Fast-Food-Aktien besitzen sattes Kurspotenzial
Von Alex Wehnert, Frankfurt
Bei treuen Aktionären von McDonald’s dürfte in den vergangenen Monaten leichtes Magengrummeln aufgekommen sein. Denn während andere Fast-Food-Anbieter wie Chipotle Mexican Grill für ihre US-Restaurants im zweiten Halbjahr 2020 wieder recht kräftige Zuwächse beim flächenbereinigten Absatz vermeldet haben, bewegten sich die Verkäufe des Platzhirsches im Heimatmarkt noch unter den Niveaus des Vorjahreszeitraums. Im Segment International Operated Markets – also Märkte außerhalb der Vereinigten Staaten, in denen der Konzern seine Filialen selbst betreibt – machen sich coronabedingte Einschränkungen noch stärker bemerkbar. Das scheint sich auch an der Börse niederzuschlagen: So hat nicht nur die Aktie von Chipotle, sondern auch jene der Burger-King-Mutter Restaurant Brands International in den vergangenen Monaten eine deutliche Outperformance gegenüber dem McDonald’s-Papier hingelegt.
Dennoch ist die Analystenstimmung für den Branchenführer ausgesprochen optimistisch: Laut dem Informationsdienstleister Bloomberg empfehlen 73% McDonald’s zum Kauf, Verkaufsempfehlungen finden sich nicht. Wenngleich Marktstrategen auch anderen Fast-Food-Werten noch sattes Kurspotenzial bescheinigen, ist das Meinungsbild derzeit für kaum einen anderen Titel der Branche so positiv. Dahinter steckt auch ein vor einigen Jahren eingeleiteter Strategiewechsel: So betreibt McDonald’s in den USA weniger Filialen selbst und vergibt mehr Franchise-Lizenzen. Der Umsatz ist dadurch zwar gesunken, die Profitabilität aufgrund der Einsparung von Mieten und Löhnen aber gestiegen. Gerade in Pandemiezeiten dürfte die Geschäftstaktik größere Rückschläge verhindert haben.
Nun schielt der Großteil der Analysten aber wohl auf Lockerungen von Corona-Gegenmaßnahmen: Sie setzen darauf, dass sich die Nachfrage dann kräftig erholt und McDonald’s davon aufgrund ihrer global breiten Aufstellung stärker profitiert als die Konkurrenz. Die Analysten von Bloomberg Intelligence etwa sehen den Konzern in einer guten Position dafür, den flächenbereinigten Umsatz im laufenden Jahr wieder anzukurbeln und die Vorherrschaft im Sektor auszubauen.
Liefergeschäft im Ausbau
In die gleiche Kerbe schlagen die Analysten der britischen Großbank Barclays, die bei McDonald’s mit „Übergewichten“ votieren. Demnach dürfte die Aktie neben Marktanteilsgewinnen auch von einer stabilen Dividende sowie Aktienrückkaufprogrammen gestützt werden. Zudem arbeitet der Konzern daran, seine immensen Skalenvorteile im Liefergeschäft stärker auszunutzen – die Bedeutung dieses Vertriebswegs ist in Pandemiezeiten explodiert.
Profitiert hatte davon zunächst vor allem Konkurrent Chipotle, der bereits vor der Krise über hauseigene starke Plattformen verfügte und zusätzlich Kooperationen mit mehreren Betreibern von Lieferdienst-Apps schloss. Die Erfolgsgeschichte des Burrito-Anbieters an der Börse dauert aber schon länger an: Mit einem Kursgewinn von über 400% hat Chipotle die meisten anderen Fast-Food-Werte in den vergangenen drei Jahren deutlich hinter sich gelassen.
Die Verantwortung dafür wird dem 2018 angetretenen CEO Brian Niccol zugeschrieben, der mehrere Produkt- und Marketing-Innovationen angestoßen hat. Unter ihm führte der Konzern seine erfolgreichen Abholstationen, die sogenannten „Chipotlanes“, ein. Vor Niccols Ägide hatte das Image von Chipotle, die einst als gesündere und bewusstere Alternative zu anderen Fast-Food-Anbietern galt, stark unter Gesundheitsskandalen gelitten – der CEO gewann Gäste unter anderem durch ein Treueprogramm und Feedback-Möglichkeiten zurück.
Bei Analysten ist Chipotle immer noch recht beliebt. Den Status als gesündere Fast-Food-Alternative zu halten dürfte für den Konzern angesichts des gesellschaftlichen Trends zu bewussterer Ernährung nun entscheidend sein. Denn auch andere Anbieter verändern ihre Speisekarten inzwischen entsprechend. So arbeitet Restaurant Brands mit dem Fleischersatz-Anbieter Impossible Foods zusammen; sowohl McDonald’s als auch Yum! Brands, die Mutter von Fast-Food-Ketten wie KFC, Taco Bell und Pizza Hut, haben hingegen Kooperationen mit Beyond Meat geschlossen. Statt ihrer eigenen, wenig beliebten Varianten auf Pflanzenbasis können die Fast-Food-Konzerne ihren Kunden so etablierte vegetarische Optionen bieten – und die Fleischersatz-Anbieter können ihre Produktlinien deutlich ausweiten. Beyond Meat profitiert an der Börse jedenfalls stark vom Vormarsch des Veganismus: Seit dem IPO im Mai 2019 hat die Aktie des kalifornischen Unternehmens um fast 500% zugelegt.