GAM: Japans Aktien sind attraktiv
Ein Übergangsjahr mit verlangsamtem Gewinnwachstum hat die japanischen Aktienmärkte unter Druck gesetzt. Fundamentale Gründe sprechen nach Ansicht des Vermögensverwalters GAM jedoch für langfristiges Gewinnwachstum von rund 8 % jährlich. Die globale Konjunktur, neue Geschäftschancen und effizientere Arbeitsabläufe wirken laut GAM unterstützend.kjo Frankfurt – Investoren am japanischen Aktienmarkt sehen sich nach Einschätzung der Investmentexperten des Vermögensverwalters GAM mit einem Übergangsjahr konfrontiert: Das Gewinnwachstum verlangsame sich, hohe Basiseffekte würden diesen Eindruck verstärken. Folglich seien die Märkte unter Druck geraten oder seien auf der Stelle getreten. Small Caps hätten sich besser entwickelt als ihre größeren Pendants. Im Hinblick auf die Anlagestile hätten Wachstumsaktien erheblich besser abgeschnitten als Substanzwerte, und defensive Bereiche wie Versorger, das Gesundheitswesen und Basiskonsumgüter übertrumpften zyklischere Segmente wie Rohstoffe, Finanzen, Energie und IT. Stabile KGV”Anleger sollten jedoch aus fundamentalen Gründen eine Anlage in Japan in Erwägung ziehen”, sagt Ernst Glanzmann, Portfoliomanager für japanische Aktien bei GAM. So sei der Reingewinn aller Komponenten im Datastream Total Market Japan Index – einem Äquivalent zum Topix-Index – in den vergangenen 15 Jahren in Dollar umgerechnet jährlich um 11 % gestiegen. Bei den Komponenten des Total Market Global Index sei er hingegen mit 6 % nur halb so schnell gewachsen. “Interessanterweise stieg der Japan Index jedoch pro Jahr nur um 5,6 %, während der Global Index um 7,2 % zulegte, was mehr oder weniger dem Gewinnwachstum entsprach. Infolgedessen erscheinen japanische Aktien heute wesentlich attraktiver bewertet, nachdem die Kurs-Gewinn-Verhältnisse ein Jahrzehnt lang gefallen sind und sich anschließend in den vorigen fünf Jahren stabilisiert haben”, sagt Glanzmann. Der Experte schätzt zudem, dass börsennotierte Unternehmen auf absehbare Zeit ein langfristiges Gewinnwachstum von rund 8 % pro Jahr halten könnten. “Dafür sprechen das solide globale Wachstum, fortlaufende neue Geschäftschancen, die sich aus der künstlichen Intelligenz und dem Internet der Dinge ergeben, und effizientere Arbeitsabläufe”, so Glanzmann. Das knappe Angebot an Arbeitskräften und die voranschreitende Reform des Arbeitsstils dürften sowohl Investitionsausgaben anregen als auch die Löhne und den Konsum unterstützen, so die Einschätzung des Experten. “Aufgrund der Richtlinien für die Kapitalverwendung dürften auch zunehmend liquide Mittel an die Aktionäre zurückgeführt werden. Ein konkreterer Corporate-Governance-Kodex, sehr prominente Aktionärsvertretungen und eine wachsende Zahl aktivistischer Aktionäre halten den Druck auf die Unternehmen aufrecht, mehr Kapital an ihre Investoren zurückzuführen.” Dem allgemeinen Unbehagen über die populistische Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump sieht Glanzmann gelassener entgegen: “Zwar halten wir Engagements in einigen Aktien, die von Trump beeinflusst werden könnten, jedoch nehmen wir im Hinblick auf Zölle und Handelsbeschränkungen, die vor allem den japanischen Automobilsektor belasten könnten, eine abwartende Haltung ein”, so Glanzmann. Gewinnwachstum im BlickVor allem Unternehmen, die ihre Gewinne wiederholt mit einem soliden Tempo steigern können, sind für Glanzmann interessant. Bewertungsfallen vermeidet er, indem er sein Augenmerk vor allem auf die langfristige Gewinnwachstumsrate lenkt. “Bewertungen sind oft von Furcht und Gier bestimmt – zwei starke Emotionen am Aktienmarkt. Sie werden unter anderem von Intuition, Instinkt und Herdenverhalten angetrieben”, erklärt er. Das gleiche Gewinnwachstum könne so an einem Zeitpunkt eine hohe Bewertung haben und an einem anderen eine niedrige. Dies zu beachten sei vor allem bei langfristigen Positionen wichtig. “Bei einem teuren Kauf können künftige Renditen durch eine emotionale Achterbahnfahrt stark belastet werden. Die langfristige Wachstumsrate der Gewinne eines Unternehmens jedoch kann den Anstieg des Aktienkurses in vielen Fällen ausgleichen”, so Glanzmann. Disziplin gilt als wichtigVier maßgebliche Kriterien ermöglichen es dem Experten zufolge, solide Geschäftsmodelle zu verstehen. Erstens müsse ein Unternehmen eine durchschnittliche Eigenkapitalrendite von mindestens 10 % aufweisen, zweitens eine niedrige Fremdkapitalquote, drittens ein durchschnittliches Umsatz- und Reingewinnwachstum von mindestens 5 % und nicht zuletzt eine geringe Kapitalintensität. “Disziplin ist beim Aufbau einer Position ebenfalls wichtig”, betont Glanzmann. “Wir kaufen nur mit einem Abschlag von 30 % zu dem fairen Wert, den wir bei unserer Analyse ermittelt haben. Insgesamt ist Geduld nötig, um über eine lange Haltezeit hinweg voll von den Kumulationseffekten aus dem nachhaltigen, überlegenen Gewinnwachstum ausgewählter Unternehmen zu profitieren”, sagt Glanzmann.