Fed-Zinsschritt stärkt den Dollar

Euro fällt gegenüber dem Greenback auf tiefsten Stand seit fast 14 Jahren - Größere Zinsdifferenz

Fed-Zinsschritt stärkt den Dollar

Die zweite Zinsanhebung der US-Notenbank Fed seit der Finanzkrise hat dem Dollar weiteren Auftrieb verliehen und die Schwellenländermärkte durchgeschüttelt. In Europa blieben die Reaktionen moderat.dm Frankfurt – Die Anhebung des US-Leitzinses um 25 Basispunkte am Devisenmarkt sowie an Schwellenländermärkten (vgl. Text unten rechts) und am Goldmarkt hat am Donnerstag Spuren hinterlassen. Am Markt wurde dies darauf zurückgeführt, dass womöglich ein Zinserhöhungszyklus in den USA bevorsteht. So gehen nur noch 6 von 17 Mitgliedern des Offenmarktausschusses der US-Notenbank davon aus, dass die Fed die Zinsen im nächsten Jahr zwei Mal oder weniger anhebt, nachdem es im September noch 10 gewesen waren. Im Durchschnitt erwarten die stimmberechtigten Fed-Mitglieder jetzt drei Zinsschritte, was eine etwas straffere Geldpolitik darstellen würde, als der Markt im Mittel bisher erwartet hatte.Demgegenüber ist in Europa jedoch weiterhin nichts von Zinserhöhungen zu sehen. Die Bank of England und die Schweizerische Nationalbank haben beide am Donnerstag ihre Leitzinsen unverändert auf Rekordtief belassen. Erst vergangene Woche hat die Europäische Zentralbank (EZB) erklärt, ihr Anleihekaufprogramm über April hinaus weiter fortzusetzen. Damit bleibt zwischen den USA und dem Alten Kontinent ein Zinsgefälle erhalten, das zunächst vor allem auf dem Devisenmarkt Folgen zeigt. Abflüsse aus Gold-ETFDer Dollar-Index, der die Entwicklung des Greenback gegenüber sechs wichtigen Handelswährungen misst, stieg am Donnerstag auf über 103,10 und damit den höchsten Stand seit Anfang 2003. Der Euro schwächte sich auf 1,0367 Dollar ab und damit auf den niedrigsten Stand seit Januar 2003. Auch das Pfund Sterling notierte schwächer und kostete zuletzt 1,2477 Dollar.Der Goldpreis geriet ebenfalls unter Druck. Lag er am Mittwoch noch über 1 163 Dollar je Unze, rutschte er bis am Donnerstag auf unter 1 130 Dollar auf den tiefsten Stand seit Februar. Börsengehandelte Fonds (ETF) auf Gold verzeichneten laut Bloomberg einen Abfluss von 21,8 Mill. Tonnen, das größte Minus an einem Tag seit Juli 2013. Analysten verwiesen auf eine Flucht aus sicheren Häfen, zu denen auch Gold gezählt wird, und Umschichtungen in Aktien. Der fallende Preis des Edelmetalls belastete auch Goldminenaktien, Barrick büßten seit Dienstag rund 13 % ein, Hochschild Mining verloren über 6 %. Die Aktienmärkte in Europa sowie in Tokio – dank eines schwachen Yen – notierten dagegen höher. Auch Wall Street eröffnete am Donnerstag freundlich und glich die am Vortag erlittenen Verluste nahezu wieder aus. Leichter RenditeanstiegAm Anleihenmarkt zeigte sich ein differenziertes Bild. Die Rendite zehnjähriger US-Staatspapiere zog zeitweise auf 2,62 % und damit den höchsten Stand seit September 2014 an. Im Juli lag sie kurzzeitig sogar unter 1,35 %. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen betrug zuletzt 0,38 % nach 0,31 % am Vortag.Die Deutsche Bank kommentierte, das Fed-Meeting passe in die Einschätzung, dass die Märkte “verletzlich für einen Anstieg der Bondrenditen im nächsten Jahr” seien. Die Anleihestrategen des Instituts erwarten einen Anstieg der Renditen zehnjähriger US-Treasuries bis Ende 2017 auf 3,1 %. Die Inflationserwartung in den USA beträgt auf Basis der Fünf-Jahres-Forward-Rate derzeit etwas über 2 % und liegt damit deutlich über jener in der Eurozone.In der Währungsunion dürfte sich die Inflationsrate nach Einschätzung der Commerzbank im Dezember zwar auf 1,1 % fast verdoppeln. Doch prognostiziert das Institut, die Kernteuerungsrate werde “entgegen den Hoffnungen der Notenbank auch 2017 nicht spürbar anziehen (vgl. Grafik). Ein Ende der ultraexpansiven Geldpolitik sei nicht in Sicht.Der Anstieg der Teuerung sei vor allem auf den Basiseffekt niedrigerer Energiepreise zurückzuführen, der ab April auslaufe. Zum Jahresende dürfte die Vorjahresrate bei den Energiepreisen wieder nahe null liegen, was für sich genommen die Inflationsrate wieder um 0,5 Prozentpunkte senke. Zwar werde die sich abzeichnende Anleiheknappheit die EZB zwingen, ihre Anleihekäufe 2018 herunterzufahren. Doch dies werde sie mit anderen Maßnahmen zu kompensieren versuchen. Rohstoffpreise stützenDas Zinsgefälle zwischen den USA und Europa dürfte somit länger erhalten bleiben. Die Rally bei den US-Treasuries treffe zudem alle Emerging Markets, einige – wie die Türkei – aber stärker als andere, da sie stark von Auslandsfinanzen abhängig seien, meint die Investmentgesellschaft Aberdeen. Insgesamt seien viele Schwellenländermärkte weniger verwundbar, weil sie ihre Leistungsbilanzdefizite reduziert hätten. Steigende Rohstoffpreise würden etwa Exporteuren wie Russland und Brasilien helfen.