Gold nimmt Kurs auf 2 000 Dollar

Edelmetall klettert auf Allzeithoch von rund 1 945 Dollar - Auch Silber verteuert sich stark

Gold nimmt Kurs auf 2 000 Dollar

Der Goldpreis ist am Montag auf ein Rekordhoch von rund 1 945 Dollar je Feinunze geklettert. Er dürfte in den nächsten Tagen die Marke von 2 000 Dollar testen. Getrieben werden die Edelmetallpreise von Krisen- und Inflationssorgen, den geopolitischen Spannungen und einem nachlassenden Vertrauen in den Dollar.ku Frankfurt – Der Goldpreis hat zum Wochenauftakt mit 1 944,73 Dollar je Feinunze ein Allzeithoch markiert. Bereits in der Nacht von Freitag auf Samstag hatte er sein altes Allzeithoch aus dem Jahr 2011 von 1 920,75 Dollar übertroffen. Viele Analysten gehen davon aus, dass sich die Rally fortsetzt. Auch andere Edelmetalle, vor allem Silber, legten zum Teil deutlich zu. So kletterte Silber um bis zu 8 % auf 24,57 Dollar je Feinunze, damit auf den höchsten Stand seit August 2013. Am Abend war Gold dann für 1 934,75 Dollar zu haben, immer noch ein deutlicher Anstieg von 1,8 % gegenüber der vorherigen Sitzung. Silber notierte mit 24,20 Dollar, ein kräftiges Plus von 6,4 %. Binnen eines Jahres hat sich Gold um 36 % verteuert. Silber kommt im gleichen Zeitraum sogar auf einen Preisanstieg von 47 %.Ein Allzeithoch hat auch der in Euro gerechnete Goldpreis erreicht. Er kletterte am Montag bis auf 1 653,65 Euro je Feinunze. In der Gemeinschaftswährung gerechnet hat sich das Edelmetall binnen eines Jahres um 29 % verteuert.Händler und Analysten machen eine Vielzahl von Faktoren für den Anstieg des Goldpreises verantwortlich. So wird auf die Rolle von Gold als Wertaufbewahrungsmittel in Krisenzeiten verwiesen. Die Corona-Pandemie breitet sich immer weiter aus. In einer Vielzahl bedeutender Länder wie USA, Brasilien und Indien scheint die Situation vollständig außer Kontrolle geraten zu sein. In Europa scheint derweil die zweite Welle zu beginnen, die wieder umfangreiche Lockdown-Maßnahmen erforderlich machen könnte. Zu erwarten ist, dass die realwirtschaftlichen Folgen der Krise, die bereits jetzt als die schwerste seit dem Zweiten Weltkrieg gilt, immer stärker werden, was immer neue Hilfspakete der Regierungen und Notenbanken nach sich ziehen könnte. InflationsgefahrenDiese treiben nicht nur die Verschuldung der Staaten in immer größere Höhen, sondern sie könnten – davon sind zumindest viele Anleger überzeugt – im Falle einer vielleicht doch noch zu erwartenden V-förmigen Erholung die Inflation stark anheizen. Gold gilt als ein klassisches Anlageobjekt für Zeiten hoher Geldentwertung.Als wichtiger Faktor werden auch die immer weiter ausufernden Spannungen zwischen den USA und China genannt, die mittlerweile sogar einen Krieg der beiden Großmächte nicht mehr als sehr unwahrscheinlich erscheinen lassen. Außerdem könnten Maßnahmen wie eine von Washington erzwungene Abkopplung Chinas vom amerikanisch dominierten Weltfinanzsystem eine neue Finanzkrise auslösen.Die Analysten der schweizerischen Großbank UBS sind zwar auch der Meinung, dass der Goldpreis von den zunehmenden geopolitischen Spannungen angetrieben wird. Die wichtigsten Faktoren seien allerdings derzeit die negative Korrelation von Gold zu den Realzinsen und die zum Dollar. In den USA seien die Realzinsen auf – 0,9 % gefallen, dies sei der niedrigste Stand seit 2012. Die Anleger erwarteten, dass die amerikanische Notenbank Federal Reserve die Zinsen noch für sehr lange niedrig hält, um die ökonomische Erholung zu alimentieren. Hinzu komme ein begrenztes Wachstum des Angebots an dem Edelmetall, da die Minenkonzerne ihre Investitionen derzeit begrenzten. Die Experten der UBS erwarten, dass der Anstieg des Goldpreises noch weitergeht und dass in Kürze die Marke von 2 000 Dollar erreicht werden könnte.Davon geht auch Carsten Fritsch von der Commerzbank aus: “Die derzeitige Dynamik spricht für eine Fortsetzung der Rally. Gold könnte daher schon in den nächsten Tagen die Marke von 2 000 Dollar in Angriff nehmen, ehe Gewinnmitnahmen einsetzen”, erwartet er. Das Tempo des Anstiegs mahne allerdings zur Vorsicht. Kaum spekulativ getriebenGegen eine scharfe Korrektur spreche aber, dass der Preisanstieg bei Gold kaum spekulativ getrieben sei. Die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger seien in der vergangenen Berichtswoche nur leicht gestiegen und lägen nach wie vor deutlich unter dem Niveau von Anfang März. Weniger Potenzial als Gold hat möglicherweise Silber. Hier hätten sich die Netto-Long-Positionen binnen sechs Wochen auf das höchste Niveau seit Februar verdoppelt, warnt Fritsch. Vertrauen in Dollar sinktVon einem Test der Marke von 2 000 Dollar bei Gold geht auch Hans-Günter Ritter, Leiter des Edelmetallhandels bei Heraeus, aus. Da die Zinsen auf absehbare Zeit niedrig blieben, bestehe weiter Raum für die Allokation von Gold in Investmentportfolios. Es gibt aber wohl noch einen weiteren Grund: die Dollarschwäche. Offenbar hat das Vertrauen der Anleger in den Greenback abgenommen. Der Dollar-Index, der die Stärke der US-Devise gegenüber den Währungen der sechs wichtigsten Handelspartner der USA misst, fiel auf das niedrigste Niveau seit September 2018. “Gold hat zu einem gewissen Grad die Rolle des US-Dollars eingenommen, der sonst in Krisen verstärkt gesucht wird”, erläutert Ritter.