DEVISENWOCHE

Fulminanter Jahresstart

Von Grit Beecken, Frankfurt Börsen-Zeitung, 7.1.2014 Am ersten Handelstag des neuen Jahres hat der Greenback prompt gezeigt, welche Währung unter den Hauptvaluten künftig die Nase vorn haben wird: nämlich er selbst. Zum Auftakt stieß er erst einmal...

Fulminanter Jahresstart

Von Grit Beecken, FrankfurtAm ersten Handelstag des neuen Jahres hat der Greenback prompt gezeigt, welche Währung unter den Hauptvaluten künftig die Nase vorn haben wird: nämlich er selbst. Zum Auftakt stieß er erst einmal den Euro von der 1,37er-Marke. “Mit den guten Vorsätzen des Euro für 2014 ist es wohl schon vorbei”, sagt Dorothea Huttanus, Devisenstrategin der DZ Bank.Grund für die Stärke ist zum einen, dass es nun endlich losgeht mit dem Tapering – und vor allem, dass es wohl schnell weitergehen dürfte. Letzteres ist derzeit zumindest die vorherrschende Markterwartung. Zwar stehen in dieser Woche wieder die anscheinend allentscheidenden US-Arbeitsmarktdaten an, von denen die Notenbank Federal Reserve (Fed) ihre geldpolitischen Entscheidungen abhängig gemacht hat.Am 28. und 29. Januar tagt der Offenmarktausschuss erneut und könnte dann eine weitere Reduktion der monatlichen Anleihenkäufe beschließen. Marktbeobachter erwarten, dass die Arbeitslosenquote im Dezember auf 6,9 % gesunken ist. Zudem hat der scheidende Fed-Chef Ben Bernanke bereits seinen Optimismus für die US-Wirtschaft zum Ausdruck gebracht, als er Mitte Dezember den Beginn der Drosselung bekannt gab. Optimistische InvestorenIn der vergangenen Woche sorgte eine Reihe starker Konjunkturdaten schon einmal für Optimismus, dass es der US-Wirtschaft weiterhin gut ergehen wird – und vor allem, dass die Währungshüter der Fed das auch so sehen werden.Allerdings gibt es nach wie vor widersprüchliche Signale von der Datenfront. So ist der ISM-Einkaufsmanagerindex im Dezember eigentlich gefallen – von 57,3 auf 57. Allerdings boten einige Unterindizes positive Überraschungen: Der Indikator für neue Aufträge kletterte von 63,6 auf 64,2, bei der Beschäftigung war es ein Anstieg von 56,5 auf 56,9.”Das liest sich unbezweifelbar gut und verheißt Gutes für das Bruttoinlandsprodukt des vierten Quartals”, sagt Kathleen Brooks, Researchchefin bei Forex.com, mit Blick auf die jüngsten Daten, die am Donnerstag publiziert wurden. “Allerdings sind die Aktienkurse gleichzeitig gefallen, und es bestand eine generelle Risikoaversion.” Das deute darauf hin, dass der Dollar eher als sicherer Hafen gekauft worden sei und die Kursanstiege eher auf ein ängstliches Investmentklima zurückzuführen seien als auf die Aussicht auf eine straffere Geldpolitik. Negative KorrelationIn den vergangenen drei Monaten wies der Dollar-Index eine negative Korrelation zum S & P 500 auf. Wenn der Aktienindex also weiter zulegt und die Korrelation bestehen bleibt, könnte der Greenback seine jüngsten Zugewinne bald wieder abgeben.Es gibt aber weitere Gründe, die eher für einen schwachen Dollar und einen starken Euro sprechen. Schließlich wächst nicht nur die US-Wirtschaft, auch in der Eurozone legt das Bruttoinlandsprodukt zu. Nachdem der Euroraum sechs Quartale in Folge geschrumpft war, kehrte das Wachstum 2013 wieder zurück. Das Bruttoinlandsprodukt stieg in den Quartalen bis Ende Juni und Ende September um 0,1 % und 0,3 %.Zudem schiebt das weltweite Wachstum schiebt die Nachfrage nach europäischen Produkten an. Darauf verwies Marc Chandler, leitender Währungsstratege bei Brown Brothers Harriman & Co., jüngst im Gespräch mit Bloomberg.Länder wie Spanien und Italien, deren Fremdkapitalkosten auf 15-Jahres-Hochs geklettert waren und deren Wirtschaftswachstum durch massive Sparmaßnahmen stark belastet wurde, erholen sich langsam – und das honorieren auch die Investoren. “Viele Investoren, die in Europa untergewichtet waren, kaufen Euros, um damit italienische, spanische und andere europäische Peripherie-Anleihen zu erwerben”, berichtet der Marktexperte. Stärke erwartetDas Gros der Marktteilnehmer rechnet aber mit einem starken Dollar und einem schwachen Euro. In einer Umfrage der Commerzbank unter deutschen Unternehmen prognostizieren 70 % auf Jahressicht eine Abwertung der Gemeinschaftswährung gegenüber dem Dollar – der größte Teil von ihnen rechnet schon im ersten Halbjahr mit deutlichen Kursverlusten.Auch Analysten sind skeptisch. So erwartet Credit Suisse 2014 einen Rückgang des Euro-Kurses um 10 % auf 1,24 Dollar, verglichen mit 1,3743 Dollar Ende des vergangenen Jahres. Das ist niedriger als die Median-Schätzung von 1,28 Dollar aus einer Bloomberg-Umfrage unter 40 Analysten. Zur Orientierung: Die Gemeinschaftswährung ist seit 2005 nicht mehr um 10 % gesunken.