Europäische Aktien setzen ihre Rekordjagd fort

Rendite zehnjähriger Bunds nähert sich Nulllinie

Europäische Aktien setzen ihre Rekordjagd fort

sts Frankfurt – Angesichts von Niedrigzinsen, Zeichen einer konjunkturellen Erholung und Fusionsfantasien bleiben europäische Risikoanlagen beliebt. Dies zeigte sich zum Wochenschluss an einer Fortsetzung der Rally am Aktienmarkt. Der Dax erreichte ein neues Allzeithoch von 12 391 Punkten und beendete den Handel mit einem Plus von 1,7 % bei 12 374 Stellen.Damit hat der deutsche Leitindex seit Jahresbeginn bereits 26 % an Wert gewonnen und liegt weltweit vor allen anderen größeren Indizes. Ein Grund dafür ist die Euro-Abwertung, die insbesondere der exportstarken deutschen Wirtschaft zugutekommt. Am Freitag fiel der Euro um 0,5 % auf 1,0605 Dollar. Dies spiegelt die wachsende Zinsdifferenz zwischen der Eurozone und den USA wieder. Die Rendite zehnjährige Bundesanleihen lag mit 0,144 % nahe ihrem Rekordtief. Typischerweise müssten die Renditen mit den Aktienkursen steigen. Doch sie fallen, weil eine weiterhin hohe Nachfrage, nicht nur aus EZB-Käufen, auf ein geringes Angebot an Bundesanleihen trifft – der Bund macht quasi netto keine neuen Schulden mehr. Doch nicht nur in Frankfurt steigen die Aktienkurse: Der europabreite Stoxx 600 erreichte am Freitag mit 413 Stellen ebenfalls einen neuen Rekordstand. Der Europa-Auswahlindex Stoxx 50, der viele Banken und Rohstoffunternehmen beinhaltet, notierte hingegen mit 3 578 Stellen auf seinem Niveau von Januar 2008. Auch die asiatischen Aktienmärkte hatten zuvor schon vor der anhaltenden Risikobereitschaft der Investoren profitiert. Der japanische Leitindex Nikkei 225 notierte erstmals seit dem Jahr 2000 wieder über 20 000 Yen, ging jedoch wegen Gewinnmitnahmen mit einem Minus von 0,2 % bei 19 907 Yen ins Wochenende. Die Börse in Hongkong profitierte weiterhin vom Kapitalzufluss aus der Volksrepublik China. Pfund rutscht weiter abMarktteilnehmern zufolge suchen dortige Anleger günstige Kaufmöglichkeiten und spekulieren über einen Wegfall der Kapitalverkehrskontrollen. Hintergrund dafür ist die Aussicht auf eine Liberalisierung des Renminbi-Wechselkurses. Dieser von der Regierung in Peking in Aussicht gestellte Schritt würde wohl zur Lockerung der bisherigen restriktiven Regeln zur Ein- und Ausfuhr von Kapital führen. In Festland-China mangelt es Analysten zufolge an rentierlichen Anlagemöglichkeiten. Der Hongkonger Leitindex SSE Composite legte in den vergangenen zwölf Monaten über 90 % zu – trotz Warnungen der Aufsichtsbehörde vor Übertreibungen. Unterdessen setzte das britische Pfund seine Talfahrt fort. Es verbilligte sich auf 1,4588 Dollar und war damit so schwach wie zuletzt im Juni 2010. Die Nervosität wächst vor den Parlamentswahlen, was britischen Medienberichten zu einem Rückzug internationaler Investoren aus Gilts zur Folge hat. Gegen die Tendenz in Europa und den USA stiegen am Freitag die britischen Renditen an.