MARKTCHANCEN 2014

Große Zuversicht für Japans Aktien

Nach einem Rekordjahr prognostizieren Banken weiteren Kursanstieg - Steuerpolitik als Hemmnis

Große Zuversicht für Japans Aktien

Von Martin Fritz, TokioDie meisten Analysten räumen Japans Aktienmarkt weiteres Potenzial ein, wenn auch in bescheidenerem Maß als im Rekordjahr 2013. Auch der Vergleich mit der Aktienrally aus dem vergangenen Jahrzehnt legt nahe, dass die positive Entwicklung noch eine Weile anhalten kann.Im abgelaufenen Börsenjahr sind japanische Aktien so stark gestiegen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Im globalen Vergleich hatten sie eindeutig die Nase vorn. Einen kräftigen und steten Impuls lieferten dabei ausländische Anleger, die in Summe Milliardenbeträge an die Börse von Tokio lenkten. Lange Zeit stark unterinvestiert, setzten viele internationale Anleger auf nachhaltige Impulse durch die Wirtschaftsstrategie der “Abenomics” mit ihren drei Pfeilen.Kann sich das gute Abschneiden japanischer Titel nun fortsetzen? Viele Anlagestrategen großer Banken und Broker glauben daran. Die Vorhersagen für den breit gefassten Topix liegen in der Spitze bei 1 750 Punkten (Mizuho). Dies lässt dem Index ein Potenzial von etwa 40 %. Die Citigroup begründete ihre ebenfalls sehr optimistische Prognose von 1 590 Zählern mit dem Anstieg der Firmengewinne auf ein historisches Hoch. Demnach sollen die Erträge der Firmen nach einem Sprung um 40 % im neuen Jahr um weitere 17 % zulegen. Nach Einschätzung der Citigroup werden die Manager in den Firmen nun vermehrt auf die Kapitalrendite und weniger auf den Beschäftigungserhalt achten. Hinzu kommt aus Sicht der Optimisten, dass die Bewertungen im Vergleich zu den neunziger Jahren noch Luft nach oben haben. Das Brokerhaus Morgan Stanley MUFG warnt allerdings vor kurzfristigen Korrekturen. Geldpolitik ist entscheidendDie größten Erwartungen der Anleger gelten der Geldpolitik als erstem Pfeil der Abenomics. Die angestrebte Verdoppelung der Geldbasis scheint nicht auszureichen, um die Kerninflation bis zum Frühjahr 2015 auf 2 % zu treiben. Notenbank-Gouverneur Haruhiko Kuroda dürfte daher ab dem Frühjahr oder Frühsommer die monetären Zügel noch mehr schleifen lassen. Nathan Gibbs, Japan-Experte des Vermögensverwalters Schroders, sieht die Überwindung der Deflation als wichtigsten Faktor für eine Normalisierung der japanischen Wirtschaft. Am meisten würden davon Firmen mit genügend Macht bei der Preisgestaltung profitieren. Daher rät Gibbs Investoren zu einem aktienspezifischen Ansatz.Die Geldpolitik beeinflusst auch den Wechselkurs des Yen, dessen Abwertung im abgelaufenen Jahr die Aufmerksamkeit vor allem auf exportstarke Unternehmen lenkte. Die Devise reagiert stark auf den Renditeabstand zwischen japanischen und amerikanischen Staatsanleihen. Nun halten viele Analysten sogar eine Abwertung bis auf das langjährige Mittel von knapp 120 Yen je Dollar für möglich.Der zweite Abenomics-Pfeil der fiskalischen Stimulierung dürfte im neuen Jahr indes enttäuschen. Das Konjunkturpaket im Volumen von 5,5 Bill. Yen (39 Mrd. Euro) fällt nur halb so groß aus wie im Jahr zuvor. Außerdem fangen diese Stimuli letztlich bloß den Wachstumseinbruch im zweiten Quartal auf, der durch die Erhöhung der Verbrauchssteuer um 3 Punkte auf 8 % entsteht. Viele Verbraucher zogen bereits teure Anschaffungen vor, so dass die Wirtschaft kräftig ins Stolpern geraten dürfte. Wie schnell die Konjunktur wieder Tritt fasst, wird vom Ausmaß der Lohnerhöhungen abhängen, die Arbeitgeber und Gewerkschaften im Frühjahr aushandeln.Auch beim dritten Pfeil sollten Investoren keine zu großen Erwartungen haben. Womöglich schon im Januar werden zwar mehrere Sonderwirtschaftszonen etabliert. Doch frühere Erfahrungen zeigen, dass Bürokraten die Deregulierung behindern. Spektakuläre Durchbrüche bei Strukturreformen sind daher nicht zu erwarten, aber in der Summe könnten viele kleine Schritte die Wirtschaft verändern. Der Abschluss der Verhandlungen über das Freihandelsabkommen der Pazifik-Anrainer würde die japanische Wirtschaft wohl am meisten stärken.Unter dem Strich sollte in Japan dennoch ein deutliches Wirtschaftswachstum stehen. Die UBS zum Beispiel geht von einer Rate von 1,7 % aus – bei einer Belebung der globalen Konjunktur. Chancen erkennen Anlagestrategen insbesondere bei Automobil- und Finanzwerten.