Gesichtswahrende Maßnahme stützt Aktien in Schanghai

Analysten: Nach Weltkriegsparade droht Schwäche

Gesichtswahrende Maßnahme stützt Aktien in Schanghai

sts Frankfurt – Die chinesischen Behörden haben zum Wochenschluss mit neuer Liquidität die Aktienmärkte des Landes weiter beruhigt. Der Leitindex Shanghai Composite stieg den zweiten Tag in Folge und beendete am Freitag den Handel 4,8 % höher bei 3 232 Zählern. Für die abgelaufene Handelswoche steht dennoch ein Minus von knapp 8 % zu Buche. Zugleich wertete der Yuan auf, der Dollar gab im offiziellen Handel um 0,2 % auf 6,3906 Yuan nach.Analysten sind jedoch skeptisch, dass die Erholung lange anhalten wird. Schon bald nach den Feierlichkeiten in Peking zum Ende des Zweiten Weltkrieges könnte die Unterstützung für die Märkte nachlassen. Die Feierlichkeiten sind für Donnerstag und Freitag kommender Woche geplant. Unter anderem soll eine große Militärparade die gewachsene Bedeutung der Volksrepublik unterstreichen. Bis dahin möchte die Regierung Ruhe an den Märkten haben, meldet die Nachrichtenagentur Bloomberg und bezieht sich auf mit der Sache vertraute Personen. “China möchte sein Gesicht wahren, während die Parade näher rückt”, zitierte Bloomberg Daniel Chan, Analyst bei Brilliant and Bright Investment in Hongkong. Auch Bank of America bezeichnete die Erholung als kurzlebig. Auf Dauer werde es für die Regierung einfach zu teuer werden, die Märkte weiter zu stützen, zumal die Devisenreserven schrumpfen.Aktuell setzt Peking jedoch auf die Beruhigung der Anleger – schließlich haben inzwischen rund 90 Millionen Chinesen ein Wertpapierdepot. Ihre Zahl ist damit größer als die der Mitglieder der Kommunistischen Partei. Am Freitag stellte nach Veröffentlichung schwacher Konjunkturdaten – die Gewinne chinesischer Firmen sanken im Juli – die People’s Bank of China dem Interbanken-Geldmarkt über kurzfristige Liquiditätsgeschäfte umgerechnet 8,3 Mrd. Euro zur Verfügung. Die Mittel stehen genau eine Woche und damit bis zum Ende der Feiern zur Verfügung. Es war die zweite derartige Geldspritze innerhalb weniger Tage. Am Mittwoch flossen bereits umgerechnet fast 19 Mrd. Euro in den Markt.Rückenwind erhielt der Aktienmarkt auch von der Aussicht auf Käufe durch Pensionsfonds. Nach Regierungsangaben sollen sie umgerechnet 275 Mrd. Euro in Aktien und andere Wertanlagen investieren. Von Kommunen verwaltete Pensionsfonds können künftig 30 % ihres Nettovermögens in Aktien, Aktienfonds und Mischfonds investieren. Bislang waren sie auf Staatsanleihen und Bankeinlagen beschränkt.Analysten betrachten den chinesischen Aktienmarkt trotz der jüngsten Korrektur immer noch als überbewertet. Damit er wieder attraktiv werde, müsse er um weitere 35 % fallen, sagte Aktienstratege David Cui von Bank of America in Singapur. Der Shanghai Composite hat aktuell auf Basis berichteter Gewinne ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 51 im Vergleich zu 19 im S & P 500.