Goldnachfrage stürzt ab

ETF-Volumen steigt aber auf Rekord - Türkische Zentralbank verkauft kräftig

Goldnachfrage stürzt ab

Die Goldnachfrage ist im dritten Quartal auf ein Elfjahrestief eingebrochen. Dabei verhinderte die hohe Investmentnachfrage laut dem World Gold Council schwerere Abstürze. So erreichte das in Gold-ETFs gehaltene Volumen einen Rekordwert. Die türkische Zentralbank stößt indes in großem Stil Währungsreserven ab.xaw Frankfurt – Die globale Goldnachfrage ist im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 19 % auf 892 Tonnen eingebrochen. Dies stellt laut einem aktuellen Bericht der Lobbyorganisation World Gold Council (WGC) den niedrigsten vierteljährlichen Wert seit dem dritten Quartal 2009 dar. Die Nachfrage in den ersten zehn Monaten 2020 beläuft sich auf 2 972,1 Tonnen, dies sind 10 % weniger als im gleichen Zeitraum 2019.Grund seien die Folgen der Coronakrise: Die anhaltenden sozialen Einschränkungen in vielen Ländern, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Lockdowns und die dauerhaft hohen Goldpreise in zahlreichen Währungen waren eine zu große Last für viele Schmuckkäufer, sagt Louise Street, Lead-Analystin in der Market Intelligence des World Gold Council. Dieser Trend werde sich in absehbarer Zukunft wohl fortsetzen.Die Schwäche bei der Schmucknachfrage, die gegenüber dem bereits schwachen dritten Quartal 2019 um 29 % auf 333 Tonnen sank, wurde durch eine starke Investmentnachfrage etwas abgefedert. Im Vergleich zum Vorjahr legte diese um 21 % zu. Die Nachfrage nach Goldbarren und -münzen kletterte um 49 % auf 222,1 Tonnen. Die Zuflüsse in Gold-ETFs verlangsamten sich gegenüber dem ersten Halbjahr 2020 zwar leicht. Durch den Anstieg um 272,5 Tonnen erreichten die Zuflüsse in den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres allerdings 1 003,3 Tonnen, ein Rekordwert für diese Zeitspanne. Das weltweit in Gold-ETFs gehaltene Volumen erreichte mit 3 880 Tonnen in der Folge ebenfalls einen Höchststand. “Gold ist als sicherer Hafen gefragt, da sich die Privatanleger weiterhin Stabilität in einem volatilen Markt wünschen”, sagt Street. Dies erweise sich als Haupttreiber für den Goldpreis, der im Jahresverlauf um fast 25 % zugelegt hat und im August erstmals die Marke von 2 000 Dollar knackte. Euwax Gold im AufwindDer Popularitätsschub hält auch bei börsengehandelten Rohstoffen (ETCs) an. So ist der hinterlegte Bestand für das ETC Euwax Gold II nun erstmals auf über 10 Tonnen gewachsen. Dies kommt einer Verdopplung seit Jahresbeginn gleich. Dabei war das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen von Euwax Gold II an der Börse Stuttgart 2020 mehr als dreimal so hoch wie im Vorjahr. Wie die Börse mitteilt, wurden fast fünfmal mehr Kauf- als Verkaufsorders ausgeführt. Zur Beliebtheit der Anlageform in Deutschland trägt auch bei, dass Gewinne aus Goldzertifikaten mit Auslieferungsanspruch ab dem ersten Gramm nach Ablauf der Haltefrist von einem Jahr nicht versteuert werden müssen. Pläne der Bundesregierung, dies zu ändern, sind inzwischen vom Tisch.Derweil entwickelten sich die Zentralbanken laut WGC im dritten Quartal zu Nettoverkäufern von 12,1 Tonnen Gold. Dies war das erste Quartal mit Nettoverkäufen seit 2010. Für den Hauptteil waren die usbekische und die türkische Zentralbank verantwortlich. Der Goldbestand der Türkei sank im abgelaufenen Quartal um insgesamt 22,3 Tonnen. Nach Zukäufen im Juli und August veräußerte die Zentralbank allein im September 45,5 Tonnen, dies entspricht fast 8 % ihrer in Gold gehaltenen Währungsreserve. Dabei ist das Vertrauen in die türkische Lira, die gegenüber dem Dollar im laufenden Jahr um über 40 % abgewertet hat und derzeit regelmäßig die eigenen Negativrekorde unterbietet, ohnehin angekratzt.