartungen übertroffen. Für die Zwei-Tranchen-Emission im Gesamtvolumen von 17 Mrd. Euro mit zehn- und zwanzigjährigen Laufzeiten gaben Investoren Orders für sagenhafte mehr als 233 Mrd. Euro ab, was alle bisherigen Rekorde in den Schatten stellt. 14-fach überzeichnetDie Transaktion übertraf den bisherigen Rekordhalter, die Zwei-Tranchen-Emission Italiens aus dem April (110 Mrd. Euro), und stellte auch auf Einzeltitelebene eine Bestmarke auf. Für den zehnjährigen Titel im Volumen von 10 Mrd. Euro sammelten sich Orders für mehr als 145 Mrd. Euro an, womit der Rekord der zehnjährigen italienischen Staatsanleihe vom Juni (107 Mrd. Euro) übertroffen wurde. Die zwanzigjährige Tranche im Volumen von 7 Mrd. Euro schaffte es mit mehr als 88 Mrd. Euro auf den vierten Rang der bislang größten Euro-Orderbücher. Das Angebot der EU wurde 14-fach überzeichnet, auch dies ein spektakulärer Wert. Konsortialführer der Emission, die zur Finanzierung des Sure-Programms (Support to mitigate Unemployment Risks in Emergency) der EU dient, waren Barclays, BNP Paribas, Deutsche Bank, Nomura und Unicredit.Der zehnjährige Bond ist mit einem Kupon von 0 % ausgestattet und wurde zu einer Rendite von – 0,238 % untergebracht, was einem Aufschlag auf die vergleichbare Bundesanleihe von 36,7 Basispunkten (BP) entspricht. Die zwanzigjährige Anleihe trägt 0,1 % im Kupon und bot auf Reoffer-Basis eine Verzinsung von 0,131 % beziehungsweise einen Aufschlag auf die vergleichbare Bundesanleihe von 52,1 BP. Investorenbasis erweitert”So eine positive Reaktion habe ich in den elf Jahren, in denen ich in diesem Geschäft arbeite, noch nicht gesehen”, sagte Katrin Wehle, Managing Director des Debt-Capital-Markets-Teams der Deutschen Bank, der Börsen-Zeitung. Die Transaktion sei gut vorbereitet worden, die Investoren hätten sich gut darauf einstellen können. Die Größe des Orderbuches sei jedoch selbst vor diesem Hintergrund überraschend. Für die europäische Antwort auf die Coronakrise bedeute das einen sehr großen Zuspruch, die Transaktion sei wegweisend für die weiteren Sure-Emissionen und auch die im nächsten Jahr anstehenden Emissionen des Wiederaufbaufonds. Die Investorenbasis der EU habe sich wesentlich erweitert. Auch asiatische Investoren, die sich bei EU-Emissionen bisher zurückgehalten hatten, hätten zugegriffen. Hinzu kämen Fondsmanager mit ESG-Portfolios. Auch sei der Rendite-Pick-up auf Bundesanleihen und französische Staatsanleihen für Anleger attraktiv.Der Auftritt der EU sei auch wegen der bereits absehbaren weiteren Emissionen ein Meilenstein in der Geschichte des europäischen Staatsanleihenmarktes, so Christian Kopf, Leiter Portfoliomanagement Renten und Mitglied des Union Investment Committee, in einem Kommentar: “Denn die EU-Kommission dürfte sich bis zum Jahr 2026 mit einem möglichen Anleihevolumen von bis zu 850 Mrd. Euro zu einem gewichtigen Spieler am Kapitalmarkt entwickeln.” Damit wäre die EU Kopf zufolge nach Spanien der fünftgrößte Anleiheemittent. EU-SchuldenmanagerDas große Emissionsvolumen der EU-Kommission setze aber voraus, dass die Mittelaufnahme möglichst berechenbar werde. “Eine Möglichkeit hierfür wäre die Schaffung eines zentralen europäischen Schuldenmanagers, der Transparenz bezüglich der geplanten Emissionsdaten und Emissionsvolumen sowie der Laufzeiten schafft”, so Kopf. “Dies ist für Investoren wichtig. Daher sollten die Anleihen der EU-Kommission künftig im Rahmen von Auktionen an den Markt kommen und nicht nur über Bankensyndikate.” Rentenmarkt aufgewertet”Die Attraktivität dieses Angebots an EU-Anleihen ist schwer zu übersehen”, so Peter Goves, Fixed-Income-Research-Analyst bei MFS Investment Management. Moody’s bewerte es mit “Aaa”, es werde EZB-QE-fähig sein und komme mit einer zusätzlichen 25-prozentigen Erstverlustgarantie. “Insgesamt wertet die Transaktion die europäische Rentenlandschaft auf, und wir erwarten, dass die EU über ihre gesamte Kurve hinweg Liquidität aufbauen wird.” Die erste Emission habe Vertrauen geschaffen und sei der Beweis, dass die Nachfrage in entsprechendem Maß vorhanden sei – Nachfrage, die für das weitere EU-Angebot im Jahr 2021 benötigt werde.Das Sure-Programm wurde im April mit dem Ziel beschlossen, von der Pandemie bedrohte Arbeitsplätze zu schützen. Mit dem bis zu 100 Mrd. Euro schweren Programm sollen Staaten Kredite für Kurzarbeitsregelungen sowie vergleichbare Maßnahmen für Selbstständige erhalten. Die Mittel sollen vollständig über die Emission von Social Bonds aufgenommen werden, 25 Mrd. Euro werden von den EU-Mitgliedstaaten garantiert. Für dieses Jahr plant die EU Social Bonds im Volumen von 30 Mrd. Euro. Im kommenden Jahr sollen dann die Emissionen zur Finanzierung des 750 Mrd. Euro schweren Wiederaufbaufonds beginnen. Davon sollen rund 30 % oder 225 Mrd. Euro auf Green Bonds entfallen. Die EU prüft, neben Bankensyndikaten auch Auktionen für die Emissionen einzusetzen.