Fidelity zieht Cash Aktien und Anleihen vor
hip London – Eigentlich geht James Bateman, Chief Investment Officer Multi-Asset bei Fidelity, davon aus, dass sich die Weltwirtschaft im zweiten Halbjahr erholen wird. Deswegen müsse es aber an den Finanzmärkten nicht unbedingt bergauf gehen, sagte der Anlagestratege bei einer Presseveranstaltung der Fondsgesellschaft in London. Eine bessere Wirtschaftsentwicklung sei möglicherweise bereits in den Kursen enthalten. Bateman hat sowohl Aktien als auch Anleihen untergewichtet und setzt stattdessen auf Cash. Ihm sei ein sicherer Verlust von 0,5 % pro Jahr lieber als wesentliche Verluste, sollte es an den Aktien- und Anleihenmärkten bergab gehen. Aber unter Cash versteht er nicht nur Bares, sondern alles, was sich an Cash orientiert, auch “esoterische Betas” wie börsennotierte Windparks oder Solarkraftwerke. “Der Dollar ist zu teuer”Aber auch Bargeld hat seine Tücken: “Wir erwarten, dass der Dollar mittelfristig deutlich nachgeben wird”, sagte Bateman. “Der Dollar ist zu teuer.” Den Euro sieht er neutral, den Yen dagegen positiv. Japan könnte sich aus seiner Sicht wie schon so oft in unruhigen Zeiten zum sicheren Hafen entwickeln. “Abenomics hat größtenteils funktioniert”, sagte Bateman. “In den Geschichtsbüchern des nächsten Jahrhunderts wird Abenomics vielleicht positiver bewertet als von uns heute.” Britische Aktien sieht er neutral. Das bedeutet allerdings nicht, dass er den EU-Austritt positiv bewertet. “Jede große strukturelle Veränderung hat kurzfristig negative Auswirkungen”, sagte Bateman. Es werde einen negativen wirtschaftlichen Schock geben, egal zu welchem Deal es am Ende komme. Zu den großen Problemen gehöre, dass die Probleme durch den Brexit jenseits von London zu spüren sein werden, während die positiven Effekte, wenn es welche gebe, in London zum Tragen kämen. Er mache sich Sorgen um Großbritannien, insbesondere um den Häusermarkt. Die Frage sei aber, was bereits in den Kursen enthalten sei. “Für Großbritannien ist eine verheerende Katastrophe eingepreist”, sagte er. Deshalb lasse sich eine Untergewichtung nicht rechtfertigen. Aus seiner Sicht sind derzeit sowohl Großbritannien als auch die EU zu einem gewissen Grad Verlierer. Die Eurozone würde von einer Erholung der Emerging Markets profitieren. Dann wären die Dinge zwar “nicht allzu rosig, aber relativ betrachtet nicht allzu schlecht”.Für China sieht sein Basisszenario eine Rückkehr zu einem ordentlichen Wachstumstempo vor. Die Volksrepublik habe konjunkturelle Stimuli dort eingesetzt, wo es nötig gewesen sei, und dabei einen guten Job gemacht, sagte Bateman. Er erwartet, dass in den kommenden Jahren auch in der entwickelten Welt ein Comeback der Fiskalpolitik zu beobachten sein wird – auf einem Niveau wie seit den 1970er Jahren nicht. Schließlich habe die Geldpolitik die Probleme nicht gelöst.