Gelassene Reaktion auf Hin und Her im Hellas-Streit

Leitindex der Athener Börse legt um 1,1 Prozent zu - Euro sinkt unter die Marke von 1,14 Dollar

Gelassene Reaktion auf Hin und Her im Hellas-Streit

kjo Frankfurt – Das anhaltende Hin und Her im griechischen Schuldenstreit hat an den europäischen Finanzmärkten gestern für ein wenig Verwirrung gesorgt. Allerdings kam es nicht zu extremen Kursbewegungen. Die Anleger verfolgten die Entwicklungen, blieben dabei aber zurückhaltend, so dass es nicht zu enormen Volatilitäten kam.Am Vormittag sorgte die Nachricht über den Antrag Griechenlands auf eine Verlängerung des Hilfsprogramms noch für eine positivere Grundstimmung an den Märkten. Die griechischen Aktienmärkte lagen deutlicher im Plus. Auch der Dax und der MDax wiesen positive Vorzeichen aus. Der Dax kletterte sogar auf das Rekordhoch von 11 022 Zählern. Der Euro lag über der Marke von 1,14 Dollar und war damit ebenfalls leicht im Gewinn.Zur Mittagszeit setzte dann die Kurswende ein. Griechenland bat seine Europartner um eine Verlängerung der Auszahlungen des Euro-Rettungsschirms EFSF (European Financial Stability Facility) um sechs Monate. Medienberichten zufolge hieß es in den Schreiben, dass die Regierung unter Premierminister Alexis Tsipras das umstrittene Reformprogramm zu einem erfolgreichen Abschluss bringen wolle, dabei aber möglichst flexibel vorgehen wolle. Der Überwachung durch die Troika aus Europäischer Union, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) stimmten die Griechen zu. Klares Bekenntnis gefordertDer Bundesregierung reichte das aber nicht. “Der Brief aus Athen ist kein substanzieller Lösungsvorschlag. In Wahrheit zielt er auf eine Brückenfinanzierung, ohne die Anforderungen des Hilfsprogramms zu erfüllen”, sagte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums. Die Euro-Finanzminister hatten von Griechenland unter anderem ein klares Bekenntnis gefordert, verabredete Reformen nicht zurückzudrehen. Am heutigen Freitag wollen die Finanzminister der Eurozone in einer weiteren Sondersitzung über den Antrag beraten.”Die Lage ist sehr schwer zu beurteilen”, sagte Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen zu der Nachrichtenagentur Reuters. “Der Brief der griechischen Regierung war eigentlich ein positives Signal, die Äußerungen klangen ziemlich kompromissbereit. Dass Deutschland den Antrag auf Verlängerung der Milliardenhilfen nun ablehnt, schafft wieder größere Unsicherheit.” Dennoch sei eine Einigung bei dem Eurogruppen-Treffen am Freitag noch immer möglich. Die Abweisung des griechischen Antrags auf Fristverlängerung ließ den Dax erstmal wieder unter 11 000 Zähler fallen. Für kurze Zeit suchten die Anleger wieder die sicheren Häfen der Bundesanleihen auf. Der Bund-Future mit März-Fälligkeit kletterte bis auf das Tageshoch von 158,88 %. Der Euro rutschte ab. Das Tagestief wurde mit 1,1356 Dollar gesehen. Auch die griechischen Aktien grenzten nach Bekanntwerden der Nachricht ihre Gewinne ein. Finanzwerte im PlusStärker in der Gewinnzone blieben dagegen die griechischen Finanzwerte. Sie profitierten von der Aufstockung des Spielraums für die griechische Notenbank, mit der sie den heimischen Geldhäusern weiter mit Notfallkrediten unter die Arme greifen kann. Erleichtert reagierten die Investoren aber auch auf die Nachricht, dass die EZB nicht über die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen diskutiert hatte. Wegen des Schuldenstreits räumen derzeit viele Griechen ihre Konten leer und bringen damit die Geldhäuser in die Bredouille.Am Nachmittag verlief der Handel an den Märkten dann weitgehend in ruhigen Bahnen. Die Anleger blieben in der Defensive. Die griechische Regierung erklärte am Nachmittag, dass sie ihren Antrag auf eine Verlängerung der Kredithilfen nicht mehr nachbessern will. Ein Regierungssprecher sagte in Athen, die Euro-Finanzminister hätten nur die Optionen, dem griechischen Vorschlag zuzustimmen oder diesen abzulehnen. Die Entscheidung der Eurogruppe werde offenbaren, wer eine Lösung wolle und wer nicht. Der Dax schloss mit 11 002 Zählern (+ 0,4 %) erstmals über 11 000 Punkten. Der Euro war abends bei 1,1389 Dollar (-0,1 %). Der Athener Leitindex schloss mit einem Plus von 1,1 %. Die zehnjährige griechische Staatsanleihe rentierte mit 10,03 % nach 9,99 % am Vortag. Abends lag der Euro bei 1,1390 Dollar.