Europäische Zentralbank gibt Richtung vor
Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtDie neue Börsenwoche wird für die Akteure an den Finanz- und Rohstoffmärkten ereignisreich. Sie könnte für die kommenden Monate und darüber hinaus wegweisend sein. Auf dem Programm steht die geldpolitische Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie ein Treffen der Ölminister des Kartells Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec). Darüber hinaus gibt es noch wichtige volkswirtschaftliche Daten, vor allem den Monatsbericht vom US-Arbeitsmarkt.Bei der geldpolitischen Sitzung der EZB am Donnerstag geht es darum, ob eine Ausweitung des bestehenden Anleihekaufprogramms über das bisher geplante Ende September 2016 hinaus erfolgt. Die Analysten der DZ Bank sind davon überzeugt, dass neue geldpolitische Stimuli der EZB dem Dax bis ins Frühjahr hinein zu einem Anstieg verhelfen könnten. Der Index könne in dieser üblicherweise saisonalen Phase durchaus auf 11 500 Punkte oder darüber steigen. In der gerade beendeten Woche hat der deutsche Leitindex bereits die Marke von 11 300 Zählern hinter sich gelassen und in den fünf Handelstagen 1,6 % zugelegt. Die Experten der DZ Bank warnen aber, dass noch im Dezember ein hohes Rückschlagpotenzial bestehe, wenn die EZB weniger expansiv reagiere als allgemein erwartet. Hohes BewertungsniveauWas die etwas längere Sicht betrifft, so hält man es bei der DZ Bank für wahrscheinlich, dass sich die Märkte ähnlich wie im April 2015 sowie im Frühjahr nach der ersten Liquiditätsflut nicht allzu lang von den geldpolitischen Stimuli blenden lassen. “Steigt die Unsicherheit über den tatsächlichen Zustand der Weltwirtschaft wieder an, drohen Dax & Co. neue Enttäuschungen, weil das erreichte Bewertungsniveau nur bei einem dynamischen Gewinnwachstum zu rechtfertigen ist, nicht aber bei Stagnation auf solidem Niveau”, befürchten sie. Das Bewertungsniveau von Aktien liege schon relativ hoch, insbesondere am größten Markt der Welt, den USA.Hinsichtlich des US-Marktes wird es auch auf den Monatsbericht des US-Arbeitsmarkts ankommen, der am Freitag vorgelegt wird. Gemäß der Konsensschätzung wird für den November mit 200 000 zusätzlich geschaffenen Stellen gerechnet, gegenüber 271 000 im Vormonat. Die Arbeitslosenquote soll bei 5 % verharren. “Alles in allem dürfte der Arbeitsmarktbericht der Fed vor ihrer Dezember-Sitzung kaum Anlass geben, von der erwarteten Leitzinsanhebung abzusehen”, glauben die Analysten der Postbank. Neue DynamikEin wichtiges Datum für die Investoren am Rohstoffmarkt ist zudem die Sitzung der Opec-Ölminister am Freitag. Wenn, wie so mancher Marktbeobachter vermutet, die Saudis mittlerweile daran interessiert sind, den Ölpreis zumindest mittelfristig wieder in die Nähe der Marke von 80 Dollar je Barrel (159 Liter) zu bringen, so könnte es bereits erste Hinweise von Opec-Offiziellen geben, auch wenn sich in den Förderquoten wohl noch kein Kurswechsel zeigen dürfte. Eine geänderte Rhetorik der Opec würde auch für die Aktien des Öl- und Gassektors eine neue Kursdynamik bedeuten.