Gute Aussichten für Kosmetikaktien
Weltweit werden immer mehr Kosmetika über spezialisierte Einzelhändler verkauft, Unternehmen wie Sephora aus Frankreich sind extrem erfolgreich. Die großen Kosmetikkonzerne müssen sich darauf einstellen. Einer Studie der Schweizer Bank zufolge gelingt das vor allem L’Oréal gut.amb Frankfurt – Die weltweite Kosmetikbranche befindet sich im Umbruch: Immer mehr Wimperntusche, Mascara, Lippenstifte und Parfüms werden über spezialisierte Einzelhändler verkauft – sei es Ulta, Sephora oder Boots. So sorgte die Eröffnung der ersten deutschen Filiale der “Kultkette” Sephora in München Ende Juni für Furore unter Beauty-Bloggern und Make-up-Fans. Die großen Kosmetikkonzerne werden einer Studie der UBS zufolge davon in unterschiedlichem Maße profitieren.Auf der Gewinnerseite sieht die Schweizer Bank vor allem L’Oréal, die Aktie wird zum Kauf empfohlen. Auch Estée Lauder komme der Trend zugute, hier wird allerdings nur mit “Neutral” votiert. Für die großen Konsumgüterkonzerne Procter & Gamble, Beiersdorf, Henkel und Unilever, die auch Kosmetikprodukte anbieten, mache sich der Aufstieg der spezialisierten Ketten noch nicht bemerkbar, den Analysten zufolge könnte das in Zukunft aber anders werden. Hier wird lediglich Procter & Gamble zum Kauf empfohlen.Laut UBS wurden 2016 weltweit knapp 15 % aller Kosmetikprodukte über spezialisierte Einzelhändler verkauft nach 13,7 % 2006 – Tendenz weiter steigend. Bislang stehen Zahlen von Euromonitor zufolge noch die großen Supermärkte an erster Stelle mit einem Marktanteil von 27 %. Auf den Plätzen 3 bis 5 finden sich Drogerien mit 14 %, Warenhäuser und Direktverkäufer mit jeweils 9 % sowie Internet-Shops mit 7 %. Die Studie, im Rahmen derer über 5 000 Konsumenten in den USA, Großbritannien, China und Brasilien befragt wurden, zeigt, dass die spezialisierten Einzelhändler für 10 % erste Anlaufstelle für Kosmetika sind, für 22 % erste oder zweite. “Die spezialisierten Einzelhändler gehören also zu den beliebtesten Einkaufs-Spots für Kosmetikprodukte.” Laut UBS ist die Branche seit 2009 um 6 % jährlich gewachsen, schneller als die Kosmetikbranche als Ganzes mit 5 %.Die Bank hat für ihre Untersuchung etwa 30 Websites von spezialisierten Kosmetikeinzelhändlern in sieben Ländern unter die Lupe genommen, die Daten reichen zurück bis zum Oktober 2015. Die analysierten Einzelhändler sind dabei recht unterschiedlich aufgestellt: Manche konzentrieren sich eher auf den Massenmarkt, manche bieten eher hochpreisige Kosmetika. Das Ergebnis: Besonders präsent mit seinen Produkten ist der französische Weltmarktführer L’Oréal. Er taucht auch in den “Bestseller”-Listen der Spezialisten besonders häufig auf. Estée Lauder NeutralFür L’Oréal wird die Kaufempfehlung bestätigt. Der Konzern hänge die Konkurrenz ganz klar ab. Allerdings mahnen die Analysten auch, die Entwicklung im Auge zu behalten, zuletzt hätten nämlich Zuwächse in einigen Kategorien Verluste in anderen gegenübergestanden. L’Oréal hat am Donnerstag nach Börsenschluss aktuelle Zahlen bekannt gegeben: Der Konzern konnte seinen operativen Gewinn im ersten Halbjahr 2017 um 7,1 % auf 2,53 Mrd. Euro steigern, bei einem Umsatzplus von 4,3 % auf 13,4 Mrd. Euro. Allerdings war am Markt mit noch mehr gerechnet worden. Estée Lauder wird hingegen weiter nur mit “Neutral” eingestuft. Das US-Unternehmen wird als großer Konkurrent für L’Oréal gesehen, zudem sei die jüngste Entwicklung positiv, besonders in den USA mit den Marken Estée Lauder, MAC und Bumble & Bumble. Allerdings könne das durch die Negativentwicklung im Segment Kaufhäuser zunichtegemacht werden.Das US-Unternehmen Coty sei gut positioniert im Segment Düfte, in anderen Kategorien hinke das Unternehmen aber Estée Lauder und L’Oréal hinterher. Zu Coty, das von der deutschen Milliardärsfamilie Reimann kontrolliert wird, gehören Marken wie Wella, Max Factor sowie die Parfüms Hugo Boss, Davidoff und Joop. Eine Empfehlung für Coty wird nicht ausgesprochen. Auf Haarprodukte gesetztProcter & Gamble wird mit “Buy” eingestuft. Das Unternehmen verkaufe seine Produkte nicht über Sephora und Ulta und tauche daher in den Listen kaum auf, heißt es in der Studie. In Großbritannien würden Procter-&-Gamble-Kosmetika aber über Boots verkauft, hier werde etwa bei Haarprodukten ein Marktanteil von 24 % erreicht. “Das stimmt optimistisch für den Fall, dass sich P & G entschließen sollte, in diesem Marktsegment aggressiver zu expandieren”, heißt es.Unilever wird mit “Neutral” eingestuft, hier sehen die Analysten noch Potenzial für die Präsenz in spezialisierten Kosmetikketten. Zu Unilever gehören im Körperpflegebereich Marken wie Axe, Dove, Duschdas und Rexona. Beiersdorf habe immerhin in Großbritannien mit Nivea einen beachtlichen Marktanteil bei den spezialisierten Einzelhändlern, die Aktie wird aber mit “Sell” eingestuft. Ebenfalls “Sell” lautet das Votum für Henkel. Der Düsseldorfer Konzern ist vor allem im Haarpflegebereich aktiv mit Marken wie Schwarzkopf, Syoss, Schauma und Gliss Kur. Preiserhöhungen belastenMorgan Stanley hat die Bewertung von L’Oréal in der abgelaufenen Woche wieder aufgenommen und mit “Equal-weight” bei einem Kursziel von 195 (derzeit 177,25 Euro) votiert. Der Konzern sei bei Produkten, die schnell das Verkaufsregal wieder verlassen, führend, heißt es, von der Bewertung her bleibe aber kaum Luft nach oben. Auch Goldman Sachs stuft die Aktie nur neutral ein, hob das Kursziel aber in der abgelaufenen Woche von 177 auf 202 Euro an. Erstmals seit 2011 dürften Konsumgüterkonzerne in diesem Jahr wieder mit höheren Einkaufspreisen konfrontiert werden, die aber an die Kunden weitergegeben werden könnten, erklären die Analysten. Weitere Preiserhöhungen dürften nun aber schwerer fallen.