Fonds werden wieder risikofreudiger

Wachstum unterhalb des Potenzialpfades und Überbewertung am Aktienmarkt bereiten jedoch Sorgen

Fonds werden wieder risikofreudiger

Die institutionellen Investoren sind im Juni wieder risikofreudiger geworden. Das ergab die globale Fondsmanager-Umfrage von Merrill Lynch. Allerdings bereiten das relativ niedrige Wachstum und die gestiegenen Bewertungen den Fondsgesellschaften Sorgen. Als größter Risikofaktor gilt China.ck Frankfurt – Der Risikoappetit der institutionellen Investoren hat sich im Juni wieder verstärkt. Das geht aus der jüngsten globalen Fondsmanagerumfrage von Bank of America Merrill Lynch hervor, die vom 6. bis zum 12. Juni durchgeführt wurde. Danach haben die Fonds ihre Kassenquoten weiter abgebaut. Sie liegen nun durchschnittlich bei 4,5 % nach 5 % und haben damit den niedrigsten Stand seit dem Januar erreicht. Insgesamt seien die Kassenquoten damit aber noch hoch, so Bank of America Merrill Lynch. Im Durchschnitt seien die Aktienmärkte in der Vergangenheit in den vier Wochen nach einer Reduzierung der Liquiditätsquoten um 0,5 Prozentpunkte gestiegen.Das Vertrauen in die weltwirtschaftliche Erholung hat sich etwas verstärkt. Per saldo 66 % (Saldo von positiven und negativen Antworten in Prozent der Umfrageteilnehmer) gehen auf Sicht von zwölf Monaten von einer stärkeren Entwicklung der Weltwirtschaft aus. Allerdings bereitet das Tempo der Erholung zunehmend Sorgen. Per saldo 78 % rechnen mittlerweile für die kommenden zwölf Monate mit einem Wachstum unterhalb des Potenzialpfades. Der Anteil der Befragten, die von den Unternehmen wünschen, dass sie ihre freien Mittel vor allem für Ausrüstungsinvestitionen verwenden, erhöhte sich auf 63 % und stellte damit den sechsten Monat in Folge einen Rekord auf.Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Aktienmärkten. Einerseits erklären per saldo 48 % der Asset Allocators nach 37 % im Vormonat, in Aktien übergewichtet zu sein, was einem Anstieg im Vormonatsvergleich von 11 Prozentpunkten und dem höchsten Stand in diesem Jahr entspricht. Andererseits wird die Bewertungslage zunehmen als problematisch empfunden. Per saldo 25 % der Fondsmanager glauben, dass Aktien überbewertet sind. Das ist nach Angaben von Bank of America Merrill Lynch der höchste Wert seit dem Juli 2000. Auf hohen Zuspruch stoßen auch Immobilien. 6 % sind in dieser Asset-Klasse übergewichtet, was dem höchsten Niveau seit acht Jahren entspricht. Anleihen gemiedenAnleihen sind weiterhin die am geringsten geschätzte Asset-Klasse. Ihre Untergewichtung hat mit 62 % das höchste Niveau seit Ende 2013 erreicht; per saldo 75 % sind der Auffassung, dass Anleihen überbewertet sind. Der Anteil der Fonds, der mit höheren Inflationsraten rechnet, hat den höchsten Stand seit dem Mai 2011 erreicht.In der regionalen Aktien-Allokation fällt unter anderem auf, dass die Schwellenländer zum ersten Mal seit dem November 2013 wieder von einer Mehrheit übergewichtet werden. Per saldo 5 % der befragten Fonds sind jetzt in den Emerging Markets übergewichtet. Sehr stark an Boden gewonnen hat Japan. 21 % nach 7 % einen Monat zuvor sind nun in dem fernöstlichen Land übergewichtet. Der Anteil der in den USA übergewichteten Fonds erhöhte sich von 6 % auf 10 %. In Großbritannien sind 4 % untergewichtet. Das ist nach Angaben von Bank of America Merrill Lynch der dritte Monat in Folge, in dem das Land untergewichtet wird, und der niedrigste Wert seit dem Juni 2013.Unter den Währungen wird der Dollar favorisiert. Per saldo 79 % der Fonds glauben, dass sich die Währung in den kommenden zwölf Monaten befestigten wird. Das ist einer der höchsten Werte der zurückliegenden 15 Jahre.Der Euroraum ist nach wie vor die am stärksten favorisierte Anlageregion. Der Anteil der in der Region übergewichteten Fonds stieg auf 43 %. Allerdings scheint der Zuspruch für Europa nachzulassen. Der Anteil der Befragten, die die Region in den kommenden zwölf Monaten übergewichten wollen, sank von 28 % auf 21 %, nachdem er sich im Februar noch auf 40 % belaufen hatte. Zudem halten nun per saldo 6 % die Region für überbewertet, was der höchste Wert seit dem Jahr 2000 ist. EZB-Anleihekäufe erwartetNach der Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) vom 5. Juni hat sich der Anteil derer, die mit einem Quantitative Easing, d.h. Anleihekäufen der Währungshüter rechnen, deutlich erhöht. Per saldo 66 % nach im Vormonat 56 % rechnen nun damit, dass die Notenbank irgendwann zu dieser Maßnahme greifen wird. Eine erneute Ankurbelungsmaßnahme der EZB gilt nun als die Hauptantriebskraft für das Wirtschaftswachstum der Region, gefolgt von einer Beschleunigung des weltweiten Wachstums, Rekapitalisierungen von Banken und einer Erholung des inländischen Konsums.Die Fondsgesellschaften setzen in Europa vor allem auf zyklische Sektoren. Die meisten europäischen zyklischen Sektoren verzeichneten im Juni einen prozentual zweistelligen Anstieg in der Allokation. Dagegen wird nun kein einziger defensiver Sektor mehr übergewichtet. Ganz unten in der Gunst der Fondsmanager stehen darüber hinaus die spätzyklischen Branchen.