Goldmarkt droht Nachfrageschock
ku Frankfurt – Dem internationalen Goldmarkt steht möglicherweise ein Schock bevor. In Indien gehen Gerüchte um, die Regierung unter Premierminister Narendra Modi könnte ein Importverbot für das Edelmetall erlassen. Dies ist insofern von großer Bedeutung, als Indien wegen seines enormen Schmuckbedarfs der größte physikalische Nachfrager von Gold ist. Einige Händler schließen nicht aus, dass der Goldpreis im Fall eines kompletten Einfuhrverbots um rund 200 Dollar auf etwa 1 000 Dollar je Feinunze fallen könnte.Ausgelöst hat die Sorgen die indische Goldhändler-und Juweliervereinigung Indian Bullion & Jewellers Association (IBJA). Diese hat ihre 2 500 Mitglieder in der Goldhandelsbranche per E-Mail auf diese Gefahr hingewiesen. “Wir hören von bestimmten Quellen von dieser Möglichkeit, wenngleich noch nichts Offizielles mitgeteilt worden ist”, schreibt die IBJA.Im dritten Quartal betrug die indische Nachfrage 194,8 Tonnen, davon entfielen 154,7 Tonnen auf die private Schmucknachfrage. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum, in dem insgesamt 271,2 Tonnen nachgefragt wurden, war dies bereits ein kräftiger Rückgang um 64 %. Bezogen auf die Gesamtnachfrage von 992,8 Tonnen kam Indien im dritten Quartal auf einen Anteil von 20 %. Vor einem Jahr betrug der Anteil sogar 25 %.Die Regierung Modi gilt derzeit als unberechenbar, nachdem sie vor rund zwei Wochen ohne jede Vorwarnung die Geldscheine über 500 und 1 000 Rupien mit einer nur minimalen Karenzzeit für ungültig erklärt hat. Auf diese beiden Geldscheinarten entfällt nicht weniger als 85 % des umlaufenden Bargeldvolumens. Eine ausreichende Bargeldversorgung ist für die indische Volkswirtschaft von existenzieller Bedeutung, da etwa 75 % des Bruttoinlandsproduktes mit bargeldbasierten Transaktionen erwirtschaftet wird. Da aber neue Geldscheine, die die alten ersetzen sollen, bei weitem nicht ausreichend verfügbar sind und da das indische Bankensystem durch die Maßnahme völlig überlastet ist, sind die wirtschaftlichen Aktivitäten in weiten Teilen des Landes zum Erliegen gekommen. Ökonomen rechnen daher mit einer ausgeprägten Rezession. Bereits dies könnte die Goldnachfrage in Indien stark unter Druck setzen. Trotz der verheerenden Auswirkungen und scharfer Kritik an der Regierung zeigt sich Modi unnachgiebig und hält an der Maßnahme fest.Begründet hatte er den Schritt mit der Bekämpfung von Schwarzgeld und Steuerhinterziehung. Da in Indien auch Gold genutzt wird, um Vermögen am Fiskus vorbeizuschleusen, würde ein Importverbot den Nachschub an dem Edelmetall stark schmälern und damit die Nutzung von Gold zum Zweck der Steuerhinterziehung erschweren. Nach Ansicht von Beobachtern wäre ein Importverbot von Gold daher der nächste logische Schritt im Feldzug Modis gegen die Parallelwirtschaft.Bislang hat der Goldpreis noch nicht auf diese Perspektive reagiert. Er ist zwar von mehr als 1 300 Dollar vor der Trump-Wahl auf am Mittwoch 1 191,37 Dollar je Feinunze gefallen, damit auf den niedrigsten Stand seit neun Monaten. Dies führen Händler jedoch auf die politische Unsicherheit nach dem Wahlsieg Trumps, die Perspektive einer steigenden Inflation sowie vor allem den momentan sehr starken Greenback zurück.Der Preis der Ölsorte Brent Crude hat am Mittwoch um 0,7 % auf 48,78 Dollar je Barrel nachgegeben. Händlern zufolge herrscht am Markt Nervosität, ob es der Opec doch noch gelingt, bis zum entscheidenden Ministertreffen am 30. November alle Mitglieder zur Zustimmung zu Förderkürzungen zu bewegen. Nachdem zum Wochenanfang Bewegung in die verhärteten Fronten gekommen war, gibt es nun keine Hinweise auf weitere Fortschritte. Nach einem Vorschlag Algeriens sollen alle Mitgliedsländer mit Ausnahme von Nigeria und Libyen ihre Fördermenge um 4 bis 4,5 % kürzen. Der Iran soll ausgehend von vier Mill. Barrel pro Tag (bpd) seine Produktion um 4,5 % zurücknehmen. Teheran hat deutlich gemacht, dass das Land aber nur eine Produktionskürzung in dieser Höhe ausgehend von einer Berechnungsgröße von 4,1 bis 4,2 Mill. bpd akzeptieren wird.