DEVISENWOCHE

Euro kann die Marke von 1,20 Dollar vorerst halten

Von Georg Blaha, Frankfurt Börsen-Zeitung, 31.7.2012 An Impulsen fehlt es den Devisenmärkten in der gerade begonnenen Woche sicherlich nicht. Mit der US-Notenbank Federal Reserve am Mittwoch und der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag...

Euro kann die Marke von 1,20 Dollar vorerst halten

Von Georg Blaha, FrankfurtAn Impulsen fehlt es den Devisenmärkten in der gerade begonnenen Woche sicherlich nicht. Mit der US-Notenbank Federal Reserve am Mittwoch und der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag tagen die beiden wichtigsten Zentralbanken der Welt. Zudem werden Anleger eine lange Reihe von Wirtschaftsdaten verarbeiten müssen. Von sommerlicher Pause oder Langsamkeit an den Märkten ist keine Spur. Immerhin, in die festgefahren geglaubte europäische Schuldenkrise ist nach den Ankündigungen von EZB-Präsident Mario Draghi sowie von europäischen Regierungschefs, alles für den Erhalt des Euro Notwendige zu unternehmen, wieder etwas Schwung gekommen.Seit Donnerstag sind die europäischen Finanzmärkte in den Risikomodus gewechselt. Die Aktienmärkte legen zu, die Renditen von Peripherieanleihen gehen zurück. Am Devisenmarkt ist die Euphorie jedoch zu Wochenbeginn schon wieder abgeebbt. Vom Dreiwochenhoch bei 1,2390 Dollar am Freitag hat sich der Euro ein ganzes Stück entfernt. Bei einem Kurs von 1,2240 Dollar scheint die Devise zurück auf dem Boden der Schuldenkrisen-Realität, auch wenn Gewinnmitnahmen sicher dazu beigetragen haben, dass die Erholung zum Greenback nicht stärker ausfiel. Dank Draghi habe die Gemeinschaftswährung den Kampf mit der Marke von 1,20 Dollar erst einmal für sich entschieden, schrieben die Analysten des Brokers Forex.com. Auch bei der Unicredit geht man davon aus, dass sich die Krise noch erheblich verschlimmern müsste, damit der Euro wie zuletzt 2010 unter 1,20 Dollar sinkt. Die Analysten der italienischen Bank erwarten für das Währungspaar eine Seitwärtsbewegung unter hoher Volatilität. Charttechniker machen bei 1,22 und bei 1,2080 Dollar die nächste Unterstützung aus. Umgekehrt müsste die Marke von 1,2350 Dollar nachhaltig durchbrochen werden, damit wieder Potenzial nach oben entstünde. Zum “Aussie” auf AllzeittiefDeutlich schwächer tendierte der Euro zu Wochenbeginn gegenüber anderen Hauptwährungen, darunter der australische Dollar und die schwedische Krone. Zum “Aussie” fiel die Gemeinschaftswährung auf ein neues Allzeittief, das bei 1,11648 austr. Dollar gemessen wurde. Gleichzeitig fiel der Euro auf ein neues Zwölfjahrestief von 8,3121 skr. Beide Devisen profitieren von den soliden Staatsfinanzen der ausgebenden Länder, sind als “sichere Häfen” vor den Schuldenkrisen weltweit gesucht. Jedoch könnte man trotz aller politischen Börsen in Anlehnung an ein Wahlkampf-Zitat vom früheren US-Präsidenten Bill Clinton sagen: “Es sind die Zinsen, Dummkopf.” In Australien liegt der Leitzins bei 3,5 %, in Schweden sind es 1,5 %. Da sehen die 0,75 % der Eurozone bei teils negativen Raten im kurzen Bereich und bei allen sonstigen Risiken recht müde aus. Nach guten Wirtschaftsdaten aus Schweden ist zudem die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass die Riksbank ihr hohes Niveau beibehalten wird. Hilfsantrag SpaniensErneut an der Zinsschraube nach unten dürfte die EZB ihrerseits bei der Sitzung am Donnerstag – vorerst zumindest – noch nicht drehen, erwarten die meisten Analysten und Volkswirte. Jedoch sind die Hoffnungen groß, dass die Notenbank in einer anderen Weise in die Schuldenkrise eingreift. Im Gespräch sind Anleihekäufe bei angeschlagenen Euro-Ländern direkt durch die EZB oder mittels des Rettungsschirms EFSF, neue Langfristtender oder eine Form von Quantitative Easing. Die Analysten der Citigroup glauben, dass die EZB nur dann direkt Bonds etwa von Spanien kauft, wenn das Land einen offiziellen Hilfsantrag stellt und sich den damit verbundenen Auflagen unterwirft. Bei Goldman Sachs geht man davon aus, dass eine Intervention am Bondmarkt, welche die Risikoprämie für Peripherieanleihen deutlich senkt, zu neuer Euro-Stärke führen wird. Gleichzeitig sei das Enttäuschungspotenzial hoch, sollte sich die EZB konkreter Maßnahmen am Donnerstag enthalten.Vor der EZB tagt jedoch noch die US-Notenbank Fed am Mittwoch. Angesichts der konjunkturellen Abkühlung gehen Beobachter davon aus, dass die Fed erneut die Geldpolitik lockern wird – allerdings rechnen die meisten Experten damit, dass dies erst bei der kommenden Sitzung im September geschehen wird. Bei einer ausgeweiteten US-Geldmenge dürfte der Euro dann profitieren, solange die EZB nicht die Zinsen erneut senkt.Von der Datenseite sind in dieser Woche die endgültigen Einkaufsmanagerindizes für Euroland im Juli am Mittwoch von Bedeutung. An diesem Tag steht auch der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe der USA im Juli an. Am Freitag folgt schließlich der monatliche US-Arbeitsmarktbericht.