Gutes Jahr für Euro-Aktien

Dax legt um 12,5 Prozent zu - Lufthansa mit Abstand stärkster deutscher Blue Chip

Gutes Jahr für Euro-Aktien

Von Christopher Kalbhenn, FrankfurtEuropas Aktienmärkte blicken erneut auf ein gutes Jahr zurück. Tatsächlich ist es sogar ein besseres Jahr gewesen als 2016. So hat der Dax, der bis auf ein Rekordhoch von 13 525 Zählern geklettert ist, mit einem Schlussstand von 12 917,64 Punkten 12,5 % gewonnen, nachdem er im Vorjahr um 6,9 % zugelegt hatte. Damit hat er den Euro Stoxx 50, der rund 6 % gewonnen hat, deutlich geschlagen. Nicht mithalten konnten Dax und Euro Stoxx 50 allerdings mit den amerikanischen Leitindizes. So sind der Dow und der Nasdaq Composite um rund 25 % und 28 % gestiegen. Dazu hat maßgeblich der globale Höhenflug der Technologiebranche beigetragen.Beflügelt wurden die Aktienmärkte – wie auch schon in den Vorjahren – durch die enorme Liquiditätsflut der internationalen Notenbanken. Die europäischen Aktienmärkte profitierten von der ultralockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die auch 2017 an den Anleihemärkten sehr aktiv war. Gekauft wurden seitens EZB Staatsanleihen, Bonds halbstaatlicher Emittenten, Covered Bonds, wozu die Pfandbriefe zählen, und Asset Backed Securities sowie Unternehmensanleihen. Durch die EZB-Käufe wurden die Renditen der betreffenden Bonds immer weiter nach unten gedrückt. Auf der Suche nach Alternativen griffen die Anleger auch bei den Aktien zu. Die ultralockere Geldpolitik bescherte den Dividendentiteln somit Rückenwind. Opfer des ErfolgsLetztlich sind die Aktienmärkte des Euroraums 2017 in gewisser Weise Opfer des Erfolgs der Region geworden. Nach dem Sieg Emmanuel Macrons bei den französischen Präsidentschaftswahlen legten sich bei den internationalen Investoren die Befürchtungen, dass die EU auseinanderfallen würde bzw. dem Euro das Aus droht. Wachstum überraschtZusätzlich gestärkt wurde das Vertrauen der Anleger und damit ihre Nachfrage nach Euro-Assets dadurch, dass sich das Wachstum der Eurozone überraschend deutlich beschleunigte mit dem Ergebnis, dass die Prognosen für die Region im Verlauf des Jahres nach oben revidiert werden mussten. Dasselbe gilt für die Unternehmensgewinne bzw. Ergebnisprognosen. Nachdem die Analysten mehrere Jahre lang für die Gewinne der Dax-Unternehmensgewinne zu optimistisch gewesen waren und ihre Prognosen stets hatten nach unten revidieren müssen, waren sie zu Beginn des Jahres 2017 zu pessimistisch und mussten ihre Prognosen Zug zum Zug nach oben revidieren. So sind die Konsensprognosen für den aggregierten Gewinn je Aktie der in dem Index enthaltenen Unternehmen für die Jahre 2017 und 2018, die zum Jahresbeginn noch bei 856 und 936 Indexpunkten lagen, auf 889 und 979 Zähler gestiegen.Für den Dax bedeutete die positive Entwicklung des Euroraums aber eine Belastung in Form steigender Euro-Notierungen. Während die amerikanischen Indizes fast ununterbrochen von Rekord zu Rekord eilten, musste der Dax im Sommer eine Durststrecke überstehen, deren Ende ziemlich genau mit dem Abschluss der Euro-Aufwertung zusammenfiel. Pfund stützt FTSE 100Andere europäische Indizes profitierten dagegen von nachgebenden Heimatwährungen. So stieg der FTSE 00 trotz der Brexit-Risiken für die britische Wirtschaft bis auf ein Rekordhoch von 7 697 Zählern, das zum Jahresschluss erreicht wurde, und lag zuletzt mit einem Jahresplus von 7,6 % bei 7 688 Zählern. Grund ist die Tatsache, dass die Unternehmen des Index einen sehr hohen Anteil ihrer Erlöse und Gewinne im Ausland erwirtschaften.Der Schweizer Index SMI legte bis auf ein Allzeithoch von 9 469 zu und gewann im Gesamtjahr rund 13 %. Für Auftrieb sorgte hier die Erholung des Euro gegen den Franken, nachdem die Schweizer Wirtschaft und der Aktienmarkt zuvor von dem Frankenschock vom Januar 2015 gebeutelt worden waren.Die Aktie des Jahres im Dax war eindeutig Lufthansa. Der Titel stieg im Dezember erstmals über die Schwelle von 30 Euro und legte bei einem Schlusskurs von 30,72 Euro um 150 % zu. Lufthansa waren damit nicht nur mit Abstand der stärkste Dax-Wert, sondern auch einer der stärksten Titel im breiten Stoxx-Europe-600-Index. Die Aktie des Wettbewerbers Air France-KLM war übrigens mit einem Plus von 159 % ebenfalls eine der stärksten Komponenten. Getrieben wurde die Aktie der Lufthansa neben einer sehr guten geschäftlichen Entwicklung unter anderem von der Insolvenz der Air Berlin. Das Unternehmen, dass große Teile des ehemaligen Konkurrenten übernimmt, verfügt nun über eine erheblich gestärkte Wettbewerbsposition am deutschen Markt. ProSieben Verlierer des JahresDamit kann zugleich das Thema Abstieg aus dem Dax – Lufthansa war lange als einer der “Favoriten” gehandelt worden – abgehakt werden. Das Gegenteil galt im alten Jahr für die Aktie des Fernsehsenderbetreibers ProSiebenSat.1 Media. Mehrere Gewinnwarnungen des Unternehmens erschütterten das Vertrauen der Investoren, was zur Folge hatte, dass die Aktie im alten Jahr um bis zu 33 % auf 24,50 Euro absackte, ein Tief, das am 14. November erreicht wurde. Damit sank die Streubesitzkapitalisierung des erst im März 2016 aufgenommenen Titels in den kritischen Bereich von rund 5,5 Mrd. Euro, ab dem um den Verbleib im deutschen Standardwerteindex hätte gefürchtet werden müssen. In den zurückliegenden Wochen konnte sich der Wert aber, gestützt unter anderem von einem Chefwechsel, erholen und wieder ein Stück weit von der Gefahrenzone entfernen. Bei einem Jahresschlusskurs von 28,71 Euro belief sich sein Minus auf rund 22 %.Spitzenreiter des Euro Stoxx 50 und des Stoxx Europe 50 waren – wenig überraschend – Aktien der Technologiebranche: die niederländische ASML mit einem Plus von 36 % sowie AMS, die sich um 204 % befestigten. Die Aktie des Schweizer Apple-Zulieferers AMS profitierte unter anderem vom Erfolg des neuen iPhone-Modells.