Aktienmarkt

Gewinnqualität wird entscheidend

Da die Befürchtungen einer strukturell höheren Inflation schwinden und die Renditen von Staatsanleihen auf Sicht nicht mehr steigen, dürften sich Marktteilnehmer an den Aktienmärkten wieder stärker für Aktien mit hoher Gewinnqualität – Quality...

Gewinnqualität wird entscheidend

kjo Frankfurt

Da die Befürchtungen einer strukturell höheren Inflation schwinden und die Renditen von Staatsanleihen auf Sicht nicht mehr steigen, dürften sich Marktteilnehmer an den Aktienmärkten wieder stärker für Aktien mit hoher Gewinnqualität – Quality Growth – interessieren und damit die Rally bei Substanzwerten, d.h. Value-Titeln, ablösen. Diese Prognose gibt die Schweizer Privatbank Union Bancaire Privée (UBP) ab. „Wenn wir die Höchststände bei Inflation, BIP- und Gewinnwachstum hinter uns lassen, wird sich die Sektorrotation wahrscheinlich weiter umkehren und Gewinnqualität das entscheidende Kriterium für Aktieninvestoren sein“, sagt Martin Moeller, Co-Head für globale und Schweizer Aktien bei UBP.

Für ihn zeigt sich bereits jetzt, dass Verbraucher, Unternehmen und Anleger nach der Pandemie eine neue und bessere Normalität anstreben. Die Änderung der Gewohnheiten mit einer erhöhten Aufmerksamkeit für Nachhaltigkeitsfaktoren, insbesondere das Klima, bleibe für 2021 und darüber hinaus prägend. Da sich der Konjunkturzyklus in vielen Teilen der Welt dem Ende zuneige, sollten sich die Anleger verstärkt auf Aktien mit hoher Ertragsqualität konzentrieren. „Diese Aktien dürften sich wahrscheinlich auch besser entwickeln, wenn die erwartete Ankündigung des Tapering durch die Fed wie im Jahr 2013 zu einem Anstieg der Volatilität führt“, so Moellers Einschätzung.

Zusammen mit seinem Team investiert Moeller in ein konzentriertes Portfolio aus 30 global führenden Unternehmen. Um ins Portfolio aufgenommen zu werden, müssen die Unternehmen ein herausragendes und nachhaltiges Wertschöpfungsprofil aufweisen. „Bei unserem aktiven Managementansatz bevorzugen wir Aktien, die von langfristigen strukturellen Trends profitieren. Wir achten aber darauf, dass das Portfolio über verschiedene Investmentthemen diversifiziert ist“, sagt der Experte.

Amazon ist mit dabei

In seiner Auswahl finden sich ausschließlich Aktien mit hoher Marktkapitalisierung, darunter die US-Technologieriesen Alphabet, Amazon und Microsoft sowie der französische Luxusgüterkonzern LVMH. Das Portfolio komme ohne Titel aus den Entwicklungsländern und Japan aus, wo die Cash-flow-Renditen eher unterdurchschnittlich ausfallen würden. Moeller erläutert, dass Schweizer Aktien im Vergleich zum MSCI World AC seit langem im Portfolio deutlich übergewichtet sind und das aus einem guten Grund: „Schweizer Unternehmen sind in der Regel auf globaler Ebene tätig und müssen sich wegen des starken Schweizer Franken einem äußerst hohen internationalen Wettbewerbsdruck aussetzen. Das sorgt für höheren Innovations- und Effizienzdruck“, sagt er. Beispiele seien die auf alternative Anlagen spezialisierte Partners Group oder das auf Lösungen für die Baubranche spezialisierte Chemieunternehmen Sika.

Der schweizerische und der US-Aktienmarkt weisen laut Moeller international die höchsten Cash-flow-Renditen auf. Schweizer Aktien erfüllten eindeutig das Kriterium einer hohen Gewinnqualität, wie die bemerkenswerte Stabilität ihrer Eigenkapitalrendite im vorigen Jahr zeige. Im Vergleich zu globalen Aktien seien sie auch nicht teuer. Auf Sektorbasis hatten Moeller zufolge über das vorige Jahrzehnt Informationstechnologie, Gesundheitssektor und Hersteller von Basiskonsumgütern die höchste Wertschöpfung über Kapitalkosten, während Versorger, Energie und Immobilien auf den hinteren Rängen landeten.