Goldman erwartet Dollar-Schwäche

Strategiekonferenz - Bank hält Märkte für zu skeptisch - Moderate Aktienerträge prognostiziert

Goldman erwartet Dollar-Schwäche

Nach Meinung von Goldman Sachs sind die Finanzmärkte für die konjunkturellen Aussichten zu skeptisch eingestellt. Das US-Haus teilt auch nicht die Sorgen, dass eine unflexible Fed zu spät auf eine wirtschaftliche Abschwächung reagieren könnte. Für den Dollar prognostiziert es eine Abschwächung auf breiter Front.ck Frankfurt – Nach Meinung von Goldman Sachs sind die Finanzmärkte zu skeptisch eingestellt. Derzeit sei zu viel Pessimismus bezüglich der ökonomischen Aktivität eingepreist, sagte Zach Pandl, Co-Head of Global FX, auf der von dem Institut veranstalteten Global Strategy Conference 2019 in Frankfurt. Am US-Zinsmarkt sei eine relativ schwache Entwicklung von Wachstum und Inflation eingepreist. Goldman Sachs habe eine zuversichtlichere Einschätzung. Zudem preise der Markt geldpolitische Fehler der US-Zentralbank Fed ein. Goldman Sachs glaube dagegen, dass die Fed flexibel sein und bei einer sich abschwächenden wirtschaftlichen Aktivität reagieren. Sehr restriktive Fed eingepreistIn dieser Gemengelage ergäben sich Chancen. So biete sich eine Untergewichtung des fünfjährigen Treasuries an, weil der Markt derzeit eine sehr restriktive Fed einpreise. Bemerkenswerterweise preise er auch eine deutlich unter dem Ziel der Fed von 2,25 % liegende Inflation ein, so Pandl, der zu inflationsgebundenen Anleihen riet, vor allem solchen mit langer Laufzeit. In Europa habe es eine beeindruckende Zins-Rally gegeben. Goldman Sachs gehe im Basisszenario davon aus, dass die Europäische Zentralbank im vierten Quartal 2019 beginnen werde, den Einlagensatz anzuheben. Eingepreist (Eonia-Forward-Kurve) sei jedoch eine erste Anhebung erst im November 2020, gefolgt von einem zweiten Schritt im September 2021. Die Zinsen des Euroraums hätten nun ein sehr niedriges Niveau, so dass sich eine Untergewichtung von Bundesanleihen über das gesamte Laufzeitenspektrum anbiete. Für die US-Währung erwartet Pandl eine Schwäche auf breiter Front. “Der Dollar ist ein überbewertetes Asset.” Er sei um rund 10 % überbewertet. Allerdings weise er sei einigen Jahren eine Überbewertung von zwischen 10 und 15 % auf. Pandl glaubt jedoch, dass es nun einen Katalysator für einen Abbau der Überbewertung gibt. Deutliche Verlangsamung Die Zusammenwachstum des globalen Wachstums verändere sich. Nach dem Boom des Jahres 2018 und einem Wachstum von 3,1 % werde es im laufenden Jahr zu einer deutlichen Verlangsamung in den USA kommen, d. h., es finde eine Rotation des Wachstums weg von den USA hin zu anderen Regionen der Welt statt. Ein langsameres Wachstum gehe gewöhnlich mit einer Abwertung des Dollar einher. Goldman Sachs erwarte eine Abwertung auf breiter Front sowohl gegen Schwellenländer- als auch gegen G10-Währungen. Kurzfristig seien für den Euro 1,17 Dollar erreichbar, auf Sicht von sechs Monaten 1,20 Dollar.Der Chefvolkswirt der Bank, Jan Hatzius, trat den am Markt grassierenden Rezessionsbefürchtungen entgegen. Nachdem das globale Wachstum 2017 und 2018 mit 4 % über Trend gelegen habe, sei 2019 und 2020 eher mit einem Trendwachstum von 3,5 % zu rechnen. 2020 werde das Wachstum möglicherweise unter Trend liegen. In den USA werde es keine Rezession geben. Hatzius geht von einer Verlangsamung aus, u. a. weil die Trump-Impulse nachlassen. Selbst bei einem niedrigeren Wachstum werde der Beschäftigungsaufbau in den USA mit durchschnittlich 150 000 pro Monat über Trend liegen und die Arbeitslosenrate bis zum Jahresende von derzeit 3,9 % auf 3,4 % sinken. Es sei überraschend, dass die Zinsstrukturkurve und die Credit Spreads die Wahrscheinlichkeit einer Rezession mit rund 50 % veranschlagen. Goldman Sachs veranschlage sie für dieses Jahr mit weniger als 20 % und erwarte eher ein Soft Landing. Die Ungleichgewichte, die in der Vergangenheit in den USA zur Rezessionen geführt hätten, seien derzeit nicht vorhanden. So habe der Privatsektor zur Jahrtausendwende und vor der Finanzkrise jeweils ein finanzielles Defizit aufgewiesen. Derzeit weise er einen finanziellen Überschuss von 4 % des BIP auf. Vorübergehender KollapsAuch am Aktienmarkt ist Goldman Sachs zufolge zu viel Pessimismus eingepreist. Das Institut hält die Schwäche des zurückliegenden Jahres für einen vorübergehenden Kollaps der Kurse, der eine Erholung folgen wird, wie Peter Oppenheimer, Chief Global Equity Strategist, erklärte. Er begründete dies mit stark gesunkenen Bewertungen. Sie seien in einem Ausmaß wie in einem von einer Rezession begleiteten Bärenmarkt. Die Gewinne je Aktie, die letztlich für die Aktienmärkte relevant seien, sänken selten außerhalb von Rezessionen. Goldman Sachs erwarte aber keine Rezession und daher auch keinen Rückgang der Gewinne. Daher würden sich die Aktienmärkte erholen. Allerdings würden sie nur vergleichsweise moderate Erträge abwerfen.