Umfrage

Fondsmanager extrem optimistisch

International tätige Portfoliomanager sind derzeit sehr optimistisch. Sie rechnen mit mehr Wirtschaftswachstum und höheren Unternehmensgewinnen, aber auch einer stärkeren Geldentwertung. Gemäß der Fondsmanagerumfrage von Bank of America werden derzeit mehr Risiken eingegangen als gewöhnlich.

Fondsmanager extrem optimistisch

ku Frankfurt

Einen ausgeprägten Konjunkturoptimismus zeigen derzeit international tätige Fondsmanager. Wie der jüngsten monatlichen Umfrage von Bank of America zu entnehmen ist, sagt eine Mehrzahl von netto 48% der Befragten (Ja-Stimmen minus Nein-Voten), sie rechneten mit einer V-förmigen weltweiten Konjunkturerholung. Im Mai 2020, auf dem Tiefpunkt der Coronakrise, hielten dies nur 10% der Befragten für wahrscheinlich. Dementsprechend rechnen jetzt netto 91% der Investoren mit einer zukünftig besseren Konjunktur. Eine derart optimistische Einschätzung habe es bislang noch nie gegeben, merkt Bank of America an. Befragt wurden diesmal 220 Teilnehmer, die insgesamt 630 Mrd. Dollar unter Management haben.

Anstieg der Investitionen

Entsprechend den Konjunkturaussichten hat auch die Erwartung eines Wachstums der Unternehmensgewinne über die kommenden zwölf Monate mit netto 89% ein noch niemals gesehenes Niveau erreicht. Die Fondsmanager ziehen daraus den Schluss, von den Unternehmen höhere Investitionen zu fordern. Dies verlangen jetzt 52% der Befragten. Eine Verbesserung der Bilanzrelationen der Unternehmen steht lediglich noch für 30% der Teilnehmer im Mittelpunkt.

Steile Zinskurve im Blick

Eine breite Mehrheit von netto 66% der Befragten rechnet mit einer Versteilerung der Zinsstrukturkurve, das sind allerdings 16 Prozentpunkte weniger als noch vor einem Monat. Der Grund dafür liegt darin, dass die Zahl derjenigen Fondsmanager, die mit höheren Zinsen am kurzen Ende rechnen, gestiegen ist. Dies sind nun netto 49%, 16 Prozentpunkte mehr als vor Monatsfrist. Ein Rekordniveau erreicht hat der Anteil der Teilnehmer, die mit einer steigenden Geldentwertung in den kommenden zwölf Monaten rechnen. Davon gehen nun 93% aus. 53% halten jetzt ein Szenario aus höherem Wachstum und mehr Inflation für wahrscheinlich. Nur noch 29% gehen davon aus, dass die kommenden Monate von höherem Wachstum, aber einer weiterhin niedrigen Inflation gekennzeichnet sein werden.

Zum ausgeprägten Konjunkturoptimismus passt auch der vergleichsweise niedrige Cash-Anteil an den Portfolien von 4%. Eine Mehrzahl von netto 20% der Teilnehmer gibt an, derzeit höhere Risiken als gewöhnlich eingehen zu wollen. Dies sind allerdings 5 Prozentpunkte weniger als im vergangenen Monat, als sich in dieser Hinsicht ein Allzeithoch ergeben hatte. Nur eine kleine Minderheit von 15% der Teilnehmer ist der Auffassung, am amerikanischen Aktienmarkt herrsche derzeit eine Bubble vor. 55% qualifizieren die derzeitige Situation als einen Bullenmarkt in einem späten Stadium, während ein Viertel der Teilnehmer glaubt, es handele sich um das frühe Stadium eines Bullenmarktes. Auf die Frage, welches Renditeniveau zehnjähriger US-Treasuries eine Korrektur am Aktienmarkt auslösen könnte, wird am häufigsten geantwortet, dies sei bei 2% der Fall. Aktuell liegt die Rendite der US-Staatsanleihen bei 1,6%, also noch deutlich unter einem solchen Niveau. Nach Einschätzung der Fondsmanager werden US-Staatsanleihen erst bei einer Rendite von 2,5% attraktiver als Aktien. Die Teilnehmer der Umfrage gehen davon aus, dass es nicht vor dem ersten Halbjahr 2023 zu einer ersten Zinsanhebung durch die amerikanische Notenbank Federal Reserve kommen wird.

Zyklischer Aufschwung

Die gegenwärtige Positionierung der Investoren entspricht nach Einschätzung der Analysten der Bank of America einer typischen Aufstellung für zyklische Aufschwungphasen. Bevorzugt werden Rohstoffe, Industriewerte, Banken, Grundstofftitel, gehobener Konsum und Emerging Markets. Gemieden werden hingegen ein hoher Cash-Anteil, Anleihen, Versorger, Aktien aus dem Bereich des täglichen Bedarfs, Technologie, Immobilien und Healthcare. Aktuell stärker betont als bisher werden Sektoren wie Versicherer, Banken und Energie, während die Abneigung gegen Technologiewerte sehr stark zugenommen hat. Nur noch netto 8% der Investoren geben an, in Technologiewerten übergewichtet zu sein. So negativ war die Einstellung gegenüber diesem Sektor zuletzt im November 2008. Dementsprechend sind Long-Positionen auf Technologietitel, mit denen auf fallende Kurse in diesem Bereich gesetzt wird, diejenige Positionierung, in der sich die meisten Anleger drängeln.

Aktien übergewichtet

Fast Rekordniveau erreicht hat der Anteil der Investoren, die Aktien gegenüber Anleihen übergewichten. Stark den Aktien zugewandt hat sich auch das sogenannte „Smart Money“: Hedgefonds sind anteilsmäßig so sehr in Aktien engagiert wie zuletzt im Juni 2020. Sehr positiv gesehen werden auch Rohstoffe. Netto 28% der Fondsmanager geben an, bei diesen Anlagen übergewichtet zu sein. Dies stellt einen neuen Rekord da. Ähnlich optimistisch waren die Investoren zuletzt im Februar 2011.

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