Euro-Schwäche stabilisiert europäische Aktienkurse

UBS erwartet 6 Prozent höhere Firmengewinne bei einer zehnprozentigen Abwertung

Euro-Schwäche stabilisiert europäische Aktienkurse

sts Frankfurt – Noch zur Vorstellung ihrer Halbjahreszahlen klagten viele europäische Unternehmen über Belastungen aus dem starken Euro. Die Klagen dürften für das dritte Quartal weitgehend verstummen, denn seit Anfang Mai hat die Gemeinschaftswährung rund 8 % an Wert zum Greenback verloren. Damit eröffnet sich ein erhebliches Potenzial für steigende Firmengewinne. Dieser Effekt könnte angesichts der schwächeren Konjunktur in der Eurozone die Kurse stabilisieren.Der Trend dürfte sich 2015 fortsetzen, ist die UBS überzeugt. Sie hat ausgerechnet, wie sich die Euro-Abwertung auf die Gewinnsituation der Unternehmen in Europa überträgt. Das Ergebnis: Eine Euro-Abwertung um 10 % führt zu einer Steigerung der Unternehmensgewinne am breiten europäischen Aktienmarkt (außer Russland und Türkei) um 6 %. Damit eröffnet sich Raum für steigende Kurse, wobei die Studie auch Bremswirkungen wegen des schwächeren Wachstums in der Eurozone berücksichtigt. Dementsprechend hat die UBS ihre Erwartung an den europabreiten Aktienindex Stoxx 600 zum Jahresende auf 360 von 370 Zähler (aktuell: 342,84 Punkte) reduziert. Nicht berücksichtigt hat die Studie die Wirkung von Kapitalabflüssen. Angesichts der Erwartung einer weiteren Euro-Abwertung könnten internationale Investoren Gewinne in Euro-Anlagen mitnehmen und Aktien abstoßen.Die UBS selbst rechnet mit Abwertung des Euro auf 1,20 Dollar bis Ende 2015. Dann wäre die Gemeinschaftswährung leicht unterbewertet, wenn man wie die Bank den fairen Kurs anhand von Kaufkraftparitäten bei 1,21 Dollar sieht. Zum aktuellen Kursniveau erwartet die UBS somit eine Abschwächung des Euro um 7 %. Daraus ergeben sich laut UBS drei Unterstützungsfaktoren für die europäischen Aktienmärkte.Der schwächere Euro helfe das Deflationsrisiko abzuwehren und erhöhe das nominale Bruttoinlandsprodukt. “Deflation ist der Untergang von Aktien”, schreiben die Autoren der Studie, Nick Nelson, Karen Olney und Andras Nagy. Sie verweisen auf eine Untersuchung der Europäischen Zentralbank, wonach eine zehnprozentige Euro-Aufwertung die Inflation um 40 bis 50 Basispunkte reduziere. Dies dürfte auch umgekehrt gelten. Hoher AuslandsumsatzZum Zweiten unterstütze ein schwächerer Euro das exportorientierte Wirtschaftswachstum. Angesichts der schwachen Nachfrage in Europa seien verstärkte Exporte in die USA und Asien wichtig. Derzeit erzielten europäische Unternehmen 47 % ihrer Umsätze außerhalb des Kontinents. Steigende nominale Umsätze in Euro dürften sich in ein noch stärkeres Gewinnwachstum übersetzen, erwarten die Autoren der Studie. Drittens wirke der Euro beschleunigend für die Firmengewinne. Auch da erwartet die UBS die Umkehrung der Entwicklung zu Jahresbeginn, als der Euro im Zuge der schrumpfenden EZB-Bilanz kräftig aufgewertet hatte. Im ersten Quartal, als der Euro handelsgewichtet um 7 % stieg, hätten die Gewinne die Erwartungen so stark wie seit fünf Jahren nicht mehr verfehlt. “Das Gewinnmomentum für international ausgerichtete Aktien war von der starken Währung beeinflusst, der Höhepunkt der Bremswirkung lag im ersten Quartal”, heißt es.Anlegern rät die UBS, sich auf Unternehmen wie Airbus, BASF und BMW zu konzentrieren, die hohe Umsätze in den USA erzielen und daher eng mit einem schwächeren Euro verzahnt sind. Auf Branchenebene würden insbesondere die Hersteller von Ausrüstungen für den Gesundheitsbereich, Pharma-Aktien und Technologiewerte profitieren. Auf der Verliererseite stünden hingegen die Bereiche Immobilien, Versorger, Banken und Versicherer.Im Bereich der Investitionsgüterhersteller sind laut einer Studie von J. P. Morgan Cazenove am besten Siemens, Atlas Copco, Sandvik und Volvo für einen schwächeren Euro positioniert.