Europas Staatsanleihen reagieren allergisch auf neue SPD-Spitze

Festverzinsliche fallen spürbar - Sorge vor laxer Fiskalpolitik - Dax sinkt unter 13 000 Punkte

Europas Staatsanleihen reagieren allergisch auf neue SPD-Spitze

ck/sp Frankfurt/Berlin – Die überraschende Wahl von Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken zum designierten SPD-Spitzenduo hat am Montag den europäischen Staatsanleihen zugesetzt. So erhöhte sich die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe um 7 Stellen auf -0,28 %. Belastet wurden die Anleihen von den von beiden Politikern geforderten höheren Staatsausgaben bzw. der Abkehr von der schwarzen Null. Die Verzinsung der zehnjährigen italienischen Staatsanleihe stieg um 11 Stellen auf 1,45 %. Es wird befürchtet, dass eine weniger strenge deutsche Fiskalpolitik Bemühungen zur Eindämmung des italienischen Haushaltsdefizits schwächen könnte. “Es scheint mir klar zu sein, dass der Wechsel in der SPD-Führung die politische Unsicherheit in Deutschland weiter erhöhen und damit die notwendigen europäischen Reformen, einschließlich der Banken- und Kapitalmarktunion und der Reformen des ESM, im nächsten Jahr erheblich erschweren wird”, schreibt Erik Nielsen, Chefvolkswirt von Unicredit.In Berlin suchte die große Koalition nach dem politischen Beben vom Wochenende neuen Halt. Während Spitzenvertreter der SPD zu Besonnenheit mahnten und vor einem Ende der großen Koalition warnten, signalisierten die Unionsparteien Gesprächsbereitschaft. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sei grundsätzlich zur Zusammenarbeit und zum Gespräch bereit, “wie es in einer Koalition üblich ist”, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert in Richtung der neuen SPD-Spitze. Eine Neuverhandlung des Koalitionsvertrags stehe aber nicht an.Auch die Aktie des Versorgers RWE wurde in Mitleidenschaft gezogen. Hier wird befürchtet, dass Forderungen nach einem früheren Kohleausstieg durch die neue SPD-Führung wiederbelebt werden könnten. Die Aktienmärkte wurden von erneuten Importzöllen der USA auf Stahl und Aluminium aus Argentinien und Brasilien belastet. Der Dax fiel unter die Marke von 13 000 Punkten und schloss mit einem Verlust von 2,1 % bei 12 965 Punkten. – Berichte Seiten 5 und 14 Leitartikel Seite 6