Fed weitet Maßnahmen drastisch aus

Unbegrenzte Anleihekäufe angekündigt - Märkte nur vorübergehend beruhigt

Fed weitet Maßnahmen drastisch aus

ck/rec Frankfurt – Die amerikanische Notenbank Fed hat trotz einer beispiellosen Ausweitung ihres Krisenpakets nur kurz für neue Zuversicht an den Finanzmärkten gesorgt. Nach einem frühen Hoch von 19 095 Zählern fiel der Dow Jones bis auf 18 214 Punkte, was dem niedrigsten Stand seit dem November 2016 entsprach. Am Abend lag der Index mit einem Minus von 3,5 % bei 18 513 Zählern. Der Dax büßte 2,1 % auf 8 741 Punkte ein, der Euro Stoxx 50 fiel um 2,5 % auf 2 486 Zähler.Die Federal Reserve erklärte sich gestern bereit, in unbegrenztem Umfang Staatsanleihen und mit Hypotheken besicherte Wertpapiere zu erwerben. Bislang waren diese Käufe auf 500 Mrd. und 200 Mrd. Dollar gedeckelt. Mit dieser ultimativen Ausweitung von Anleihekäufen (Quantitative Easing, QE) und dem Einsatz weiterer Instrumente wie neuer Kreditfazilitäten stemmt sich die Fed in nie dagewesener Weise gegen die sich abzeichnenden Folgen der Corona-Pandemie für die amerikanische Wirtschaft. Der Bundesstaat Kalifornien und etliche Großstädte haben Ausgangssperren verhängt. Davon ist etwa ein Drittel der Bevölkerung betroffen. Die US-Wirtschaft droht in eine tiefe Rezession zu stürzen, viele Amerikaner fürchten um ihre Jobs. Die amerikanische Regierung hat ein weiteres, rund 2 Bill. Dollar schweres Hilfspaket auf den Weg gebracht, mit dem sich am Montag abermals der Kongress befasste. Über die Details verhandelten Demokraten und Republikaner bei Redaktionsschluss noch.Die US-Notenbank hat ihrerseits zum wiederholten Male nachgelegt. Den Leitzins hat sie in zwei außerplanmäßigen Sitzungen bereits an die Nulllinie gesenkt. Neben dem unbegrenzten Kauf von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren zielt sie nun mit mehreren Kreditprogrammen auf die Kreditvergabe an Unternehmen, Haushalte und Kommunen. Überdies steigt sie mit einer eigens eingerichteten Zweckgesellschaft indirekt in den Kauf von Unternehmensanleihen mit Investment Grade und von börsengehandelten Indexfonds (ETFs) ein. Der direkte Kauf von Unternehmensanleihen und Fonds ist der Fed verboten. Der Einsatz sei nötig, weil der amerikanischen Wirtschaft durch die Virusausbreitung großer Schaden drohe, begründete die Fed ihren Schritt. Ökonomen betonten, dass die Fed damit nahezu alle derzeit verbliebenen Möglichkeiten ausschöpfe.An den europäischen Aktienmärkten standen erneut vor allem Reise- und Freizeitaktien unter Druck. Der entsprechende Stoxx-Branchenindex büßte als Tagesverlierer 7,7 % ein. Dagegen legte der Index der Öl- und Gasförderer als einziges Sektorbarometer trotz der schwachen Ölpreise zu und schloss mit einem Plus von 0,9 %. Stützend wirkten Kostensenkungsmaßnahmen, mit denen sich die Ölkonzerne Shell (+3,2 %) und Total (+6 %) auf die Folgen der Corona-Pandemie einstellen. Am Morgen war der indische Leitindex Sensex um 13 % abgesackt, der höchste Tagesverlust seit seiner Einführung im Jahr 1979. US-Benzinpreis crashtAn den Ölmärkten fiel die Notierung der Nordseesorte Brent bis auf 24,68 Dollar und damit auf den niedrigsten Stand seit dem Mai 2003. Zuletzt lag der Preis mit einem Verlust von 2 % bei 26,43 Dollar. Als weiteres Signal einer schweren Krise crashte der Benzin-Future in New York um 26 %. – Berichte Seiten 6, 17 und 24